Lieber Neveu
Da erschienen also unsere Besoldungsquittungen ohne weiteres, und das um so viel mehr da Sie durch die Benike mir die Bedenklichkeit, die ich mir gemacht hatte, völlig haben ausreden laßen[.] Ich hörte auch von hier, daß Sie dort einen kleinen Zwist mit dem Militair gehabt, hoffe aber daß es von keinen weiteren Folgen seyn wird[.] Unser guter Herr Kieter dankt für ihre freundschaftliche Theilnehmung und läßt sich ihrem ferneren gütigen Andenken bestens empfehlen. Bis jezt verrichtet er nun zwar alles, was zu seinem Amte gehört, hat auch die Katechisationen bereits angefangen, aber introducirt ist er noch nicht, doch hoffe ich, daß ich nächsten Sonntag es werde abkündigen können
Seit einigen Wochen habe ich hier auch die Katechisationen angefangen mit 10 Kindern darunter Gutsche, Radestock, Stuter und Kleinhans nebst des Cantors Sohn wohl die ältesten sind, die auch – den Kleinhans ausgenomen – am beßten antworten, ich vermuthe, daß diese auch schon bey Ihnen zum Unterricht gegangen, und wünschte daher wohl von Ihnen einige Nachricht, wie sie sich angelaßen, und wie Sie selbige in Ansehung ihrer Fähigkeiten gefunden haben. Dort werden Sie wohl in ihrem jetzigen Amte nicht Katechisationen haben
Sie schrieben letzt, daß Sie nun wohl bald einige zuverläßige Nachrichten wegen der Koelerischen Kinder erhalten würden. Vergessen Sie ja nicht, in ihrem nächsten mir dieserhalb zu schreiben, die gute Frau Coelerin verlanget herzlich danach, und da sie nun in Kurzem wieder abzureisen gedenket, so wünschte auch ich recht sehr, daß Sie ihr langes Hoffen und Harren und ihren sehnlichen Wunsch erfüllen möchten. |
den 10ten Den MusenAlmanach, den Sie mir letzthin so rühmten, habe ich hier noch nicht können ansichtig werden, also würden Sie mir einen großen Gefallen thun, wenn Sie mir einige der vorzüglicheren witzigen Einfälle daraus mittheilen wollten
den 11ten Unsern biedern lieben RegimentsChirurgen Schneider habe ich nur einen Augenblik aus meinem Fenster gesprochen[.] Auf den Klubb wär’ ich damals, als er wieder hier war, gern gegangen, konnte aber nicht – und nun, da ich wohl könnte, ist er schon wieder fort. Hier giebt es jezt – nachdem die Schauspieler Abschied genomen, häufige Pikeniks und andre Lustbarkeiten; so ist heute in Weperiz presque tout le beau monde de Landsberg[.] Am vorigen Sonntag – war ich auch Willens auf den Klubb zu gehen, da sagte mir Benike der auf ein Viertelstündchen zu uns kam zu sehen was Mama mache – daß Pikenik sey, wovon sie jedoch nicht waren – heute aber fuhr er mit Bülch – und sie in einer anderen Gesellschaft auch hin, und es heißt, daß daselbst ein großer Ball seyn werde.
Künftigen Dienstag wird in unserem Hause ein Hochzeitschmaus gegeben Mittwoch soll wieder Pikenik seyn – und Donnerstag bey Werckmeister ein kleines Schauspiel aufgeführt werden, wobey Emilie auch eine Rolle spielen wird, und wie es heißt – auch ein paar Fräulein Stranz und ein Junker Scribensky[.] Dies sind aber lauter ondit’s, wovon ich – Ihnen keine nähern Nachrichten geben kann. Denn ich lebe hier beynahe so einsam, wie in Drossen und befinde mich – für meine Person – dabey sehr wohl[.] Diejenigen, die in Berlin soviel von Luxus in Landsberg gehört haben wollen, können also sehr sicher seyn, daß ich von diesem berüchtigten Luxus mich nicht werde hinreißen laßen
Sie sind, wie ich höre, in die dortige ressource in der HeiligGeist-Straße | die unser guter Herr Vetter Reinhard (dem ich uns bestens zu empfehlen bitte) vermuthlich noch fleißig besucht – auch eingetreten, und haben meines Erachtens, sehr wohl daran gethan. Freilich dünkt mich von hieraus der Weg von dort nach der Charité etwas weit – aber gar viel weiter dürfte er doch auch wohl nicht seyn, als der, den Herr Prediger Thiele zu machen hat, der doch auch die ressource hoffentlich noch besucht
den 12ten Vergessen Sie doch ja nicht mir einige Nachricht wegen des Buchs worüber ich Sie lezthin befragte – zu geben, ob es für Benicke seyn und zu seinem Ueberzeugen beytragen könne[.] Den Titel kann ich jetzt nicht finden
Hier muß ich vor diesmal schließen[.] Es ist Sonnabend und ich habe Morgen früh zu predigen, und wenn gleich nur wenig Zuhörer – so will ich doch auch den Wenigen gern nach meinen Kräften nüzlich seyn
Vergeßen Sie ja nicht in Ihrem nächsten wegen der Coelerschen Kinder mir Nachricht wißen zu laßen[.] Grüßen Sie ihren lieben Bruder vielmals von uns beyden aufs herzlichste. An alle und jede, die sich meiner erinnern viele Empfehlungen. Versehen Sie mich doch auch mit novis ecclesiasticis, wenns dort – wie doch sehr zu vermuthen – dergleichen giebt
Meine Frau grüßet vielmals, und ich bin jederzeit
Ihr aufrichtigtreuer Oheim St
Der Benike habe ichs gestern durch Emilien sagen laßen, daß ich heute an Sie schreiben würde. Vielleicht schreibt sie noch, wenigstens hat Emilie mir dazu Hoffnung gemacht.
Da erschienen also unsere Besoldungsquittungen ohne weiteres, und das um so viel mehr da Sie durch die Benike mir die Bedenklichkeit, die ich mir gemacht hatte, völlig haben ausreden laßen[.] Ich hörte auch von hier, daß Sie dort einen kleinen Zwist mit dem Militair gehabt, hoffe aber daß es von keinen weiteren Folgen seyn wird[.] Unser guter Herr Kieter dankt für ihre freundschaftliche Theilnehmung und läßt sich ihrem ferneren gütigen Andenken bestens empfehlen. Bis jezt verrichtet er nun zwar alles, was zu seinem Amte gehört, hat auch die Katechisationen bereits angefangen, aber introducirt ist er noch nicht, doch hoffe ich, daß ich nächsten Sonntag es werde abkündigen können
Seit einigen Wochen habe ich hier auch die Katechisationen angefangen mit 10 Kindern darunter Gutsche, Radestock, Stuter und Kleinhans nebst des Cantors Sohn wohl die ältesten sind, die auch – den Kleinhans ausgenomen – am beßten antworten, ich vermuthe, daß diese auch schon bey Ihnen zum Unterricht gegangen, und wünschte daher wohl von Ihnen einige Nachricht, wie sie sich angelaßen, und wie Sie selbige in Ansehung ihrer Fähigkeiten gefunden haben. Dort werden Sie wohl in ihrem jetzigen Amte nicht Katechisationen haben
Sie schrieben letzt, daß Sie nun wohl bald einige zuverläßige Nachrichten wegen der Koelerischen Kinder erhalten würden. Vergessen Sie ja nicht, in ihrem nächsten mir dieserhalb zu schreiben, die gute Frau Coelerin verlanget herzlich danach, und da sie nun in Kurzem wieder abzureisen gedenket, so wünschte auch ich recht sehr, daß Sie ihr langes Hoffen und Harren und ihren sehnlichen Wunsch erfüllen möchten. |
den 10ten Den MusenAlmanach, den Sie mir letzthin so rühmten, habe ich hier noch nicht können ansichtig werden, also würden Sie mir einen großen Gefallen thun, wenn Sie mir einige der vorzüglicheren witzigen Einfälle daraus mittheilen wollten
den 11ten Unsern biedern lieben RegimentsChirurgen Schneider habe ich nur einen Augenblik aus meinem Fenster gesprochen[.] Auf den Klubb wär’ ich damals, als er wieder hier war, gern gegangen, konnte aber nicht – und nun, da ich wohl könnte, ist er schon wieder fort. Hier giebt es jezt – nachdem die Schauspieler Abschied genomen, häufige Pikeniks und andre Lustbarkeiten; so ist heute in Weperiz presque tout le beau monde de Landsberg[.] Am vorigen Sonntag – war ich auch Willens auf den Klubb zu gehen, da sagte mir Benike der auf ein Viertelstündchen zu uns kam zu sehen was Mama mache – daß Pikenik sey, wovon sie jedoch nicht waren – heute aber fuhr er mit Bülch – und sie in einer anderen Gesellschaft auch hin, und es heißt, daß daselbst ein großer Ball seyn werde.
Künftigen Dienstag wird in unserem Hause ein Hochzeitschmaus gegeben Mittwoch soll wieder Pikenik seyn – und Donnerstag bey Werckmeister ein kleines Schauspiel aufgeführt werden, wobey Emilie auch eine Rolle spielen wird, und wie es heißt – auch ein paar Fräulein Stranz und ein Junker Scribensky[.] Dies sind aber lauter ondit’s, wovon ich – Ihnen keine nähern Nachrichten geben kann. Denn ich lebe hier beynahe so einsam, wie in Drossen und befinde mich – für meine Person – dabey sehr wohl[.] Diejenigen, die in Berlin soviel von Luxus in Landsberg gehört haben wollen, können also sehr sicher seyn, daß ich von diesem berüchtigten Luxus mich nicht werde hinreißen laßen
Sie sind, wie ich höre, in die dortige ressource in der HeiligGeist-Straße | die unser guter Herr Vetter Reinhard (dem ich uns bestens zu empfehlen bitte) vermuthlich noch fleißig besucht – auch eingetreten, und haben meines Erachtens, sehr wohl daran gethan. Freilich dünkt mich von hieraus der Weg von dort nach der Charité etwas weit – aber gar viel weiter dürfte er doch auch wohl nicht seyn, als der, den Herr Prediger Thiele zu machen hat, der doch auch die ressource hoffentlich noch besucht
den 12ten Vergessen Sie doch ja nicht mir einige Nachricht wegen des Buchs worüber ich Sie lezthin befragte – zu geben, ob es für Benicke seyn und zu seinem Ueberzeugen beytragen könne[.] Den Titel kann ich jetzt nicht finden
Hier muß ich vor diesmal schließen[.] Es ist Sonnabend und ich habe Morgen früh zu predigen, und wenn gleich nur wenig Zuhörer – so will ich doch auch den Wenigen gern nach meinen Kräften nüzlich seyn
Vergeßen Sie ja nicht in Ihrem nächsten wegen der Coelerschen Kinder mir Nachricht wißen zu laßen[.] Grüßen Sie ihren lieben Bruder vielmals von uns beyden aufs herzlichste. An alle und jede, die sich meiner erinnern viele Empfehlungen. Versehen Sie mich doch auch mit novis ecclesiasticis, wenns dort – wie doch sehr zu vermuthen – dergleichen giebt
Meine Frau grüßet vielmals, und ich bin jederzeit
Ihr aufrichtigtreuer Oheim St
Der Benike habe ichs gestern durch Emilien sagen laßen, daß ich heute an Sie schreiben würde. Vielleicht schreibt sie noch, wenigstens hat Emilie mir dazu Hoffnung gemacht.