Lieber alter Freund,
Die Entschuldigungen warum wir wieder ein so langes Intervall haben entstehen laßen, wollen wir nur immer gegen einander sparen, wir kennen uns beide, wißen daß nicht Mangel an Freundschaft, nicht Mangel an Erinnerung und Andencken, sondern Kleinigkeiten die Quellen unseres sparsamen Briefwechsels sind; und das gantze menschlich Leben, alle unsere ack- tiven und paßiven Handlungen hängen ja gewöhnlich von Kleinigkeiten ab, warum nicht auch der Fortgang und Stillstand eines freundschaftlichen Briefwechsels? So viel aber stehe statt aller Entschuldigung hier: daß wohl selten ein Tag vergeht, da wir nicht an Dich einen Gedancken schickten; und ohne daß Du mir daßelbe von Dir sagst, so weiß ich gewiß, daß die Gedanckenpost unter uns sehr starck geht. Und nun zur Geschichte unserer Schicksale, von unserm letzten Briefwechsel bis jetzt.
Eben habe ich Deinen letzten Brief vom 2ten May anni praeteriti überlesen, um genau alles hererzählen zu können, was sich seitdem mit uns zugetragen hat. Die erste wichtige Begebenheit ist die, daß mir meine Frau in der Nacht vom 1ten auf den 2ten Januar einen schönen, gesunden, großen Jungen gebahr, worüber – wie Du leicht dencken kannst – überall viel und große Freude war; und dieß Stückchen Arbeit ist mir gelungen, ohne Henckels entdecktes Geheimniß p, das Du mir in Deinem Briefe in dieser Rücksicht anempfielst, studirt zu haben. Der Junge ist Johann Friedrich getauft und gerade heute 5 Wochen alt. Nun habe ich also in drey Jahren meiner Ehe auch drey Kinder der Welt geschenckt, und jetzt meine ich kann die Welt mit mir zufrieden seyn; ich wünschte wenigstens nichts weiter zur Vergrößerung des Preußischen Bevölkerungszustandes beyzutragen; allein da läßt sich nichts zu- und nichts abthun, und so möchtest Du denn doch noch wohl manchmal von derley Hausverändrungen zu Ohren bekommen. Dießmal hat sich meine Frau hübsch schonen müßen, ist auch bis heute noch nicht aus dem Hause gewesen, dafür aber auch recht gesund. Meine beiden Mädchens wachsen schön heran, die Linchen geht und spricht; und die Jettchen, die sehr lebhaften feurigen Temperaments ist, wird sie bald eingeholt haben; so viel von dem kleinen Jungen jetzt zu urtheilen ist, so wird er von meinen Kindern das schönste, und sehr lebhaft werden, obgleich meine Mädchen allenthalben schon für kleine Engel gelten. Soll ich sie Dir beschreiben? Linchen, ist ein dickes rundes Mädchen, mit großen himmelblauen Augen, blondem Haar, einer niedlichen kleinen Stutznase, und einem Grübchen im Kinn; ihr gantzes Wesen ist samft, wie ihr Auge. Jettchen, ist äußerst fein gebaut, hat aber ein braunes blitzendes Auge, das von ein Paar dunckeln Augenbraunen überschattet wird, ein kleines Stutznäschen, kein Grübchen im Kinn, aber ein nußbraunes Haar, das sich in natürliche Locken schlägt; Ihr Temperament ist wild, etwas trotzig und mehr männlich als weibisch. Der kleine Fritz, ist ungleich größer | wie seine Geschwister in seinem Alter waren; er hat ein dunckles braunes Haar, starcke Augenbraunen, ein dunckles großes Auge und – was mir viel Freude macht – eine starcke große Nase, und die Form seines Kopfs, nach Sanct Lavaters Physiognomick, verspricht mir einen Jungen, von dem die Welt was zu erwarten hat. Da hast Du nun meine kleine Familie, und nun nimm das Titelkupfer zur neusten Ausgabe des Buchs über die Ehe zur Hand, so kannst Du Dich Deinen Freund sehr anschaulich machen; was da etwa zu viel noch seyn sollte, kann bald auch hinzukommen. Und nun wirst Du leicht glauben können, daß ich in gewißen Rücksichten zu den glücklichen Menschen der Erde gehören muß; und Du hast recht es zu glauben. Etwas mehr Einkommen nur, und Dein Freund würde sich unter die beneidenswerthen Geschöpfe rechnen. Ein gutes liebes Weib, drey schöne, schöne Kinder, ein niedliche Bibliotheck, und ein Familienzirckel, der uns die gantze Welt vergeßen macht, das sind doch wahrlich die Haubtingredienzen zur Erdenseeligkeit. Und dieser Familienzirckel, führt mich denn auf eine andere Veränderung die sich unter uns zugetragen hat. Unsere lieben Schwester Jettchen mit ihrem Manne wohnt anderthalb Meilen von uns, hinter der Oliva, auf einem Gütchen, das an reitzender Lage seines Gleichen sucht. – Wie das zugegangen? – Kurtz nach der Heurath des Schwagers sah sich der Gutsbesitzer, bey dem Coeler in Diensten war, genöthigt auf seinen Gütern Einrichtungen und Einschränckungen zu treffen, die eine Folge seines Aufwandes waren. Dadurch wurde unser Coeler genöthigt sich nach einem andern Unterkommen umzusehen; und glücklicher weise traf es sich daß eine halbe Meile hinter der Oliva ein ErbpachtsGut zu Verkauf stand; und nach mancherley Sorgen und Bemühungen kam er endlich um Johannis zum Besitz deßeiben; und so kamm denn unsere liebe Schwester, und mein jüngster Bruder, der bey Coelern die Wirthschaft lernte, wieder in unsere Nachbarschaft. O wie manchen schönen Tag haben wir da schon verlebt; wie oft ist auch Deiner schon dort gedacht worden. Auch Jettchen, hat ihrem Manne im August einen Sohn gebühren, und so hat sich denn die Zahl der Töpfergaßschen Großkinder auf 6 vermehrt. In der Töpfergaße steht auch hoffentlich in diesem Jahre eine glückliche Veränderung zu erwarten, da endlich gestern der alte Prediger de la Motte gestorben ist. Auf der Pfefferstadt ist alles gantz beym alten, und noch so wie Du es verlaßen hast. – Da hättest Du also nun einen vollständigen Abriß meiner häuslichen und Familienverhältniße. Meine politische Lage ist gantz dieselbe geblieben, wird sie auch wohl bleiben, wenn ich sie nicht heute oder morgen einmal aus eigner Kraft abändern, das heißt, Mantel und Kragen, Donat und Ruthe ins Feuer werffe, und die Harcke, den Pflug, und die Schauffei ergreiffe. Ach Freund, wie habe ich es jetzt erfahren, daß der Landmann, zwar auch nicht ohne Arbeit und Sorgen, aber doch dem wahren Lebensgenuß unendlich näher ist, als der Städter. Den letztern umgeben Convenienzen, I Mode, Herkommen p p, den Landmann umgiebt allenthalben die Natur, und jede Morgensonne, jeder heitre Tag ruft ihm zu: tritt aus deiner Hütte und komm und genieße! Ich würde Dir hier einen sehr sentimentalisches Gewäsche hinschreiben, wenn ich Dir alles schreiben wollte, was ich diesen verfloßenen Sommer auf dem Lande gefühlt, geschmeckt, und genoßen habe, und was mich so sehr für den Wunsch gestimmt hat, einst auf dem Lande meine Tage zu verleben. Aber ich will Dir den Verdruß ersparen hier etwas zu lesen, was Du in hundert Büchern, ungleich schöner und beßer lesen kannst. Aber glaube nicht Freund, daß ich den gantzen Sommer bloß dem Vergnügen auf dem Lande nachgegangen, nein, mein Freund, ich bin auch sehr fleißig gewesen, ich habe unter andern ein sehr seltenes, aus zwey dicken Folianten bestehendes Manuscript, die politische und kirchliche Geschichte unserer Stadt betreffend, gäntzlich abcopirt, und dadurch meiner vaterländischen Bibliotheck einen wahren Schatz beygefügt; ich habe auch sonst noch mancherley gearbeitet, aber – es bleibt dabey für die Juden und die Buchhändler muß man sich hüten; ich bin sehr disgustirt worden und weiß nicht ob ich je wieder ein Feder ansetzen werde um für einen Buchhändler zu arbeiten, ich müßte denn an einen ehrlichem kommen, als unser Troschel. Aber das Capitel ist für Dich unintreßant und für mich nicht angenehm.
Wie steht es denn mit Dir? Wird man nicht bald Hochzeitskarmina bereit halten müßen? Wird Dein alter Pastor Dir nicht bald Raum machen? Wie gefällt Dir denn Dein Aufenthalt in Landsberg? hast Du viel Umgang, und wie ist der Umgang beschaffen; – hast Du Deinen Sommer vergnügt zugebracht und mit einem gedruckten Freunde in der Hand schöne Gegend am Ufer der Warte gesucht und gefunden? Oder ist Dir das Glück geworden an eines lebendigen Freunds Hand Dich der Natur und dieser schönen Erde zu freun? – Was mag denn aus unserm Loos geworden seyn? Ich fürchte dem ist kein gutes Loos gefallen. Wundern thut mirs daß er, bey seinem Freyheitssinn, nicht sein Glück unter den Frantzosen gesucht hat. Von unserm hallischen Freunde Catel hast Du auch wohl weiter nichts gehört, seit Du Dich von ihm getrennt hast. Es ist doch sonderbar daß solche Freundschaften, die im vollem Feuer des Lebens und mit dem allerempfänglichsten Hertzen geschloßen werden, so schnell dahin lodern; da haben wir uns doch eines beßeren zu rühmen, und den Ruhm wollen wir uns auch erhalten, nur wünschte ich daß wir uns mit der Zeit einmal näher kämen; Du sähest doch auch wohl Dantzig gern einmal wieder, und als freyer ungebundner Herr! Nun wir wollen uns eine Ehrensache draus machen, wer den andern zuerst besuchen wird; mögen auch noch Jahre drüber hinrollen, verzweiflen wollen wir nicht dran; zwischen uns liegt ja kein Weltmeer! – Meine Frau läßt Dich – bald sollte ich Verdacht schöpfen – läßt Dich gar herzlich grüßen, und bittet sich bey Gelegenheit auch wieder einmal ein Paar Zeilen, von Seiner Hochwürden aus. Nun Adieu mein guter, lieber Schleyermacher, daß Du heiter, gesund und glücklich seyn mögst wenn Du | diesen Brief empfängst, und noch ganz, wie sonst mein Freund seyn mögest, das ist der aufrichtige Wunsch Deines
Duisburg.
P.S. Aus gewißen Ursachen, lieber Schleyermacher wollen wir es miteinander abreden, daß jeder von uns seine Briefe an den andren frankiere, wie ich jetzt den Anfang mache. Nochmals lebe wohl und schreibe bald an Deinen Freund.
Die Entschuldigungen warum wir wieder ein so langes Intervall haben entstehen laßen, wollen wir nur immer gegen einander sparen, wir kennen uns beide, wißen daß nicht Mangel an Freundschaft, nicht Mangel an Erinnerung und Andencken, sondern Kleinigkeiten die Quellen unseres sparsamen Briefwechsels sind; und das gantze menschlich Leben, alle unsere ack- tiven und paßiven Handlungen hängen ja gewöhnlich von Kleinigkeiten ab, warum nicht auch der Fortgang und Stillstand eines freundschaftlichen Briefwechsels? So viel aber stehe statt aller Entschuldigung hier: daß wohl selten ein Tag vergeht, da wir nicht an Dich einen Gedancken schickten; und ohne daß Du mir daßelbe von Dir sagst, so weiß ich gewiß, daß die Gedanckenpost unter uns sehr starck geht. Und nun zur Geschichte unserer Schicksale, von unserm letzten Briefwechsel bis jetzt.
Eben habe ich Deinen letzten Brief vom 2ten May anni praeteriti überlesen, um genau alles hererzählen zu können, was sich seitdem mit uns zugetragen hat. Die erste wichtige Begebenheit ist die, daß mir meine Frau in der Nacht vom 1ten auf den 2ten Januar einen schönen, gesunden, großen Jungen gebahr, worüber – wie Du leicht dencken kannst – überall viel und große Freude war; und dieß Stückchen Arbeit ist mir gelungen, ohne Henckels entdecktes Geheimniß p, das Du mir in Deinem Briefe in dieser Rücksicht anempfielst, studirt zu haben. Der Junge ist Johann Friedrich getauft und gerade heute 5 Wochen alt. Nun habe ich also in drey Jahren meiner Ehe auch drey Kinder der Welt geschenckt, und jetzt meine ich kann die Welt mit mir zufrieden seyn; ich wünschte wenigstens nichts weiter zur Vergrößerung des Preußischen Bevölkerungszustandes beyzutragen; allein da läßt sich nichts zu- und nichts abthun, und so möchtest Du denn doch noch wohl manchmal von derley Hausverändrungen zu Ohren bekommen. Dießmal hat sich meine Frau hübsch schonen müßen, ist auch bis heute noch nicht aus dem Hause gewesen, dafür aber auch recht gesund. Meine beiden Mädchens wachsen schön heran, die Linchen geht und spricht; und die Jettchen, die sehr lebhaften feurigen Temperaments ist, wird sie bald eingeholt haben; so viel von dem kleinen Jungen jetzt zu urtheilen ist, so wird er von meinen Kindern das schönste, und sehr lebhaft werden, obgleich meine Mädchen allenthalben schon für kleine Engel gelten. Soll ich sie Dir beschreiben? Linchen, ist ein dickes rundes Mädchen, mit großen himmelblauen Augen, blondem Haar, einer niedlichen kleinen Stutznase, und einem Grübchen im Kinn; ihr gantzes Wesen ist samft, wie ihr Auge. Jettchen, ist äußerst fein gebaut, hat aber ein braunes blitzendes Auge, das von ein Paar dunckeln Augenbraunen überschattet wird, ein kleines Stutznäschen, kein Grübchen im Kinn, aber ein nußbraunes Haar, das sich in natürliche Locken schlägt; Ihr Temperament ist wild, etwas trotzig und mehr männlich als weibisch. Der kleine Fritz, ist ungleich größer | wie seine Geschwister in seinem Alter waren; er hat ein dunckles braunes Haar, starcke Augenbraunen, ein dunckles großes Auge und – was mir viel Freude macht – eine starcke große Nase, und die Form seines Kopfs, nach Sanct Lavaters Physiognomick, verspricht mir einen Jungen, von dem die Welt was zu erwarten hat. Da hast Du nun meine kleine Familie, und nun nimm das Titelkupfer zur neusten Ausgabe des Buchs über die Ehe zur Hand, so kannst Du Dich Deinen Freund sehr anschaulich machen; was da etwa zu viel noch seyn sollte, kann bald auch hinzukommen. Und nun wirst Du leicht glauben können, daß ich in gewißen Rücksichten zu den glücklichen Menschen der Erde gehören muß; und Du hast recht es zu glauben. Etwas mehr Einkommen nur, und Dein Freund würde sich unter die beneidenswerthen Geschöpfe rechnen. Ein gutes liebes Weib, drey schöne, schöne Kinder, ein niedliche Bibliotheck, und ein Familienzirckel, der uns die gantze Welt vergeßen macht, das sind doch wahrlich die Haubtingredienzen zur Erdenseeligkeit. Und dieser Familienzirckel, führt mich denn auf eine andere Veränderung die sich unter uns zugetragen hat. Unsere lieben Schwester Jettchen mit ihrem Manne wohnt anderthalb Meilen von uns, hinter der Oliva, auf einem Gütchen, das an reitzender Lage seines Gleichen sucht. – Wie das zugegangen? – Kurtz nach der Heurath des Schwagers sah sich der Gutsbesitzer, bey dem Coeler in Diensten war, genöthigt auf seinen Gütern Einrichtungen und Einschränckungen zu treffen, die eine Folge seines Aufwandes waren. Dadurch wurde unser Coeler genöthigt sich nach einem andern Unterkommen umzusehen; und glücklicher weise traf es sich daß eine halbe Meile hinter der Oliva ein ErbpachtsGut zu Verkauf stand; und nach mancherley Sorgen und Bemühungen kam er endlich um Johannis zum Besitz deßeiben; und so kamm denn unsere liebe Schwester, und mein jüngster Bruder, der bey Coelern die Wirthschaft lernte, wieder in unsere Nachbarschaft. O wie manchen schönen Tag haben wir da schon verlebt; wie oft ist auch Deiner schon dort gedacht worden. Auch Jettchen, hat ihrem Manne im August einen Sohn gebühren, und so hat sich denn die Zahl der Töpfergaßschen Großkinder auf 6 vermehrt. In der Töpfergaße steht auch hoffentlich in diesem Jahre eine glückliche Veränderung zu erwarten, da endlich gestern der alte Prediger de la Motte gestorben ist. Auf der Pfefferstadt ist alles gantz beym alten, und noch so wie Du es verlaßen hast. – Da hättest Du also nun einen vollständigen Abriß meiner häuslichen und Familienverhältniße. Meine politische Lage ist gantz dieselbe geblieben, wird sie auch wohl bleiben, wenn ich sie nicht heute oder morgen einmal aus eigner Kraft abändern, das heißt, Mantel und Kragen, Donat und Ruthe ins Feuer werffe, und die Harcke, den Pflug, und die Schauffei ergreiffe. Ach Freund, wie habe ich es jetzt erfahren, daß der Landmann, zwar auch nicht ohne Arbeit und Sorgen, aber doch dem wahren Lebensgenuß unendlich näher ist, als der Städter. Den letztern umgeben Convenienzen, I Mode, Herkommen p p, den Landmann umgiebt allenthalben die Natur, und jede Morgensonne, jeder heitre Tag ruft ihm zu: tritt aus deiner Hütte und komm und genieße! Ich würde Dir hier einen sehr sentimentalisches Gewäsche hinschreiben, wenn ich Dir alles schreiben wollte, was ich diesen verfloßenen Sommer auf dem Lande gefühlt, geschmeckt, und genoßen habe, und was mich so sehr für den Wunsch gestimmt hat, einst auf dem Lande meine Tage zu verleben. Aber ich will Dir den Verdruß ersparen hier etwas zu lesen, was Du in hundert Büchern, ungleich schöner und beßer lesen kannst. Aber glaube nicht Freund, daß ich den gantzen Sommer bloß dem Vergnügen auf dem Lande nachgegangen, nein, mein Freund, ich bin auch sehr fleißig gewesen, ich habe unter andern ein sehr seltenes, aus zwey dicken Folianten bestehendes Manuscript, die politische und kirchliche Geschichte unserer Stadt betreffend, gäntzlich abcopirt, und dadurch meiner vaterländischen Bibliotheck einen wahren Schatz beygefügt; ich habe auch sonst noch mancherley gearbeitet, aber – es bleibt dabey für die Juden und die Buchhändler muß man sich hüten; ich bin sehr disgustirt worden und weiß nicht ob ich je wieder ein Feder ansetzen werde um für einen Buchhändler zu arbeiten, ich müßte denn an einen ehrlichem kommen, als unser Troschel. Aber das Capitel ist für Dich unintreßant und für mich nicht angenehm.
Wie steht es denn mit Dir? Wird man nicht bald Hochzeitskarmina bereit halten müßen? Wird Dein alter Pastor Dir nicht bald Raum machen? Wie gefällt Dir denn Dein Aufenthalt in Landsberg? hast Du viel Umgang, und wie ist der Umgang beschaffen; – hast Du Deinen Sommer vergnügt zugebracht und mit einem gedruckten Freunde in der Hand schöne Gegend am Ufer der Warte gesucht und gefunden? Oder ist Dir das Glück geworden an eines lebendigen Freunds Hand Dich der Natur und dieser schönen Erde zu freun? – Was mag denn aus unserm Loos geworden seyn? Ich fürchte dem ist kein gutes Loos gefallen. Wundern thut mirs daß er, bey seinem Freyheitssinn, nicht sein Glück unter den Frantzosen gesucht hat. Von unserm hallischen Freunde Catel hast Du auch wohl weiter nichts gehört, seit Du Dich von ihm getrennt hast. Es ist doch sonderbar daß solche Freundschaften, die im vollem Feuer des Lebens und mit dem allerempfänglichsten Hertzen geschloßen werden, so schnell dahin lodern; da haben wir uns doch eines beßeren zu rühmen, und den Ruhm wollen wir uns auch erhalten, nur wünschte ich daß wir uns mit der Zeit einmal näher kämen; Du sähest doch auch wohl Dantzig gern einmal wieder, und als freyer ungebundner Herr! Nun wir wollen uns eine Ehrensache draus machen, wer den andern zuerst besuchen wird; mögen auch noch Jahre drüber hinrollen, verzweiflen wollen wir nicht dran; zwischen uns liegt ja kein Weltmeer! – Meine Frau läßt Dich – bald sollte ich Verdacht schöpfen – läßt Dich gar herzlich grüßen, und bittet sich bey Gelegenheit auch wieder einmal ein Paar Zeilen, von Seiner Hochwürden aus. Nun Adieu mein guter, lieber Schleyermacher, daß Du heiter, gesund und glücklich seyn mögst wenn Du | diesen Brief empfängst, und noch ganz, wie sonst mein Freund seyn mögest, das ist der aufrichtige Wunsch Deines
Duisburg.
P.S. Aus gewißen Ursachen, lieber Schleyermacher wollen wir es miteinander abreden, daß jeder von uns seine Briefe an den andren frankiere, wie ich jetzt den Anfang mache. Nochmals lebe wohl und schreibe bald an Deinen Freund.