P.P.
Ich halte für nöthig, über die N. 66. Ihres I. B. eingerükte Antwort des Hrrn. Bohn auf meine Auffoderung noch anderweitig mich zu erklären. Ich habe vernommen, daß Zweifel darüber entstanden sey, ob eine solche Erklärung nach den Gesetzen Ihres Instituts aufgenommen werden könne, oder nicht. Erlauben Sie mir, Ihnen die Gründe vorzulegen, die mich wenigstens überzeugen, daß sie aufgenommen werden müße.
I.) Es wird, den Gesetzen Ihres Instituts zufolge aufgenommen dreierlei: Recension, Antikritik, Antwort des Recensenten auf die leztere. Die Beantwortung der aufgeworfnen Frage beruht sonach darauf, zu welcher Klaße meine N. 50. d. I. B. gegebne Erklärung zu rechnen sey. [/]
II.) Wenn alles, was nicht bloßer PrivatHandel ist, sondern eine gemeinschaftliche Angelegenheit, die einen beträchtlichen Theil des Publikum intereßiert, und eben dadurch zugleich zur Ehre Ihres Instituts gereicht, zur ersten Klaße gehört, so glaube ich, daß die erwähnte Erklärung dahin zu rechnen sey. Denn
a.) Die Absicht derselben war, die Lügen und Verläumdungen der Eudaemonia aufzudecken. Nun ist dieses Journal nicht nur überhaupt etwas gemeinschädliches, und schändliches; sondern es war, der allgemeinen Meinung nach, durch den Aufsaz, gegen den meine Erklärung gerichtet war, auch insbesondre der gute Ruf der Universität angegriffen. Ferner muste der A. L. Z. selbst, die die Eudaemonia schon der Lügen bezüchtiget hatte, daran gelegen [/] seyn, und es schien ihr daran zu liegen, daß die Sache noch klärer in’s Licht gestellt würde.
b.) Aus diesem Gesichtspunkte habe ich denn auch wirklich die Sache angesehen, und lediglich durch den gemeinsamen Zweck mich bewegen laßen, gegen die Eudämonia zu schreiben. Wie viele Zeugen, sowohl hier, als in Weimar, könnte ich dafür anführen, daß ich Anfangs entschloßen war, ganz zu schweigen, und daß ich lediglich der Vorstellung; ich sey dem guten Rufe der Universität eine Erklärung schuldig, nachgegeben.
c.) So haben auch die Herren Herausgeber die Sache angesehen, und behandelt, indem sie meinen Aufsatz als einen officiellen, ohnentgeldlich, abdrucken laßen; welcher Umstand allein entscheidet, daß er zur ersten Klaße zu rechnen sey. Sie haben dadurch die Sache zu Ihrer eignen gemacht, und so gewiß Sie selbst in meinem Falle noch einmal sich erklären würden, so gewiß sind Sie verbunden, meine Erklärung anzunehmen. [/]
Dagegen dürfte gesagt werden: dies müße nun freilich gelten von meiner Erklärung insofern, inwiefern sie sich auf die Eudaemonia bezieht; nicht aber, inwiefern sie gegen das I. Bl. der N. D. B. gerichtet ist. Hier aber sey bloß von der leztern Beziehung die Rede.
Aber dieser leztere Theil ist meiner Erklärung gegen die Eudaemonia gar nicht zufällig, und etwas fremdartiges, sondern ein wesentlich zu ihr gehöriger Theil. Ein guter Theil der Lügen die in der leztern gesagt werden, waren auch im I. Bl. d. N. D. B. und zwar da früher abgedrukt, als sie in der Eudaemonia standen. Eudaemonia würde sich auf diese Zeugniße berufen haben; und sonach machte die Entkräftung dieses Beweises einen wesentlichen [/] Theil der Widerlegung der Eudaemonia aus; und es gehört zur Sache, daß er vor dem Publikum d. A. L. Z. entkräftet bleibe.
III.) Wenn nun erwiesen ist, daß meine ganze Erklärung, auch inwiefern sie das I. Bl. d. N. D. B. betrift, um ihrer Gemeinnützigkeit Willen, in die erste Klaße gehört, und von den Herren Herausgebern selbst durch den unentgeldlichen Abdruk darein gesezt worden; so ist klar, daß des Hrrn. Bohn Antwort anzusehen sey, als Antikritik, und daß sonach mir noch eine Erklärung zukomme.
Wenn es mir nur gelungen ist, Sie zu überzeugen, daß es nicht gegen Ihre Gesetze laufe, so darf ich nicht nur von Ihrer persönlichen Freundschaft, nach welcher keiner unter Ihnen es gern sehen kann, daß mein guter Name so unverantwortlich ungerecht angegriffen werde, sondern [/] auch von Ihrer Billigkeit erwarten, daß Sie meiner Erklärung einen Platz vergönnen.
Durch des Hrrn. Bohn Erklärung wird mir mehr angemuthet, als je. Es ist ganz sicher, daß ich entweder überhaupt nicht, oder doch im I. Bl. d. A. L. Z. nicht meine Vertheidigung geführt hätte, wenn ich bei der Weise, mit der meine erste Erklärung aufgenommen worden, hätte voraussetzen können, daß es vor Ihrem Publikum bei dem sinn- und grundlosen Geschwätz des Hrrn. Bohn sein Bewenden haben sollte. Ich ersuche Sie die Güte zu haben, ehe Sie einen Entschluß faßen, nur noch einmal meine Erklärung mit Hrrn. B. Antwort zu vergleichen; zu sehen, ob je verkehrter geantwortet worden. Es ist sichtbar, daß B. [/] meine Erklärung im I. Bl. gar nicht selbst gelesen, sondern sich von einem flüchtigen Freunde, der Art für Anspruch gelesen, nur davon hat erzählen laßen; daß er ferner gar nicht weiß, was in seinem eignen I. Bl. über mich abgedrukt worden. Ich zähle dem Einsender Lügen zu, an der Zahl 6. betreffend meine Sonntagsvorlesungen, meine Unterhandlung in Ordenssachen, meinen Aufenthalt auf dem Lande: Hrr. Bohn aber träumt, daß von Anschuldigung eines unklugen Betragens bei einem Studenten-Auflauf die Rede sey; da doch notorisch ich bei einem Studentenauflaufe nie weder klug noch unklug habe handeln können, weil ein solcher zur Zeit meiner Anwesenheit in Jena nie Statt gehabt. Es ist sichtbar, daß der gute B. sich dunkel erinnert, was über Hrrn. HR. Schnaubert in seinem I. Bl. gesagt worden, und in seiner Verkehrtheit [/] unsre beide Personen verwechselt. Das gleich ihm unwißende, und gleich ihm mit halben Augen lesende, und mit halben Ohren hörende Lesepublikum, wird ihm diese Verwechselung nachmachen, und Eudaemonia wird nicht ermangeln, zu alledem, was sie schon an mir selbst auszusetzen findet, auch noch fremde Dinge auf meine Rechnung zu bringen.
Ich verharre mit der vollkommensten Hochachtung
Deroselben
gehorsamster Diener
Fichte
Jena, d. 4. Junij. 1796.
Ich halte für nöthig, über die N. 66. Ihres I. B. eingerükte Antwort des Hrrn. Bohn auf meine Auffoderung noch anderweitig mich zu erklären. Ich habe vernommen, daß Zweifel darüber entstanden sey, ob eine solche Erklärung nach den Gesetzen Ihres Instituts aufgenommen werden könne, oder nicht. Erlauben Sie mir, Ihnen die Gründe vorzulegen, die mich wenigstens überzeugen, daß sie aufgenommen werden müße.
I.) Es wird, den Gesetzen Ihres Instituts zufolge aufgenommen dreierlei: Recension, Antikritik, Antwort des Recensenten auf die leztere. Die Beantwortung der aufgeworfnen Frage beruht sonach darauf, zu welcher Klaße meine N. 50. d. I. B. gegebne Erklärung zu rechnen sey. [/]
II.) Wenn alles, was nicht bloßer PrivatHandel ist, sondern eine gemeinschaftliche Angelegenheit, die einen beträchtlichen Theil des Publikum intereßiert, und eben dadurch zugleich zur Ehre Ihres Instituts gereicht, zur ersten Klaße gehört, so glaube ich, daß die erwähnte Erklärung dahin zu rechnen sey. Denn
a.) Die Absicht derselben war, die Lügen und Verläumdungen der Eudaemonia aufzudecken. Nun ist dieses Journal nicht nur überhaupt etwas gemeinschädliches, und schändliches; sondern es war, der allgemeinen Meinung nach, durch den Aufsaz, gegen den meine Erklärung gerichtet war, auch insbesondre der gute Ruf der Universität angegriffen. Ferner muste der A. L. Z. selbst, die die Eudaemonia schon der Lügen bezüchtiget hatte, daran gelegen [/] seyn, und es schien ihr daran zu liegen, daß die Sache noch klärer in’s Licht gestellt würde.
b.) Aus diesem Gesichtspunkte habe ich denn auch wirklich die Sache angesehen, und lediglich durch den gemeinsamen Zweck mich bewegen laßen, gegen die Eudämonia zu schreiben. Wie viele Zeugen, sowohl hier, als in Weimar, könnte ich dafür anführen, daß ich Anfangs entschloßen war, ganz zu schweigen, und daß ich lediglich der Vorstellung; ich sey dem guten Rufe der Universität eine Erklärung schuldig, nachgegeben.
c.) So haben auch die Herren Herausgeber die Sache angesehen, und behandelt, indem sie meinen Aufsatz als einen officiellen, ohnentgeldlich, abdrucken laßen; welcher Umstand allein entscheidet, daß er zur ersten Klaße zu rechnen sey. Sie haben dadurch die Sache zu Ihrer eignen gemacht, und so gewiß Sie selbst in meinem Falle noch einmal sich erklären würden, so gewiß sind Sie verbunden, meine Erklärung anzunehmen. [/]
Dagegen dürfte gesagt werden: dies müße nun freilich gelten von meiner Erklärung insofern, inwiefern sie sich auf die Eudaemonia bezieht; nicht aber, inwiefern sie gegen das I. Bl. der N. D. B. gerichtet ist. Hier aber sey bloß von der leztern Beziehung die Rede.
Aber dieser leztere Theil ist meiner Erklärung gegen die Eudaemonia gar nicht zufällig, und etwas fremdartiges, sondern ein wesentlich zu ihr gehöriger Theil. Ein guter Theil der Lügen die in der leztern gesagt werden, waren auch im I. Bl. d. N. D. B. und zwar da früher abgedrukt, als sie in der Eudaemonia standen. Eudaemonia würde sich auf diese Zeugniße berufen haben; und sonach machte die Entkräftung dieses Beweises einen wesentlichen [/] Theil der Widerlegung der Eudaemonia aus; und es gehört zur Sache, daß er vor dem Publikum d. A. L. Z. entkräftet bleibe.
III.) Wenn nun erwiesen ist, daß meine ganze Erklärung, auch inwiefern sie das I. Bl. d. N. D. B. betrift, um ihrer Gemeinnützigkeit Willen, in die erste Klaße gehört, und von den Herren Herausgebern selbst durch den unentgeldlichen Abdruk darein gesezt worden; so ist klar, daß des Hrrn. Bohn Antwort anzusehen sey, als Antikritik, und daß sonach mir noch eine Erklärung zukomme.
Wenn es mir nur gelungen ist, Sie zu überzeugen, daß es nicht gegen Ihre Gesetze laufe, so darf ich nicht nur von Ihrer persönlichen Freundschaft, nach welcher keiner unter Ihnen es gern sehen kann, daß mein guter Name so unverantwortlich ungerecht angegriffen werde, sondern [/] auch von Ihrer Billigkeit erwarten, daß Sie meiner Erklärung einen Platz vergönnen.
Durch des Hrrn. Bohn Erklärung wird mir mehr angemuthet, als je. Es ist ganz sicher, daß ich entweder überhaupt nicht, oder doch im I. Bl. d. A. L. Z. nicht meine Vertheidigung geführt hätte, wenn ich bei der Weise, mit der meine erste Erklärung aufgenommen worden, hätte voraussetzen können, daß es vor Ihrem Publikum bei dem sinn- und grundlosen Geschwätz des Hrrn. Bohn sein Bewenden haben sollte. Ich ersuche Sie die Güte zu haben, ehe Sie einen Entschluß faßen, nur noch einmal meine Erklärung mit Hrrn. B. Antwort zu vergleichen; zu sehen, ob je verkehrter geantwortet worden. Es ist sichtbar, daß B. [/] meine Erklärung im I. Bl. gar nicht selbst gelesen, sondern sich von einem flüchtigen Freunde, der Art für Anspruch gelesen, nur davon hat erzählen laßen; daß er ferner gar nicht weiß, was in seinem eignen I. Bl. über mich abgedrukt worden. Ich zähle dem Einsender Lügen zu, an der Zahl 6. betreffend meine Sonntagsvorlesungen, meine Unterhandlung in Ordenssachen, meinen Aufenthalt auf dem Lande: Hrr. Bohn aber träumt, daß von Anschuldigung eines unklugen Betragens bei einem Studenten-Auflauf die Rede sey; da doch notorisch ich bei einem Studentenauflaufe nie weder klug noch unklug habe handeln können, weil ein solcher zur Zeit meiner Anwesenheit in Jena nie Statt gehabt. Es ist sichtbar, daß der gute B. sich dunkel erinnert, was über Hrrn. HR. Schnaubert in seinem I. Bl. gesagt worden, und in seiner Verkehrtheit [/] unsre beide Personen verwechselt. Das gleich ihm unwißende, und gleich ihm mit halben Augen lesende, und mit halben Ohren hörende Lesepublikum, wird ihm diese Verwechselung nachmachen, und Eudaemonia wird nicht ermangeln, zu alledem, was sie schon an mir selbst auszusetzen findet, auch noch fremde Dinge auf meine Rechnung zu bringen.
Ich verharre mit der vollkommensten Hochachtung
Deroselben
gehorsamster Diener
Fichte
Jena, d. 4. Junij. 1796.