Freyberg, d. 13 May. 1800.
Ein junger Mensch, der von hier nach Berlin geht, wo er zu Hause gehört, hat mich um ein EmpfelungsSchreiben an Sie gebeten – eine gute Seele, die man vielleicht wenig einräumen, aber gewiß noch weniger abschlagen wird. Mir war diese Gelegenheit deshalb lieb, weil ich sie benüzen könnte um Ihnen in einer Sache um Rath zu bitten, wo nur Sie rathen können. Sie werden schon wißen, daß ich in den Streit des Schellings mit der L.Z. mit verwickelt bin. Die Anecdote, die ich für Schelling verbarg, und ihm erst, nachdem er sie durch einen andern erfuhr, erlaubte öffentlich bekannt zu machen, hat, wie mir Schelling schreibt, den Hrn Hufeland außerordentlich irritirt. Ich stehe natürlich für das was, ich gesagt habe, und kann nicht erwarten, daß sich Hufeland erfrechen sollte die Geschichte abzuleugnen nachdem ich ihm mit allen Umständen öffentlich an sie erinnert haben werde. Indeßen kann ich nicht wißen zu welche[n] Mitteln ein solcher Mensch greifen kann um seine sinkende Reputation zu retten. Schelling muß [/] ihm zur Verzweiflung gebracht haben. Sollte aber die Zeit nicht herannahen, da man diesen Menschen in seiner ganzen Blöße zeigen könnte? Die auffallende Niederträchtigkeit, die er sich gegen Ihnen erlaubte, als Sie Jena verließen, verdiente sie nicht öffentlich bekannt gemacht zu werden? Mir ist freylich nichts wiederlicher als persönliche Streitigkeiten. In meinem Fache lebend, das ich mit Leidenschaft liebe – werde ich Tag für Tag mehr und mehr davon überzeugt, dass ich bey den Wißenschaften allein Zufriedenheit und Ruhe finden werde, daß sie es allein vermögen meinen unsteten, tobenden Sinn einzuwiegen, daß ihre Harmonie allein die Erinnyen verbannen [könne], die mich verfolgen. Ich werde aber jezt wohl hervortreten müßen. Nun so möchte ich auch den Kampfplatz nicht eher verlaßen, als ich der Welt einen neuen au[f]fallenden Beispiel von der Art, wie man gegen den transcendentalen Idealism gekämpft hat, zeigte. Ich möchte den elenden Menschen seine Larve abziehen, ihm in seiner Nackheit hinstellen und mich stillschweigend zurückziehen. Wollten Sie mir es erlauben die Documente, die ich in den Händen habe, die nur zu [/] deutlich gegen Hufeland zeugen, ohne daß irgend ein Mensch, ich ausgenommen, in der Sache verwickelt wird, bekannt zu machen? Ich bin Ihnen unendlich viel schuldig. Daß ich die Welt, mich in der Welt, und die Welt in mich erkenne, daß ich ein erneuertes Daseyn errungen habe, das verdanke ich Ihnen. Es ist aber nicht Dankbarkeit, kein persönliches Intereße für Ihre Person – es ist die Überzeugung, daß diese Sache öffentlich bekannt gemacht zu werden verdient, die mir dazu bringt. Was ich Ihnen schuldig bin, zahle ich durch stilles Ausbilden meiner Selbst, durch thätiges Wirken durch dem was ich bin ab –
H: Steffens.
Verzeihen Sie mir die Sudeley. Ich habe nur kurze Zeit gehabt. Der junge Mensch heißt Riedel und ist Sohn eines Baudirektor. Er ist Bergcadet.
Ein junger Mensch, der von hier nach Berlin geht, wo er zu Hause gehört, hat mich um ein EmpfelungsSchreiben an Sie gebeten – eine gute Seele, die man vielleicht wenig einräumen, aber gewiß noch weniger abschlagen wird. Mir war diese Gelegenheit deshalb lieb, weil ich sie benüzen könnte um Ihnen in einer Sache um Rath zu bitten, wo nur Sie rathen können. Sie werden schon wißen, daß ich in den Streit des Schellings mit der L.Z. mit verwickelt bin. Die Anecdote, die ich für Schelling verbarg, und ihm erst, nachdem er sie durch einen andern erfuhr, erlaubte öffentlich bekannt zu machen, hat, wie mir Schelling schreibt, den Hrn Hufeland außerordentlich irritirt. Ich stehe natürlich für das was, ich gesagt habe, und kann nicht erwarten, daß sich Hufeland erfrechen sollte die Geschichte abzuleugnen nachdem ich ihm mit allen Umständen öffentlich an sie erinnert haben werde. Indeßen kann ich nicht wißen zu welche[n] Mitteln ein solcher Mensch greifen kann um seine sinkende Reputation zu retten. Schelling muß [/] ihm zur Verzweiflung gebracht haben. Sollte aber die Zeit nicht herannahen, da man diesen Menschen in seiner ganzen Blöße zeigen könnte? Die auffallende Niederträchtigkeit, die er sich gegen Ihnen erlaubte, als Sie Jena verließen, verdiente sie nicht öffentlich bekannt gemacht zu werden? Mir ist freylich nichts wiederlicher als persönliche Streitigkeiten. In meinem Fache lebend, das ich mit Leidenschaft liebe – werde ich Tag für Tag mehr und mehr davon überzeugt, dass ich bey den Wißenschaften allein Zufriedenheit und Ruhe finden werde, daß sie es allein vermögen meinen unsteten, tobenden Sinn einzuwiegen, daß ihre Harmonie allein die Erinnyen verbannen [könne], die mich verfolgen. Ich werde aber jezt wohl hervortreten müßen. Nun so möchte ich auch den Kampfplatz nicht eher verlaßen, als ich der Welt einen neuen au[f]fallenden Beispiel von der Art, wie man gegen den transcendentalen Idealism gekämpft hat, zeigte. Ich möchte den elenden Menschen seine Larve abziehen, ihm in seiner Nackheit hinstellen und mich stillschweigend zurückziehen. Wollten Sie mir es erlauben die Documente, die ich in den Händen habe, die nur zu [/] deutlich gegen Hufeland zeugen, ohne daß irgend ein Mensch, ich ausgenommen, in der Sache verwickelt wird, bekannt zu machen? Ich bin Ihnen unendlich viel schuldig. Daß ich die Welt, mich in der Welt, und die Welt in mich erkenne, daß ich ein erneuertes Daseyn errungen habe, das verdanke ich Ihnen. Es ist aber nicht Dankbarkeit, kein persönliches Intereße für Ihre Person – es ist die Überzeugung, daß diese Sache öffentlich bekannt gemacht zu werden verdient, die mir dazu bringt. Was ich Ihnen schuldig bin, zahle ich durch stilles Ausbilden meiner Selbst, durch thätiges Wirken durch dem was ich bin ab –
H: Steffens.
Verzeihen Sie mir die Sudeley. Ich habe nur kurze Zeit gehabt. Der junge Mensch heißt Riedel und ist Sohn eines Baudirektor. Er ist Bergcadet.