Gdfr d 27t Febr 1797
Vorgestern erst, ist mein Brief an Euch abgegangen und heute schon lange ich wieder nach der Feder um eine neue Epistel anzufangen – die in 14 Tagen zu Euch wandern soll denn mit dem lezten wird wohl der Herr Prediger nicht so recht zufrieden seyn deshalb verdient er auch nicht in seinem Archif zu residiren – wird schon in Charles sparsamen Scripturen einen günstigen Plaz finden, obschon zweierley Papier dazu genomen – doch genug hiervon – jezt empfängt der Prediger zuvörderst einen recht herzlichen Dank für die schönen Stellen aus Hesperus – die mir in ihren Verschiedenheiten auch für mancherley Falten und Ideen meines innern gar wohl behagen – zwar hab ich manches noch nicht genugsam überlesen und überdacht – hättest Du, die Absätze numerirt – so wolte ich Dir manches benennen was meinen außerordentlichen Beifall hat – das nächste mahl wandert es mit zu Zimermans glaube aber daß es mehr für, sie, als für ihn seyn wird – was nun diese liebe herrliche Frau betrift – so hast Du wohl sehr unrecht verstanden, daß ich ihr den Todt wünsche – wohl aber von Herzen göne so schmerzlich ja unersezlich mir ihr Verlust wäre – da ich alle ihre äußere und geheime Leiden sehr genau kenne, und alles was ich von menschlichen Elend trübes gesehn und gehört, dagegen nur Kleinigkeit ist – die Stelle aus Hesperus, von den Wunden die aufgedekt – und von jenen die der Freund nicht lindern kan paßt für ihr Cörperliches Elend was in die Augen fält – und das was mit hinunter in die heilende Erde fält – wie ausgesucht – – ja, der, das Alles nicht weiß, nicht ahndet – bey so wenigem Ersehen nicht darauf kommen – nur fühlen – und durch wenig Worte von ihr hören muß – O! der denkt so wie Du mein Lieber! ach! daß ich das alles nicht so wüste! aber doch! dank ich ihrer | Vertraulichkeit – und Herzausschüttung manche nüzliche und heilsame Stunde meines Lebens viel ließe sich hierüber sprechen – wenn eine inige Liebe und Hochachtung mir nicht heilige Verschwiegenheit geböten. Ein ähnlicher Fall der Wertschäzung für verschiedne mir sehr liebe Leutchens läst mich das Rätsel wegen der Geisler nicht lösen an die ich zwar nie ganz aufhören werde zu schreiben – aber doch nicht so oft und interressant – hier muß nicht allein mein Herz – welches sie gewiß aufrichtigt liebt – sondern auch meine Vernunft für sie, und ihr bestes sprechen – daß ich auch wegen alles deßen die Predigt nicht nach Sachsen schiken werde ist wohl gewiß – Arndt braucht sie nicht – sie kent Euch Beide hinlänglich – und liebt dergleichen nähere Anschauungen, aus denen sich doch nicht der ganze Gehalt des Menschen schließen läßt – gar nicht – einige Tage Umgang würde mehr für, oder wieder Dich thun – kann wohl seyn daß Dir das alles sonderbar vielleicht auch dem großen Herrn Egoismus sehr ärgerlich – hilft aber alles nichts – Du erhälst hier die CharfreitagsPredigt wie sie aus Deinen Händen kam zum abschreiben ist kein Rath – da Lotte Schlegel auch sehr kränklich – und auf den Somer hinaus will ichs nicht aufschieben – wenn Du aber mir einstens wieder von Deinen jezt gehaltnen Predigten etwas schiken wilst – so soll mirs recht lieb seyn – wegen der Geisler – bitte ich noch einmahl jenen OctafBrief durchzusehn – von angenehmen Bekantschaften – so wäre mirs wenn sie hier wäre – zum feinen belesenen Umgang recht behaglich – ihre Vertraulichkeiten aufnehmen – aber ihr keine erwiedern – sie ist leider zu unvorsichtig – und leidenschaftlich |
den 3ten Merz
Einige Tage muste ich wieder wegen meiner krampfhaften Zufälle alles schreiben aussezen – so viel als möglich suchte ich mich zu vergeßen – gieng einigemahl in die frische Luft – und heute ist mirs wieder so viel beßer, daß ich die erste passions Predigt besuchen konte. Schon oft habe geäußert wie ich bey dergleichen Gelegenheiten, die mir für meine inre Seelenstimung wo wohlthuend sind, auch Eurer so wie Aller meiner fernen Lieben, denke, welches denn auch in der verfloßnen Stunde geschehen – ich will mich darüber weiter nicht erklären – daß es von meiner zärtlichen Liebe zu Euch – und der inigen Sorge für Euer wahres Wohl herrührt – ist wohl ganz natürlich – übrigens aber würde ich Folianten schreiben könen – und es würde doch nicht gefaßt was mir eigentlich oft so schmerzhaft – weil mann gar nicht diese Seiten berührt – und allem ausweicht – was dahin abzwekt – hier kan ich nicht unbemerkt laßen, daß der Scherz wegen der GemeinEmigranten, und das Lachen – wegen meinem Theilnehmen an dergleichen Erfahrungen, mich aufs empfindlichste angegriffen; nicht um mein selbst willen – weil ich mein Wohnen in der Gemeine, als mein gröstes Glük betrachte, sondern um der Wichtigkeit der Sache selbst, die jeder, doch gewiß vorher zu manchen Stunden eingesehen und tief empfunden hat – aber ach! – glaubt nicht, daß ich beleidigt bin – nein – ich verlange auch keine Erläuterungen |
den 6ten Merz
Wir haben heute recht schönes heitres Wetter, eine ganze Stunde war ich nach Tische mit den Kindern spazieren – und habe mich recht erquikt – weit erfreuter, konte ich sonst über die vergnügte Natur werden – jezt aber last mich der Gedanke daß meine gute Lohrel während der Zeit sich wegen außerordentlicher Schwäche zu Bette legen muß – diese Freuden nur ganz mäßig genießen doch bin ich sehr dankbar, daß ich die, Gute, noch um mich habe – obschon ihre Entkräftung welche sie sehr leidend macht – mir sehr schmerzlich ist – ihre Geschäfte verrichte ich keinesweges – wie Du das auch nur ahnden kontest weis ich nicht – sie hat eine Verwandtin hier im Hause die ihr hilft – es sind nur Kleinigkeiten die ich ihr abnehme; sie noch an meinem GeburtsTag um mich zu haben ist mein sehnlichster Wunsch – vorm Jahre bekam ich troz aller meiner refus die kurz vorher geschehen, doch einen Boten von der Aulock – dismahl werden wohl ihre kränklichen Umstände es verbieten – ich weiß nicht ob ich schon erwähnt – doch nein es ist erst kürzlich geschehen, daß ihre verehrungswürdige Tante, die Euch der Beschreibung nach bekant, gestorben – ein unersezlicher Verlust für sie – – kaum war sie begraben – so fiel ihr Sohn, der allerliebste Ferdinand vom Stuhl, und brach den Arm – zwar nicht völlig – aber denke Dir den Schreken – für die an Geist und Cörper so leidende Frau – wir beschwiegen die Sache ganz – biß vor 8 Tagen, mir ihre Schwester Lotte, jezige von Stuterheim, die Line als eine ganz alte Gabe wieder brachte – die wir aber | recht liebevoll aufnahmen, mit dem ernstlichen Vorsaz alles alte zu vergeßen, und ein neues anzufangen – wozu ich auch meine Kinder ermunterte – ich schrieb ihr bey der Gelegenheit – auch mein Theilnehmen an allen denen gehabten JamerScenen, wobey ich versicherte daß der Prediger recht sehr betrübt darüber seyn würde – sie antwortete mir herzlich und warm – und meinte unter allen wahren mitfühlenden Seelen, befände sich gewiß auch mein treflicher Bruder – Deine Verse hat sie sehr gütig aufgenommen – und dankte mir so bald sie nach ihrer Krankheit wieder schreiben konte – recht herzlich dafür – unser Wiedersehn – wird wohl schwerlich eher erfolgen als nach ihren wie ich hoffe und wünsche glüklich vollendeten Wochen – welche sie erst gegen Ostern erwartet – da sie mir 3 solche Carmina zur Verbindung ihrer Schwester Lotte durch ihren Herrn Gemahl schikte so glaubte ich Dir eine Freude damit zu machen – diese Lotte ist für Dich eine eben so unbekante Personage als für mich die Lotte Schede, wenn ich recht lese – wahrscheinlich eine gute Freundin von der Eichmann – über Deine Bereitwilligkeit die KrankenPflege bey uns Weibern zu übernehmen muste ich freilich herzlich lachen – meine herrliche Zimmermann ist seit 8 Tagen wieder ganz betlägerig – sie giebt alsdann keine Audienz weil sie dan gar nicht sprechbar ist – Gott weis! wann ich sie sehen werde – für heute mags des Schreibens genug seyn. |
den 13 Merz.
Die Pritwiz soll gestern hier gewest seyn – ich habe aber nichts davon erfahren vor 8 Tagen war ich ein Viertelstündchen bey ihr – um mich an ihrem allerliebsten Jungen satt zu sehen — er hat seit Weinachten recht zugenommen sieht völlig der Mutter ähnlich – und lacht so verständig – daß es eine rechte Freude ist – auch sagt die junge Mutter, daß ihre Neigung zu dem Kinde die Quintessenz aller Liebe ist – sie selbst war Abends noch ein Weilchen bey mir – warum sie mir aber ihr leztes Daseyn in Gnadenfrey nicht gemeldet weis ich nicht – von Peistel der vor einigen Wochen in Kleinwelcke bey seinem Bruder war, hat auch meine liebe Frühauf besucht und kan gar nicht genug rühmen was das vor ein liebes glükliches Paar ist – und wie gesund und blühend die junge Frau in glüklicher Hofnung einhergeht – daß alles dis auf den heiratslustigen Mahler erstaunend würkt – meint Er köne man sich denken – ich hoffe daß Dir dis alles interressant wie lange sich jemand noch bey Peistels herum rumpeln wird – bin ich begierig – daß Professor Garven von Nisky nach Zeist als Archivarius komt – dient zur Nachricht – von wegen dem Petschaft glaube ich daß die Mühe eine idee zu ersinnen, wohl weniger Zeit wegnähme – als die risquante Manier die Buchstaben mit den Finger auszulöschen – für dismahl lebt wohl – und denkt fleißig Eurer
Lotte
Vorgestern erst, ist mein Brief an Euch abgegangen und heute schon lange ich wieder nach der Feder um eine neue Epistel anzufangen – die in 14 Tagen zu Euch wandern soll denn mit dem lezten wird wohl der Herr Prediger nicht so recht zufrieden seyn deshalb verdient er auch nicht in seinem Archif zu residiren – wird schon in Charles sparsamen Scripturen einen günstigen Plaz finden, obschon zweierley Papier dazu genomen – doch genug hiervon – jezt empfängt der Prediger zuvörderst einen recht herzlichen Dank für die schönen Stellen aus Hesperus – die mir in ihren Verschiedenheiten auch für mancherley Falten und Ideen meines innern gar wohl behagen – zwar hab ich manches noch nicht genugsam überlesen und überdacht – hättest Du, die Absätze numerirt – so wolte ich Dir manches benennen was meinen außerordentlichen Beifall hat – das nächste mahl wandert es mit zu Zimermans glaube aber daß es mehr für, sie, als für ihn seyn wird – was nun diese liebe herrliche Frau betrift – so hast Du wohl sehr unrecht verstanden, daß ich ihr den Todt wünsche – wohl aber von Herzen göne so schmerzlich ja unersezlich mir ihr Verlust wäre – da ich alle ihre äußere und geheime Leiden sehr genau kenne, und alles was ich von menschlichen Elend trübes gesehn und gehört, dagegen nur Kleinigkeit ist – die Stelle aus Hesperus, von den Wunden die aufgedekt – und von jenen die der Freund nicht lindern kan paßt für ihr Cörperliches Elend was in die Augen fält – und das was mit hinunter in die heilende Erde fält – wie ausgesucht – – ja, der, das Alles nicht weiß, nicht ahndet – bey so wenigem Ersehen nicht darauf kommen – nur fühlen – und durch wenig Worte von ihr hören muß – O! der denkt so wie Du mein Lieber! ach! daß ich das alles nicht so wüste! aber doch! dank ich ihrer | Vertraulichkeit – und Herzausschüttung manche nüzliche und heilsame Stunde meines Lebens viel ließe sich hierüber sprechen – wenn eine inige Liebe und Hochachtung mir nicht heilige Verschwiegenheit geböten. Ein ähnlicher Fall der Wertschäzung für verschiedne mir sehr liebe Leutchens läst mich das Rätsel wegen der Geisler nicht lösen an die ich zwar nie ganz aufhören werde zu schreiben – aber doch nicht so oft und interressant – hier muß nicht allein mein Herz – welches sie gewiß aufrichtigt liebt – sondern auch meine Vernunft für sie, und ihr bestes sprechen – daß ich auch wegen alles deßen die Predigt nicht nach Sachsen schiken werde ist wohl gewiß – Arndt braucht sie nicht – sie kent Euch Beide hinlänglich – und liebt dergleichen nähere Anschauungen, aus denen sich doch nicht der ganze Gehalt des Menschen schließen läßt – gar nicht – einige Tage Umgang würde mehr für, oder wieder Dich thun – kann wohl seyn daß Dir das alles sonderbar vielleicht auch dem großen Herrn Egoismus sehr ärgerlich – hilft aber alles nichts – Du erhälst hier die CharfreitagsPredigt wie sie aus Deinen Händen kam zum abschreiben ist kein Rath – da Lotte Schlegel auch sehr kränklich – und auf den Somer hinaus will ichs nicht aufschieben – wenn Du aber mir einstens wieder von Deinen jezt gehaltnen Predigten etwas schiken wilst – so soll mirs recht lieb seyn – wegen der Geisler – bitte ich noch einmahl jenen OctafBrief durchzusehn – von angenehmen Bekantschaften – so wäre mirs wenn sie hier wäre – zum feinen belesenen Umgang recht behaglich – ihre Vertraulichkeiten aufnehmen – aber ihr keine erwiedern – sie ist leider zu unvorsichtig – und leidenschaftlich |
den 3ten Merz
Einige Tage muste ich wieder wegen meiner krampfhaften Zufälle alles schreiben aussezen – so viel als möglich suchte ich mich zu vergeßen – gieng einigemahl in die frische Luft – und heute ist mirs wieder so viel beßer, daß ich die erste passions Predigt besuchen konte. Schon oft habe geäußert wie ich bey dergleichen Gelegenheiten, die mir für meine inre Seelenstimung wo wohlthuend sind, auch Eurer so wie Aller meiner fernen Lieben, denke, welches denn auch in der verfloßnen Stunde geschehen – ich will mich darüber weiter nicht erklären – daß es von meiner zärtlichen Liebe zu Euch – und der inigen Sorge für Euer wahres Wohl herrührt – ist wohl ganz natürlich – übrigens aber würde ich Folianten schreiben könen – und es würde doch nicht gefaßt was mir eigentlich oft so schmerzhaft – weil mann gar nicht diese Seiten berührt – und allem ausweicht – was dahin abzwekt – hier kan ich nicht unbemerkt laßen, daß der Scherz wegen der GemeinEmigranten, und das Lachen – wegen meinem Theilnehmen an dergleichen Erfahrungen, mich aufs empfindlichste angegriffen; nicht um mein selbst willen – weil ich mein Wohnen in der Gemeine, als mein gröstes Glük betrachte, sondern um der Wichtigkeit der Sache selbst, die jeder, doch gewiß vorher zu manchen Stunden eingesehen und tief empfunden hat – aber ach! – glaubt nicht, daß ich beleidigt bin – nein – ich verlange auch keine Erläuterungen |
den 6ten Merz
Wir haben heute recht schönes heitres Wetter, eine ganze Stunde war ich nach Tische mit den Kindern spazieren – und habe mich recht erquikt – weit erfreuter, konte ich sonst über die vergnügte Natur werden – jezt aber last mich der Gedanke daß meine gute Lohrel während der Zeit sich wegen außerordentlicher Schwäche zu Bette legen muß – diese Freuden nur ganz mäßig genießen doch bin ich sehr dankbar, daß ich die, Gute, noch um mich habe – obschon ihre Entkräftung welche sie sehr leidend macht – mir sehr schmerzlich ist – ihre Geschäfte verrichte ich keinesweges – wie Du das auch nur ahnden kontest weis ich nicht – sie hat eine Verwandtin hier im Hause die ihr hilft – es sind nur Kleinigkeiten die ich ihr abnehme; sie noch an meinem GeburtsTag um mich zu haben ist mein sehnlichster Wunsch – vorm Jahre bekam ich troz aller meiner refus die kurz vorher geschehen, doch einen Boten von der Aulock – dismahl werden wohl ihre kränklichen Umstände es verbieten – ich weiß nicht ob ich schon erwähnt – doch nein es ist erst kürzlich geschehen, daß ihre verehrungswürdige Tante, die Euch der Beschreibung nach bekant, gestorben – ein unersezlicher Verlust für sie – – kaum war sie begraben – so fiel ihr Sohn, der allerliebste Ferdinand vom Stuhl, und brach den Arm – zwar nicht völlig – aber denke Dir den Schreken – für die an Geist und Cörper so leidende Frau – wir beschwiegen die Sache ganz – biß vor 8 Tagen, mir ihre Schwester Lotte, jezige von Stuterheim, die Line als eine ganz alte Gabe wieder brachte – die wir aber | recht liebevoll aufnahmen, mit dem ernstlichen Vorsaz alles alte zu vergeßen, und ein neues anzufangen – wozu ich auch meine Kinder ermunterte – ich schrieb ihr bey der Gelegenheit – auch mein Theilnehmen an allen denen gehabten JamerScenen, wobey ich versicherte daß der Prediger recht sehr betrübt darüber seyn würde – sie antwortete mir herzlich und warm – und meinte unter allen wahren mitfühlenden Seelen, befände sich gewiß auch mein treflicher Bruder – Deine Verse hat sie sehr gütig aufgenommen – und dankte mir so bald sie nach ihrer Krankheit wieder schreiben konte – recht herzlich dafür – unser Wiedersehn – wird wohl schwerlich eher erfolgen als nach ihren wie ich hoffe und wünsche glüklich vollendeten Wochen – welche sie erst gegen Ostern erwartet – da sie mir 3 solche Carmina zur Verbindung ihrer Schwester Lotte durch ihren Herrn Gemahl schikte so glaubte ich Dir eine Freude damit zu machen – diese Lotte ist für Dich eine eben so unbekante Personage als für mich die Lotte Schede, wenn ich recht lese – wahrscheinlich eine gute Freundin von der Eichmann – über Deine Bereitwilligkeit die KrankenPflege bey uns Weibern zu übernehmen muste ich freilich herzlich lachen – meine herrliche Zimmermann ist seit 8 Tagen wieder ganz betlägerig – sie giebt alsdann keine Audienz weil sie dan gar nicht sprechbar ist – Gott weis! wann ich sie sehen werde – für heute mags des Schreibens genug seyn. |
den 13 Merz.
Die Pritwiz soll gestern hier gewest seyn – ich habe aber nichts davon erfahren vor 8 Tagen war ich ein Viertelstündchen bey ihr – um mich an ihrem allerliebsten Jungen satt zu sehen — er hat seit Weinachten recht zugenommen sieht völlig der Mutter ähnlich – und lacht so verständig – daß es eine rechte Freude ist – auch sagt die junge Mutter, daß ihre Neigung zu dem Kinde die Quintessenz aller Liebe ist – sie selbst war Abends noch ein Weilchen bey mir – warum sie mir aber ihr leztes Daseyn in Gnadenfrey nicht gemeldet weis ich nicht – von Peistel der vor einigen Wochen in Kleinwelcke bey seinem Bruder war, hat auch meine liebe Frühauf besucht und kan gar nicht genug rühmen was das vor ein liebes glükliches Paar ist – und wie gesund und blühend die junge Frau in glüklicher Hofnung einhergeht – daß alles dis auf den heiratslustigen Mahler erstaunend würkt – meint Er köne man sich denken – ich hoffe daß Dir dis alles interressant wie lange sich jemand noch bey Peistels herum rumpeln wird – bin ich begierig – daß Professor Garven von Nisky nach Zeist als Archivarius komt – dient zur Nachricht – von wegen dem Petschaft glaube ich daß die Mühe eine idee zu ersinnen, wohl weniger Zeit wegnähme – als die risquante Manier die Buchstaben mit den Finger auszulöschen – für dismahl lebt wohl – und denkt fleißig Eurer
Lotte