Berlin, Mittwoch den 2ten Juli 1800.
Denken Sie sich, liebe Freundinn, da habe ich gestern in einem theologischen Journal die erste Recension von den Reden gefunden! der Mann nennt es eine der originellsten, geistreichsten und anziehendsten Schriften, die er je über diesen Gegenstand gelesen, ungeachtet sie wol nicht nach Jedermanns Geschmack sein dürfte, wie er denn auch mit dem Verfasser nicht durchaus einverstanden wäre, was aber bei einem solchen Gegenstände nicht anders der Fall sein könnte. Dann meint er: eines Auszuges sei die Schrift durchaus nicht fähig, er glaube aber ihren Geist, der in einem Mysticism von der reinsten liberalsten und erhabensten | Art bestehe, nicht beßer darstellen zu können als durch einige Stellen aus der zweiten Rede, die jeden Leser, der nur einiges Interesse für Religion habe gewiß zum baldigen Genuß des Ganzen einladen würden. Dann kommen einige Stellen über den Unterschied zwischen Religion und Metaphysik und Moral über Gott und Unsterblichkeit, über den Spinoza, und zuletzt eine über die Toleranz, von der er wünscht, daß sie mir auch zu Gut kommen möge. – Das nennen nun die Leute recensiren, und dieser meint gewiß er habe es recht ordentlich gemacht. Da laß ich mirs mit dem Fichte ganz anders sauer werden! Gestern habe ich fast nichts gemacht weil wirklich der Tag gar keine Stunden hatte, und heute habe ich alles Gemachte wieder umgearbeitet. Dafür bin ich nun auch gewiß, daß ich das Rechte habe, was ich vorher immer noch nicht war. Gestern ist von Jena trotz Wilhelms Versprechen keine Sendung gekommen und so hoffe ich noch mit Jenen zugleich fertig zu werden. Übrigens komme ich mir ein Bischen vor wie in Potsdam, was Sie Sich leicht denken können. Eben deshalb müssen Sie sich auch nicht wundern, daß ich schon wieder schreibe[,] weggeschickt wird aber nichts eher, bis der Fichte fertig ist. [...]
Freitag Mittag Triumph! In diesem Augenblick ist der Fichte fertig. Aber auch ganz fertig: durchgesehen corrigirt paginirt, und das heillose Buch, das ich nicht genug verfluchen | kann, schon an seinen alten Ort gestellt. Gott wird mich bewahren nicht fürs erste wieder hinein zu sehn. Auch meine Notiz will ich nicht mehr ansehen, damit sie mir nicht, wie zu geschehen pflegt, schlecht vorkomme. [...]
Sonnabend ManuskriptSendung ist von Jena gekommen, aber von Briefen fast gar nichts. Der Aufsatz über die Unverständlichkeit hat mir unendlichen Spaß gemacht, und wirds Ihnen hoffentlich auch; es ist in einer ganz eignen Gattung und unendlich lustig. Exemplare von den Briefen sind wieder nicht mitgekommen, was ich nicht begreife. [...]
Heindorf hat seine Bearbeitung des Phaedrus beendigt, und ist also seit den 3 Wochen, da ich ihn nicht gesehen habe ungeheuer fleißig gewesen. Wenn ich so mit ihm rede und an alle die philologischen Schwierigkeiten denke, wird mir vor der Platonsübersetzung ganz bange. Friedrich scheint noch gar nicht ernsthaft daran zu denken.
Denken Sie sich, liebe Freundinn, da habe ich gestern in einem theologischen Journal die erste Recension von den Reden gefunden! der Mann nennt es eine der originellsten, geistreichsten und anziehendsten Schriften, die er je über diesen Gegenstand gelesen, ungeachtet sie wol nicht nach Jedermanns Geschmack sein dürfte, wie er denn auch mit dem Verfasser nicht durchaus einverstanden wäre, was aber bei einem solchen Gegenstände nicht anders der Fall sein könnte. Dann meint er: eines Auszuges sei die Schrift durchaus nicht fähig, er glaube aber ihren Geist, der in einem Mysticism von der reinsten liberalsten und erhabensten | Art bestehe, nicht beßer darstellen zu können als durch einige Stellen aus der zweiten Rede, die jeden Leser, der nur einiges Interesse für Religion habe gewiß zum baldigen Genuß des Ganzen einladen würden. Dann kommen einige Stellen über den Unterschied zwischen Religion und Metaphysik und Moral über Gott und Unsterblichkeit, über den Spinoza, und zuletzt eine über die Toleranz, von der er wünscht, daß sie mir auch zu Gut kommen möge. – Das nennen nun die Leute recensiren, und dieser meint gewiß er habe es recht ordentlich gemacht. Da laß ich mirs mit dem Fichte ganz anders sauer werden! Gestern habe ich fast nichts gemacht weil wirklich der Tag gar keine Stunden hatte, und heute habe ich alles Gemachte wieder umgearbeitet. Dafür bin ich nun auch gewiß, daß ich das Rechte habe, was ich vorher immer noch nicht war. Gestern ist von Jena trotz Wilhelms Versprechen keine Sendung gekommen und so hoffe ich noch mit Jenen zugleich fertig zu werden. Übrigens komme ich mir ein Bischen vor wie in Potsdam, was Sie Sich leicht denken können. Eben deshalb müssen Sie sich auch nicht wundern, daß ich schon wieder schreibe[,] weggeschickt wird aber nichts eher, bis der Fichte fertig ist. [...]
Freitag Mittag Triumph! In diesem Augenblick ist der Fichte fertig. Aber auch ganz fertig: durchgesehen corrigirt paginirt, und das heillose Buch, das ich nicht genug verfluchen | kann, schon an seinen alten Ort gestellt. Gott wird mich bewahren nicht fürs erste wieder hinein zu sehn. Auch meine Notiz will ich nicht mehr ansehen, damit sie mir nicht, wie zu geschehen pflegt, schlecht vorkomme. [...]
Sonnabend ManuskriptSendung ist von Jena gekommen, aber von Briefen fast gar nichts. Der Aufsatz über die Unverständlichkeit hat mir unendlichen Spaß gemacht, und wirds Ihnen hoffentlich auch; es ist in einer ganz eignen Gattung und unendlich lustig. Exemplare von den Briefen sind wieder nicht mitgekommen, was ich nicht begreife. [...]
Heindorf hat seine Bearbeitung des Phaedrus beendigt, und ist also seit den 3 Wochen, da ich ihn nicht gesehen habe ungeheuer fleißig gewesen. Wenn ich so mit ihm rede und an alle die philologischen Schwierigkeiten denke, wird mir vor der Platonsübersetzung ganz bange. Friedrich scheint noch gar nicht ernsthaft daran zu denken.