Paris d. 29. Jan. 1800.
Vielen und herzlichen Dank, liebster Schleiermacher für Deinen lezten langen und höchst interessanten Brief. Es scheint aber daß alles, bis auf die Könige, gegen unsre Korrepondenz verschworen ist; denn kaum hast Du Dich zusammengeraft, um recht ordentlich zu schreiben, so bin ich ausser Stand gesetzt mit gleicher Münze zu bezahlen. – Die vielen Gerüchte von meiner Abreise von hier sind endlich in Erfüllung gegangen und ich verlasse Paris in wenig Tagen. Ich bin noch von einem Fieber, das mich 6 Wochen | gequält hat, matt und elend, und die Reise ist wol unter den gegebenen Umständen nicht recht gemacht mich zu stärken. Um sie mir indeß unter einen poetischen Gesichtspunkt zu bringen, „hoffe ich alles von dem Einathmen der vaterländischen Luft am Nordpol“. – Ich reise durch Deutschland, ohne nach Berlin gehen zu können, was freilich hart ist. Ich muß aber diesmal, wie eine Norwegische Maus immer grade aus laufen bis ich ans Ufer irgend wo komme, und | in diese Maustheorie passen keine lyrischen Absprünge.
Alles was Du mir von Schlegel schreibst ist mir merkwürdig und wichtig gewesen. Ich habe endlich die Luzinde nicht blos gelesen, sondern sogar, wiewol nur im ManuScript rezensirt, und unser Urtheil scheint viel gemeinschaftliche Berührungspunkte zu haben. Meine Studien werden dann für einige Zeit schändlich unterbrochen.
Spalding jammert in Briefen an mich sehr darüber, daß Du Dich ganz von ihm zurückgezogen, und ersucht mich sehr dringend | Dich von hier aus wieder zu ihm einzuladen. Wenn alle Berlinische Invitazionen einen solchen Umweg nehmen solten, so würde man wohl thun überall nur kalte Soupés einzuführen. – Uebrigens scheint Spalding Dich eben so sehr zu lieben, wie zu achten, und ich wünschte sehr Du gingst wieder zu ihm. Dixi et salvavi animam.
Schreibe mir doch gleich nach Empfang dieses einige Zeilen durch Fränkel, der immerfort meine Adresse bis in jenes Leben, s’il y en a, besizt.
Von Deinen Schriften hab ich Leider! nichts, auch gar nichts, gesehen.
Dein
Br.
Vielen und herzlichen Dank, liebster Schleiermacher für Deinen lezten langen und höchst interessanten Brief. Es scheint aber daß alles, bis auf die Könige, gegen unsre Korrepondenz verschworen ist; denn kaum hast Du Dich zusammengeraft, um recht ordentlich zu schreiben, so bin ich ausser Stand gesetzt mit gleicher Münze zu bezahlen. – Die vielen Gerüchte von meiner Abreise von hier sind endlich in Erfüllung gegangen und ich verlasse Paris in wenig Tagen. Ich bin noch von einem Fieber, das mich 6 Wochen | gequält hat, matt und elend, und die Reise ist wol unter den gegebenen Umständen nicht recht gemacht mich zu stärken. Um sie mir indeß unter einen poetischen Gesichtspunkt zu bringen, „hoffe ich alles von dem Einathmen der vaterländischen Luft am Nordpol“. – Ich reise durch Deutschland, ohne nach Berlin gehen zu können, was freilich hart ist. Ich muß aber diesmal, wie eine Norwegische Maus immer grade aus laufen bis ich ans Ufer irgend wo komme, und | in diese Maustheorie passen keine lyrischen Absprünge.
Alles was Du mir von Schlegel schreibst ist mir merkwürdig und wichtig gewesen. Ich habe endlich die Luzinde nicht blos gelesen, sondern sogar, wiewol nur im ManuScript rezensirt, und unser Urtheil scheint viel gemeinschaftliche Berührungspunkte zu haben. Meine Studien werden dann für einige Zeit schändlich unterbrochen.
Spalding jammert in Briefen an mich sehr darüber, daß Du Dich ganz von ihm zurückgezogen, und ersucht mich sehr dringend | Dich von hier aus wieder zu ihm einzuladen. Wenn alle Berlinische Invitazionen einen solchen Umweg nehmen solten, so würde man wohl thun überall nur kalte Soupés einzuführen. – Uebrigens scheint Spalding Dich eben so sehr zu lieben, wie zu achten, und ich wünschte sehr Du gingst wieder zu ihm. Dixi et salvavi animam.
Schreibe mir doch gleich nach Empfang dieses einige Zeilen durch Fränkel, der immerfort meine Adresse bis in jenes Leben, s’il y en a, besizt.
Von Deinen Schriften hab ich Leider! nichts, auch gar nichts, gesehen.
Dein
Br.