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Friedrich Samuel Gottfried Sack to Friedrich Schleiermacher

Mein theuerster Herr Prediger
Es ist in der heutigen Conferenz des Kirchen Directorii die PredigerStelle zu Landsberg Ihrem Herrn Oncle Stubenrauch conferirt worden; und werden Sie Sich gewiß darüber freuen, daß diesem würdigen Manne hierdurch wenigstens eine angenehmere Lage verschaft worden ist: so wie die Gemeine bey der Vereitlung ihres Wunsches, Sie zu behalten, sich in der Versicherung einen erfahrenen und rechtschaffenen Prediger wieder zu erhalten am besten beruhigen wird. Die Drossensche Stelle ist dem bisherigen Charité Prediger Herrn Kriege, der befördert werden mußte, gegeben worden. Bey dieser Gelegenheit ist dann natürlicher Weise auch die Rede von Ihrer Versorgung gewesen. Der älteste Kandidat ist der viele Jahre im Pots- damschen WaisenHause gewesene Informator Herr Küster, der pro ministerio examinirt und ein geschickter junger Mann ist, und sich sehr nach einer Beförderung sehnet. Es würde ihm ohne Zweifel die noch vacante 2te Prediger Stelle in Brandenburg zu theil geworden seyn, wenn das Collegium nicht gewünscht hätte, Sie vorzüglich nach Ablauf des Gnaden Jahres in Landsberg mit einer andern Stelle zu versorgen; indem man geglaubt: es würde Ihnen zu unangenehm seyn, jetzt wieder als Candidatus alumnus einzutreten. Die Brandenburgische | Stelle ist Ihnen daher zugedacht, wenn Sie Selbst es nicht vorziehen sollten, eine andre Gelegenheit zu einer beßeren Versorgung alhier als Alumnus abzuwarten; oder mit der hiesigen Charité Prediger Stelle Sich einige Jahre zu begnügen. Letztere wird vom Armen Directorio besetzt; ich bin aber fast sicher, daß wenn Sie sie wünschen sollten, die assesores die das jus praesentandi haben, Sie vorzüglich in Vorschlag bringen werden.
Hierüber bitte ich mir nun mit nächster Post Ihre Gedanken aus; und füge nur eine Nachricht von der Beschaffenheit der Einnahmen einer jeden der 3 Stellen bey; die übrigen Ihnen bekannten Umstände muß ich Ihrer besondren Beurtheilung überlaßen; und will, um Ihre Wahl nicht zu behindern, mein eigenes Urtheil und meinen Wunsch nicht anzeigen.
Als Alumnus hätten sie mit den gewöhnlichen Douceur Geldern 165 rth – dabey Zeit und Gelegenheit genug Sich eben soviel durch Unterweisungen zu verdienen. Aussicht auf baldige Beförderung, ohne vorher die | Reise Tour abzuwarten, würde Ihnen nicht fehlen.
Als Prediger in der Charité wäre Ihre Einnahme außer ganz freier Station, (worunter Holz Wäsche Licht Eßen Trinken) 215 rth Gehalt und circa 20 rth accidenzien und ein Recht auf Beförderung nach 3 oder 4 Jahren.
Die 2te Brandenburgische Prediger Stelle hat Einnahme, außer Wohnung und einem kleinen Garten 288 rth und circa 36 rth accidenzien. Bey ihr ist die Hofnung zu einer Verbeßrung wenn eine gewiße alte Kriegsräthin [Gaede] stirbt; nach deren Tode ein Legatum zur Verbeßrung des 2ten Predigers auf kömmt. Sie wird existente casu wenigstens 400 rth Einnahmen haben.
Überlegen Sie dieses nun theuerster Herr Prediger und sagen mir aufrichtig, was Ihnen das wünschenswürdigste scheint.
Ich bin von ganzem Herzen der Ihrige
Sack
Berlin d. 18ten Nov. 1795.
Metadata Concerning Header
  • Date: Mittwoch, 18. November 1795
  • Sender: Friedrich Samuel Gottfried Sack ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Landsberg (Warthe) · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 1. Briefwechsel 1774‒1796 (Briefe 1‒326). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1985, S. 391‒392.

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