Berlin d. 11t. Jan. 1795.
Hier sende ich Ihnen mein theuerster Herr Bruder die 5 ersten Blairschen Predigten, die Sie mir zu überschiken die Güte gehabt haben, mit dem verbindlichsten Danke zurück. Es würde schon eher geschehen seyn; wenn Beschäftigungen, die der Jahreswechsel veranlaßt, mich nicht in Ansehung meiner Zeitverwendung eingeschränkt hätten.
Sie werden aus den Ändrungen, die ich in Ihrer Handschrift, selbst zu machen mir erlaubt habe, sehen, daß ich Ihren Wunsch strenge zu prüfen und zu kritisiren, vielleicht mehr, als Recht ist, erfüllt habe. Andre Verändrungen habe in dem beyliegenden Blatte bemerkt, und überlaße ob Sie davon Gebrauch machen, und Sie Ihrem Concepte Selbst beyschreiben wollen. In der That bin ich nicht so herausnehmend zu behaupten, daß ich nicht hin und wieder eher verschlimmert als gebeßert haben sollte. Aber bewußt bin ich mir doch, bey allen in Vorschlag gebrachten Verändrungen irgend einen Grund gehabt zu haben, den Sie bey den mehresten Stellen leicht errathen werden.
Im Allgemeinen kann ich nicht anders, als Ihnen meine herzliche Freude über die Richtigkeit und Treflichkeit Ihrer Übersetzung zu bezeugen. Daß Sie den Verfaßer nicht allein ganz verstanden, sondern Sich auch durchaus in seine Manier hineinstudirt, und auch die zarteste Schönheit seiner Diction gefühlt haben, leuchtet überall hervor. Die Unzufriedenheit, die Sie mit ihrer Arbeit in manchen | Stellen zu haben bezeugen – kenne ich aus der Erfahrung. Aber eben sie ist glaube ich ein Beweiß, daß wir einen solchen Schriftsteller zu übersetzen nicht unfähig und nicht unwerth sind. Wer eine Arbeit dieser Art leicht findet, wird zwar übersetzen; aber er wird den Blair nicht darstellen. Fahren Sie theuerster Herr Bruder auf Ihrem Wege mit gutem Muthe fort; und erlauben Sie mir auch das Vergnügen die nächsten 5 Predigten mit dem gleichem Fleiße zu studiren und zu bekritteln. – Sie müßen übrigens nun den herrlichen Genuß, den das Vertrautwerden mit dem Blairschen Geiste gewährt, aus eigner Erfahrung kennen.
Die Textes Worte der ersten Predigt habe ich geändert; weil des Dr. Luthers „Meine Seele verdreußt mein Leben” mir gar zu seltsam und undeutsch zu klingen scheint. Ich stelle anheim ob Sie, um doch dem Hebraismus sein Recht widerfahren zu laßen, dafür setzen wollen: „meine Seele ist meines Lebens überdrüßig“. Ich habe bey den vorigen Theilen mir auch die Freyheit genommen: die englische Übersetzung, wo sie schicklicher war, statt der teutschen zu gebrauchen; und es dann unten angeführt.
Die Kommas haben Sie oft ausgelaßen; und würde ich bitten, mir hiernächst die Correctur, die ich mir aus Leipzig schiken laße, zu erleichtern, darauf in der Folge Rüksicht zu nehmen; auch die Semikolons, da, wo | sie Blair gebraucht, der Gleichförmigkeit mit den ersten Theilen wegen, nicht wegzulaßen.
Es bleibt mir sonst durchaus nichts zu wünschen übrig. Die ganze Arbeit entspricht völlig meiner Erwartung.
Wenn Sie mir nun diese 3 ersten Predigten hiernächst mit den folgenden gleich wieder zurückschiken wollen: so könte ich sie sogleich nach Leipzig befördern; damit allenfals mit dem Drucke sogleich könne angefangen werden.
Mit meiner Hülfe geht es leider nur langsam. Ich bin noch nicht mit der dritten Predigt fertig, so vieles Vergnügen mir auch diese Beschäftigung macht – aber ich muß die Stunden dazu mir gleichsam abstehlen. Wenn ich in allem 5 oder 6 Predigten liefern kann, werde ich froh seyn. Ich muß daher sehr auf Ihren Fleiß rechnen.
Daß Herr p Wunster mit [7] rth 16 gr monathlich, als so viel ihm jetzt an Einnahmen nur hat versichert werden können, des Herrn Vaters Nachfolger geworden, ist Ihnen ohne Zweifel bekant.
Herr p Brunn kömt nach Magdeburg. Herr p Beck wird nach Strasburg versetzt; und Herr Candidat Dohlhoff ist zu seinem Nachfolger bestimmt.
Leben Sie wohl mein werther Herr Bruder und seyn meiner aufrichtigsten Hochachtung versichert
Sack.
Hier sende ich Ihnen mein theuerster Herr Bruder die 5 ersten Blairschen Predigten, die Sie mir zu überschiken die Güte gehabt haben, mit dem verbindlichsten Danke zurück. Es würde schon eher geschehen seyn; wenn Beschäftigungen, die der Jahreswechsel veranlaßt, mich nicht in Ansehung meiner Zeitverwendung eingeschränkt hätten.
Sie werden aus den Ändrungen, die ich in Ihrer Handschrift, selbst zu machen mir erlaubt habe, sehen, daß ich Ihren Wunsch strenge zu prüfen und zu kritisiren, vielleicht mehr, als Recht ist, erfüllt habe. Andre Verändrungen habe in dem beyliegenden Blatte bemerkt, und überlaße ob Sie davon Gebrauch machen, und Sie Ihrem Concepte Selbst beyschreiben wollen. In der That bin ich nicht so herausnehmend zu behaupten, daß ich nicht hin und wieder eher verschlimmert als gebeßert haben sollte. Aber bewußt bin ich mir doch, bey allen in Vorschlag gebrachten Verändrungen irgend einen Grund gehabt zu haben, den Sie bey den mehresten Stellen leicht errathen werden.
Im Allgemeinen kann ich nicht anders, als Ihnen meine herzliche Freude über die Richtigkeit und Treflichkeit Ihrer Übersetzung zu bezeugen. Daß Sie den Verfaßer nicht allein ganz verstanden, sondern Sich auch durchaus in seine Manier hineinstudirt, und auch die zarteste Schönheit seiner Diction gefühlt haben, leuchtet überall hervor. Die Unzufriedenheit, die Sie mit ihrer Arbeit in manchen | Stellen zu haben bezeugen – kenne ich aus der Erfahrung. Aber eben sie ist glaube ich ein Beweiß, daß wir einen solchen Schriftsteller zu übersetzen nicht unfähig und nicht unwerth sind. Wer eine Arbeit dieser Art leicht findet, wird zwar übersetzen; aber er wird den Blair nicht darstellen. Fahren Sie theuerster Herr Bruder auf Ihrem Wege mit gutem Muthe fort; und erlauben Sie mir auch das Vergnügen die nächsten 5 Predigten mit dem gleichem Fleiße zu studiren und zu bekritteln. – Sie müßen übrigens nun den herrlichen Genuß, den das Vertrautwerden mit dem Blairschen Geiste gewährt, aus eigner Erfahrung kennen.
Die Textes Worte der ersten Predigt habe ich geändert; weil des Dr. Luthers „Meine Seele verdreußt mein Leben” mir gar zu seltsam und undeutsch zu klingen scheint. Ich stelle anheim ob Sie, um doch dem Hebraismus sein Recht widerfahren zu laßen, dafür setzen wollen: „meine Seele ist meines Lebens überdrüßig“. Ich habe bey den vorigen Theilen mir auch die Freyheit genommen: die englische Übersetzung, wo sie schicklicher war, statt der teutschen zu gebrauchen; und es dann unten angeführt.
Die Kommas haben Sie oft ausgelaßen; und würde ich bitten, mir hiernächst die Correctur, die ich mir aus Leipzig schiken laße, zu erleichtern, darauf in der Folge Rüksicht zu nehmen; auch die Semikolons, da, wo | sie Blair gebraucht, der Gleichförmigkeit mit den ersten Theilen wegen, nicht wegzulaßen.
Es bleibt mir sonst durchaus nichts zu wünschen übrig. Die ganze Arbeit entspricht völlig meiner Erwartung.
Wenn Sie mir nun diese 3 ersten Predigten hiernächst mit den folgenden gleich wieder zurückschiken wollen: so könte ich sie sogleich nach Leipzig befördern; damit allenfals mit dem Drucke sogleich könne angefangen werden.
Mit meiner Hülfe geht es leider nur langsam. Ich bin noch nicht mit der dritten Predigt fertig, so vieles Vergnügen mir auch diese Beschäftigung macht – aber ich muß die Stunden dazu mir gleichsam abstehlen. Wenn ich in allem 5 oder 6 Predigten liefern kann, werde ich froh seyn. Ich muß daher sehr auf Ihren Fleiß rechnen.
Daß Herr p Wunster mit [7] rth 16 gr monathlich, als so viel ihm jetzt an Einnahmen nur hat versichert werden können, des Herrn Vaters Nachfolger geworden, ist Ihnen ohne Zweifel bekant.
Herr p Brunn kömt nach Magdeburg. Herr p Beck wird nach Strasburg versetzt; und Herr Candidat Dohlhoff ist zu seinem Nachfolger bestimmt.
Leben Sie wohl mein werther Herr Bruder und seyn meiner aufrichtigsten Hochachtung versichert
Sack.