Gdfr d 7ten July 1800
Eine lange unwillkührlich lange Pause seit meinen Brief an Dich! welche Mischung von hell und trüben Vorkomenheiten diesen Raum füllten – und wie beides mich am Schreiben hinderte davon nach und nach jezt ist noch alles so gedrängt vor mir und in ir daß ich wirklich nicht weiß wie ich es aufs Papier mahlen soll. Charles schrieb mir gleich am 1. Posttahe nach seiner Ankunft in Breslau, und es schien ihm bald zu behagen – seit dem habe vor 8 Tagen noch einen Brief, der mir seine ganze Wohnung und weben daselbst getreu und lustig schildert, auch ist er schon ziemlich an denen Orten bekant – wo beides Nutzen und Vergnügen, um Umgange verbunden ist, da Du alle die lieben Leute nicht kenst so wäre auch alle Mittheilung umsonst. 8 Tage nach seiner Abreise ward mir die Wonne des Wiedersehens mit einer alten Freundin zu Theil – die auch Du kenst – mit welcher ich ehedem, viel heitre launigte Stunden und Tage verlebt habe – auch sie ließ mich ihr treues liebendes Herz fühlen, komt in der Zwischenzeit meiner Schulen öfters zu mir – da wurde denn recht traulich von alten Zeiten, und allen den lieben Menschen die da hinein gehören geschwazt gefragt usw. |
[Maria Krasting:]
Gewiß wird es Ihnen schwer werden diesen Namen zu errathen indem dieses Geschöpf gewiß schon längst bey Ihnen in die Vergeßenheit gekommen ist, dieses kann auch nicht anders seyn und ich rechne es nicht als Fehler an nein gewiß nicht, allein bey so einen Mann wie Sie sind ist es gar nicht anders möglich als daß man solche unbedeutende Sachen und Gegenstände vergißt; ich für meine Person lieber Freund (erlauben Sie daß ich Ihnen so nenne) habe Sie noch nicht vergeßen, denn Ihr schöner Geist hat mir durch unsre Lotte zu viel Vergnügen gemacht als daß es so leicht aus meinen Gedächtniß gewischt würde, und jezt bey meinen Besuch ist es wieder aufs neue in Anregung gekommen, indem so manches schöne von Ihnen gelesen hab, ich bedaure nur nicht immer Gelegenheit zu haben, davon zu profitieren. Seit dem wir manchmal etwas von einander hörten hat sich so manches geändert, ich bin nun Weib geeworden und noch dazu ein recht Glückliches, denn ich liebe meinen Mann unbeschreiblich und Er mich, ich war auch so glücklich von 2 Kindern Mutter zu seyn, allein diese hat mir der gute Gott wieder zu sich genommen, ich bin aber doch froh daß ich dieses süsse Gefühl empfunden hab, und Gottlob sie sind mir nicht verloren. – Nun ist es wohl Zeit Ihnen mit dieser Unbekannten bekannt zu machen sie sollen es gleich erfahren nur erlauben Sie mir noch eine Frage, que fait votre Coeur?
Ihre Freundin
Marie Krasting geb. Struensee |
[Fortsetzung Charlotte:]
Das heist doch die Vergangenheit – oder vielmehr einen Zeitraum von – 9 – oder 17 Jahren einem recht lebendig machen – wiewohl ich glaube daß Du Dich mehr auf das besinest was Du durch mich von der damaligen Struensee gehört – als Dir ihre Gestalt erinerlich ist – es müste denn hier eine Ausnahme sein – wenn das wäre, und, Du, Dir, jenes junge Geschöpf (sie war als Du sie sahest noch nicht 12 Jahr) weiter ausgemahlt – und ihren Wuchs – schön – ihr Gesicht recht niedlich – und ihr ganzes Benehmen liebenswürdig gefunden hast – so kann ich Dir sagen, daß sie als Weib – gar nichts verlohren – sondern, eher, am leztern gewonnen hat – auch hat man das hier fast durchgängig gefunden welches wie leicht zu erachten mich nicht wenig gefreut hat! – ich habe ihr Deine Verse die Du weiland an meine Freunde gemacht – vorgelesen, sie wünscht sich etwas ähnliches – wozu inliegendes Blatt bestimt ist – ich hoffe Du wirst dem lieben Weibe das gern gewähren – sie ist Dir nicht nur herzlich gut sondern diese Zuneigung ist noch mit einem ganz eignen Grad von Achtung verbunden – auf die Du fast stolz sein köntest – verschiedne mahl war ich mit ihr während den 4 Wochen ihres Besuchs in Geselschaft – und 2 mahl solo zusammen | sie war auch in Kuchendorf bei der Pritwiz – die Alten wo sie weiland war, und jezt logirt hat, brachten sie selber hin – da ich jezt sehr mit Stunden besezt bin – konte ich auf keine Weise mit – auf Deinen Besuch in der Lausiz freut sie sich herzlich – und rechnet ganz darauf Dich übers Jahr zu sehn – ich möchte wohl aufhören – doch noch etwas – sie hatte einige TaschenBücher bei sich – von denen ich schon vorher gehört – die ich also benuzt habe – sie möchte gern mit mir wißen ob sie Dir bekant sind – das von Beker welches ganz vortreflich alsdann – das der Freundtschaft und Liebe gewidmet – ich glaube von la Fontaine – in diesem ist die Erziehung nach GrundSäzen – das MadonnenBild – und die treue Margrette, vorzüglich merkwürdig – das berliner Taschenbuch – worinen – die Geschichte eines Mädgens die in einer SchwesternGemeine erzogen ist – ganz einzig in ihrer Art – sie selbst erzählt es ihrer Freundin – – lache nur nicht – daß ich Dich um dergleichen Kleinigkeiten frage – ich würde es auch kaum thun wenn mich die Krasting nicht so gebeten hätte – versteht sich daß alles für dis Jahr ist – in dem ersten ist Beno – eine Geschichte aus den Zeiten der Creuzfahrer vorzüglich schön
Eine lange unwillkührlich lange Pause seit meinen Brief an Dich! welche Mischung von hell und trüben Vorkomenheiten diesen Raum füllten – und wie beides mich am Schreiben hinderte davon nach und nach jezt ist noch alles so gedrängt vor mir und in ir daß ich wirklich nicht weiß wie ich es aufs Papier mahlen soll. Charles schrieb mir gleich am 1. Posttahe nach seiner Ankunft in Breslau, und es schien ihm bald zu behagen – seit dem habe vor 8 Tagen noch einen Brief, der mir seine ganze Wohnung und weben daselbst getreu und lustig schildert, auch ist er schon ziemlich an denen Orten bekant – wo beides Nutzen und Vergnügen, um Umgange verbunden ist, da Du alle die lieben Leute nicht kenst so wäre auch alle Mittheilung umsonst. 8 Tage nach seiner Abreise ward mir die Wonne des Wiedersehens mit einer alten Freundin zu Theil – die auch Du kenst – mit welcher ich ehedem, viel heitre launigte Stunden und Tage verlebt habe – auch sie ließ mich ihr treues liebendes Herz fühlen, komt in der Zwischenzeit meiner Schulen öfters zu mir – da wurde denn recht traulich von alten Zeiten, und allen den lieben Menschen die da hinein gehören geschwazt gefragt usw. |
[Maria Krasting:]
Gewiß wird es Ihnen schwer werden diesen Namen zu errathen indem dieses Geschöpf gewiß schon längst bey Ihnen in die Vergeßenheit gekommen ist, dieses kann auch nicht anders seyn und ich rechne es nicht als Fehler an nein gewiß nicht, allein bey so einen Mann wie Sie sind ist es gar nicht anders möglich als daß man solche unbedeutende Sachen und Gegenstände vergißt; ich für meine Person lieber Freund (erlauben Sie daß ich Ihnen so nenne) habe Sie noch nicht vergeßen, denn Ihr schöner Geist hat mir durch unsre Lotte zu viel Vergnügen gemacht als daß es so leicht aus meinen Gedächtniß gewischt würde, und jezt bey meinen Besuch ist es wieder aufs neue in Anregung gekommen, indem so manches schöne von Ihnen gelesen hab, ich bedaure nur nicht immer Gelegenheit zu haben, davon zu profitieren. Seit dem wir manchmal etwas von einander hörten hat sich so manches geändert, ich bin nun Weib geeworden und noch dazu ein recht Glückliches, denn ich liebe meinen Mann unbeschreiblich und Er mich, ich war auch so glücklich von 2 Kindern Mutter zu seyn, allein diese hat mir der gute Gott wieder zu sich genommen, ich bin aber doch froh daß ich dieses süsse Gefühl empfunden hab, und Gottlob sie sind mir nicht verloren. – Nun ist es wohl Zeit Ihnen mit dieser Unbekannten bekannt zu machen sie sollen es gleich erfahren nur erlauben Sie mir noch eine Frage, que fait votre Coeur?
Ihre Freundin
Marie Krasting geb. Struensee |
[Fortsetzung Charlotte:]
Das heist doch die Vergangenheit – oder vielmehr einen Zeitraum von – 9 – oder 17 Jahren einem recht lebendig machen – wiewohl ich glaube daß Du Dich mehr auf das besinest was Du durch mich von der damaligen Struensee gehört – als Dir ihre Gestalt erinerlich ist – es müste denn hier eine Ausnahme sein – wenn das wäre, und, Du, Dir, jenes junge Geschöpf (sie war als Du sie sahest noch nicht 12 Jahr) weiter ausgemahlt – und ihren Wuchs – schön – ihr Gesicht recht niedlich – und ihr ganzes Benehmen liebenswürdig gefunden hast – so kann ich Dir sagen, daß sie als Weib – gar nichts verlohren – sondern, eher, am leztern gewonnen hat – auch hat man das hier fast durchgängig gefunden welches wie leicht zu erachten mich nicht wenig gefreut hat! – ich habe ihr Deine Verse die Du weiland an meine Freunde gemacht – vorgelesen, sie wünscht sich etwas ähnliches – wozu inliegendes Blatt bestimt ist – ich hoffe Du wirst dem lieben Weibe das gern gewähren – sie ist Dir nicht nur herzlich gut sondern diese Zuneigung ist noch mit einem ganz eignen Grad von Achtung verbunden – auf die Du fast stolz sein köntest – verschiedne mahl war ich mit ihr während den 4 Wochen ihres Besuchs in Geselschaft – und 2 mahl solo zusammen | sie war auch in Kuchendorf bei der Pritwiz – die Alten wo sie weiland war, und jezt logirt hat, brachten sie selber hin – da ich jezt sehr mit Stunden besezt bin – konte ich auf keine Weise mit – auf Deinen Besuch in der Lausiz freut sie sich herzlich – und rechnet ganz darauf Dich übers Jahr zu sehn – ich möchte wohl aufhören – doch noch etwas – sie hatte einige TaschenBücher bei sich – von denen ich schon vorher gehört – die ich also benuzt habe – sie möchte gern mit mir wißen ob sie Dir bekant sind – das von Beker welches ganz vortreflich alsdann – das der Freundtschaft und Liebe gewidmet – ich glaube von la Fontaine – in diesem ist die Erziehung nach GrundSäzen – das MadonnenBild – und die treue Margrette, vorzüglich merkwürdig – das berliner Taschenbuch – worinen – die Geschichte eines Mädgens die in einer SchwesternGemeine erzogen ist – ganz einzig in ihrer Art – sie selbst erzählt es ihrer Freundin – – lache nur nicht – daß ich Dich um dergleichen Kleinigkeiten frage – ich würde es auch kaum thun wenn mich die Krasting nicht so gebeten hätte – versteht sich daß alles für dis Jahr ist – in dem ersten ist Beno – eine Geschichte aus den Zeiten der Creuzfahrer vorzüglich schön