Du erhältst freilich 2 Briefe hinter einander, doch daran kan Dir nicht viel gelegen seyn – zumahl da Du in jenem, und diesem, so viel Litums liest – meine Stube ist zwar jezt von Betten leer – doch befinden sich nur 7 Gesunde darin, die Tschirsky und Forcade sind noch imer schlecht – die Lohrel die selbst äußerst schwach, und wohl nie ganz beßrer werden wird, täglich bey ihnen – kurz es giebt wahre jamervolle Tage bey uns – auch sterben, so viele gute liebe Leutchens bey uns, denen man zwar wegen ihrer vielen gehabten Leiden die Ruhe gönen kann an deren Umgang, oder vielmehr ihr DaSeyn man so gewohnt war, daß es einem recht bange thut – unsre Vorstehern ist noch imer sehr schlecht und der mir so schäzbaren Comtesse Posadowsky Gesundheit steht auch, auf so schwachen Füßen, daß wir sie wohl auch nächstens verliehren werden – dazu komt noch daß meine Pritwiz gestern, ohne Sang und Klang, das heißt ohne noch ein Wörtchen seit dem 2ten Feyertag mit ihr verwechselt zu haben, mit ihrem allerliebsten Jungen nach ihrem Kuchendorf gezogen – wenn ich sie nun wiedersehe weiß Gott! |
meine herrliche Zimmermann ist auch sehr schlecht – Gott was die edle Frau an Geist und Cörper leidet – und wie sie sich dabey so vortreflich geduldig ach so Gott ergeben bezeigt – doch, ihr, Lieben wißt das Alles nicht so so wohl was die imerwährende Kränklichkeit – und häußliches Leiden, mit unwißenden groben, Dienstbothen, auf uns wirken, so wie sich von diesem und allem dem, was sie von jeher so dulden machte nicht so sprechen läßt – ach Gott weiß es, daß ich ihr deshalb von Herzen das Ende aller ihrer Trübsaale nicht nur göne, sondern auch wünsche weil ihrs oft zu ertragen schwer fält – aber diese Trenung würde mir unendlich wehe thun nächst dem Verlust unsrer Eltern, der bitterste[;] doch Gott, vestete mich ja schon so oft mit Kraft Er wird auch alsdann helfen wie ein Gott! Der Mann wäre mir freilich auch sehr beklagenswerth wer wird sich hier seiner annehmen, ihn, so pflegen – ihm so aushalten – er selbst ist bey dem WitwerGedanken, der Verzweiflung nahe – nun das sind litums, wirst Du sagen. | Daß aber demohnbeschadet – Deine oder Eure Lotte noch so mancher Freuden, auch durch die mir anvertrauten Kinder genießt ist wohl wahr! und ich benuze sie gewiß recht treulich zu meiner Aufmunterung – Dank Dir! lieber Prediger für Dein Theilnehmen und Deine Rükerinrung an sie, die Dich gewiß recht schuldloos lieben[;] heute hat meine Henig ihren ersten Ausgang zu ihrer lieben PflegeMutter Frau von Mittelpeile gehalten; und da nach erst ihre Bescheerung bekommen, worüber der kleine Narr eine inige Freude hatte – übrigens ist sie, wie man das ausdrükt etwas sehr naseweis und vorlaut, wodurch sie sich und andern viel Unannehmlichkeit zuzieht jede hat denn so ihre Temperaments oder angenomne Unarten, die man, wenn nicht so viele zusammen sind weit beßer bemerkt und ihnen eher zuvorkomen kann, welches mir viel werth ist – ich bin jezt den ganzen Tag und Abend allein bey ihnen – das ist mir oft recht sonderbar – in vieler Absicht – | da ich vorhin von Weinachten sprach, will ich hier noch etliches erwähnen was dahin gehört – Du wirst Dich zu besinnen wißen, daß Lotte mir die Auslaage der Peterswalde Fuhre machte, dazu komen noch einige Kleinigkeiten die Weinachten betrefen da ich schon lange ein schwarzes seidnes Tuch an ihr gewünscht hatte, und sie zu keinem zu bewegen war – kaufte ich eines – legte es in ein Papier zwischen ihre Noten – mit einer kleinen Anspielung meiner Schuld – da lag es nun einige Tage ehe sie es fand – doch aber noch vorm Schluß des Jahres – eine rechte Freude hatte sie über diesen Einfall – und machte es den ersten Sontag nach Neujahr um – das ist wohl so was für den Herrn Prediger zu beherzigen – der ja so gern was von dem Lotten Wesen hört – ja diese Lotte hat wie mir däucht viel und starken Eindruk auf Dein Denk- und FühlWesen gemacht – obgleich Du vorher nie viel von ihr gehört – – sonderbahres Belieben | ich muß gestehen, daß ich nie geglaubt, daß Lotte auf Euch Mäner Eindruk machen – wenn nicht durch eine sehr lange nach allen Seiten geprüfte Bekantschaft, eben so wenig als ich so etwas zu befürchten habe – hier komt freilich unsre Freundtschaft dazu, die wohl auf Dein fühlbares Herz viel Einfluß haben kann – aber, aber, Du sprichst mir doch sehr warm, auch das Spielen betreffend – hat Dich denn das so gar sehr bezaubert ja wenn Du sie noch hättest phantasiren gehört doch stille davon, Du möchtest wohl glauben ich fürchtete eine Verliebeley – nein das nicht nur befremdet mich der sehr große Enthusiasmus der sich gleich fühlen läst so bald Du ihrer nur mit einem Wort erwähnst – die Zimmermann bemerkte das gleich – eben so – als Du vor 2 Jahren Dein Wesen im Garten und Abends beym The so lebhaft von Landsberg aus schildertest – machte sie bald sehr feine aber richtige Bemerkungen – und beklagte sehr – die schwere Trenung. | ich hätte das schon längst schreiben könen – aber, ich wolte nicht; – daß ich seit dem ganzen Hergang meiner Bekantschaft mit Lotten, und denen mancherley Perioden unsrer Freundtschaft – besonders bey ihren exclamationen – und Verstumungen öfters Gelegenheit hatte an Charles zu denken habe ich glaube ich schon angemerkt – und eben auch bey meinen Unterhaltungen mit der Geisler nur in ganz andrer Absicht – von dieser habe endlich wieder einmahl eine Epistel – worin sie mir eine kurze aber herrliche Beschreibung von der Music machte, die am CristAbend in Herrnhut aufgeführt wurde – und das war es, was ich vorhin noch von Weinachten sagen wolte – da sie selbst so stark musicalisch – so schildert sie das mit einem eignen etwas das einem die Dinge gleichsam hörbar machen – sie freut sich Deines Wohlergehns und Theilnehmen an unsrer Freundtschaft – und quält mich recht, um Deine Predigten, um solche mit der Arndt zu lesen – was soll | ich thun? in 3 Wochen geht eine Gelegenheit nach Hernhut, sie mitschiken, vielleicht hat sie auch dort, mehr als ich Gelegenheit zum abschreiben – oh! wie Du die Augen in Stirne in die Höhe ziehst – schreibst Du noch bis dahin so laß mich Deinen Willen wißen – sonst – thue ichs für mich; auch will sie gerne wißen ob Du nichts von Schlossern weist der ehemals auch an der Charité war – und uns sehr interressirt – das heißt, ob Du ihn kenst, und was Du von ihm hälst – so viel von ihr – und nun dem Charles da mir das eben jezt einfält meinen herzlichen Dank, für den Saz den freundtschaftlichen Umgang betreffend – ja wohl – entstehen manche Bekantschaften so schnell und bleiben – gewiße Dinge ausgenomen, die uns an einander anzüglich sind, doch nur Bekantschaft – allenfals schreibt mann sich auch weil eben die, mit denen wir intime sind, nicht über jene Dinge sich mittheilen – und so weiter denn oft kan mann mit seinen Nächsten Lieben | gewiße Sujets durchaus nicht abhandeln – und stillen daher das Bedürfniß oft bei Bekanten – das ist so recht Arndtsch – aber bey uns sehr wahr – wir Beide haben miteinander eine eigne Erfahrung davon gemacht – so geht mirs mit denen mir so lieben Grafs auch – durchaus könt ich mit Caroline nicht das abhandeln, wo Frize mich mit einem Wort versteht – und so wieder umgekehrt – davon wäre viel – auch in Ansehung der Lotte zu sagen – da ich von der Arndt rede, muß ich Euch sagen, daß sie in ihrem lezten Brief den Wunsch äußerte wie! wenn sich Schleiermachers, in Herrnhut, ein rendes vous, geben, und sie könte die Freude so mit ansehen – sie und die Geisler bilden sich vest ein – ich kome dieses Jahr nach Sachsen das hängt aber von so vielen Umständen ab von Leben und Todt derer, die um mich sind von der hohen Concession – und von dem fatalen Gelde, das auf die Art, nie zu einer Reise reichen wird – und um dieser Beiden eine Reise – |
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meine herrliche Zimmermann ist auch sehr schlecht – Gott was die edle Frau an Geist und Cörper leidet – und wie sie sich dabey so vortreflich geduldig ach so Gott ergeben bezeigt – doch, ihr, Lieben wißt das Alles nicht so so wohl was die imerwährende Kränklichkeit – und häußliches Leiden, mit unwißenden groben, Dienstbothen, auf uns wirken, so wie sich von diesem und allem dem, was sie von jeher so dulden machte nicht so sprechen läßt – ach Gott weiß es, daß ich ihr deshalb von Herzen das Ende aller ihrer Trübsaale nicht nur göne, sondern auch wünsche weil ihrs oft zu ertragen schwer fält – aber diese Trenung würde mir unendlich wehe thun nächst dem Verlust unsrer Eltern, der bitterste[;] doch Gott, vestete mich ja schon so oft mit Kraft Er wird auch alsdann helfen wie ein Gott! Der Mann wäre mir freilich auch sehr beklagenswerth wer wird sich hier seiner annehmen, ihn, so pflegen – ihm so aushalten – er selbst ist bey dem WitwerGedanken, der Verzweiflung nahe – nun das sind litums, wirst Du sagen. | Daß aber demohnbeschadet – Deine oder Eure Lotte noch so mancher Freuden, auch durch die mir anvertrauten Kinder genießt ist wohl wahr! und ich benuze sie gewiß recht treulich zu meiner Aufmunterung – Dank Dir! lieber Prediger für Dein Theilnehmen und Deine Rükerinrung an sie, die Dich gewiß recht schuldloos lieben[;] heute hat meine Henig ihren ersten Ausgang zu ihrer lieben PflegeMutter Frau von Mittelpeile gehalten; und da nach erst ihre Bescheerung bekommen, worüber der kleine Narr eine inige Freude hatte – übrigens ist sie, wie man das ausdrükt etwas sehr naseweis und vorlaut, wodurch sie sich und andern viel Unannehmlichkeit zuzieht jede hat denn so ihre Temperaments oder angenomne Unarten, die man, wenn nicht so viele zusammen sind weit beßer bemerkt und ihnen eher zuvorkomen kann, welches mir viel werth ist – ich bin jezt den ganzen Tag und Abend allein bey ihnen – das ist mir oft recht sonderbar – in vieler Absicht – | da ich vorhin von Weinachten sprach, will ich hier noch etliches erwähnen was dahin gehört – Du wirst Dich zu besinnen wißen, daß Lotte mir die Auslaage der Peterswalde Fuhre machte, dazu komen noch einige Kleinigkeiten die Weinachten betrefen da ich schon lange ein schwarzes seidnes Tuch an ihr gewünscht hatte, und sie zu keinem zu bewegen war – kaufte ich eines – legte es in ein Papier zwischen ihre Noten – mit einer kleinen Anspielung meiner Schuld – da lag es nun einige Tage ehe sie es fand – doch aber noch vorm Schluß des Jahres – eine rechte Freude hatte sie über diesen Einfall – und machte es den ersten Sontag nach Neujahr um – das ist wohl so was für den Herrn Prediger zu beherzigen – der ja so gern was von dem Lotten Wesen hört – ja diese Lotte hat wie mir däucht viel und starken Eindruk auf Dein Denk- und FühlWesen gemacht – obgleich Du vorher nie viel von ihr gehört – – sonderbahres Belieben | ich muß gestehen, daß ich nie geglaubt, daß Lotte auf Euch Mäner Eindruk machen – wenn nicht durch eine sehr lange nach allen Seiten geprüfte Bekantschaft, eben so wenig als ich so etwas zu befürchten habe – hier komt freilich unsre Freundtschaft dazu, die wohl auf Dein fühlbares Herz viel Einfluß haben kann – aber, aber, Du sprichst mir doch sehr warm, auch das Spielen betreffend – hat Dich denn das so gar sehr bezaubert ja wenn Du sie noch hättest phantasiren gehört doch stille davon, Du möchtest wohl glauben ich fürchtete eine Verliebeley – nein das nicht nur befremdet mich der sehr große Enthusiasmus der sich gleich fühlen läst so bald Du ihrer nur mit einem Wort erwähnst – die Zimmermann bemerkte das gleich – eben so – als Du vor 2 Jahren Dein Wesen im Garten und Abends beym The so lebhaft von Landsberg aus schildertest – machte sie bald sehr feine aber richtige Bemerkungen – und beklagte sehr – die schwere Trenung. | ich hätte das schon längst schreiben könen – aber, ich wolte nicht; – daß ich seit dem ganzen Hergang meiner Bekantschaft mit Lotten, und denen mancherley Perioden unsrer Freundtschaft – besonders bey ihren exclamationen – und Verstumungen öfters Gelegenheit hatte an Charles zu denken habe ich glaube ich schon angemerkt – und eben auch bey meinen Unterhaltungen mit der Geisler nur in ganz andrer Absicht – von dieser habe endlich wieder einmahl eine Epistel – worin sie mir eine kurze aber herrliche Beschreibung von der Music machte, die am CristAbend in Herrnhut aufgeführt wurde – und das war es, was ich vorhin noch von Weinachten sagen wolte – da sie selbst so stark musicalisch – so schildert sie das mit einem eignen etwas das einem die Dinge gleichsam hörbar machen – sie freut sich Deines Wohlergehns und Theilnehmen an unsrer Freundtschaft – und quält mich recht, um Deine Predigten, um solche mit der Arndt zu lesen – was soll | ich thun? in 3 Wochen geht eine Gelegenheit nach Hernhut, sie mitschiken, vielleicht hat sie auch dort, mehr als ich Gelegenheit zum abschreiben – oh! wie Du die Augen in Stirne in die Höhe ziehst – schreibst Du noch bis dahin so laß mich Deinen Willen wißen – sonst – thue ichs für mich; auch will sie gerne wißen ob Du nichts von Schlossern weist der ehemals auch an der Charité war – und uns sehr interressirt – das heißt, ob Du ihn kenst, und was Du von ihm hälst – so viel von ihr – und nun dem Charles da mir das eben jezt einfält meinen herzlichen Dank, für den Saz den freundtschaftlichen Umgang betreffend – ja wohl – entstehen manche Bekantschaften so schnell und bleiben – gewiße Dinge ausgenomen, die uns an einander anzüglich sind, doch nur Bekantschaft – allenfals schreibt mann sich auch weil eben die, mit denen wir intime sind, nicht über jene Dinge sich mittheilen – und so weiter denn oft kan mann mit seinen Nächsten Lieben | gewiße Sujets durchaus nicht abhandeln – und stillen daher das Bedürfniß oft bei Bekanten – das ist so recht Arndtsch – aber bey uns sehr wahr – wir Beide haben miteinander eine eigne Erfahrung davon gemacht – so geht mirs mit denen mir so lieben Grafs auch – durchaus könt ich mit Caroline nicht das abhandeln, wo Frize mich mit einem Wort versteht – und so wieder umgekehrt – davon wäre viel – auch in Ansehung der Lotte zu sagen – da ich von der Arndt rede, muß ich Euch sagen, daß sie in ihrem lezten Brief den Wunsch äußerte wie! wenn sich Schleiermachers, in Herrnhut, ein rendes vous, geben, und sie könte die Freude so mit ansehen – sie und die Geisler bilden sich vest ein – ich kome dieses Jahr nach Sachsen das hängt aber von so vielen Umständen ab von Leben und Todt derer, die um mich sind von der hohen Concession – und von dem fatalen Gelde, das auf die Art, nie zu einer Reise reichen wird – und um dieser Beiden eine Reise – |
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