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Johann Gottlieb Fichte to Familie Fichte

Pro Memoria.
Ich, der Endes Unterschriebene, stand mit meinem verstorbnen Bruder Samuel Gotthelf Fichte, in folgenden VermögensVerwiklungen:
1.) Habe ich demselben zum Ankäufe des väterlichen Wohnhauses eine Summe vorgeschoßen, deren Bestand sich in einem jezt nicht zu Handen habenden Briefe des verstorbnen an mich finden, ausserdem aber aus einem höchstwarscheinlich unter den Papieren des Verstorbnen vorhandenen Briefe von mir an ihn sich ergeben, auch meinem Vater bekannt seyn wird; und zwar so, daß dieselbe auf dem Hause stehen bleibe, und er mir dasselbe dafür als Unterpfand einsetze: jedoch alles auf Ehre, und Gewissen, ohne gerichtlichen Consens, oder Handschrift.
2.) Habe ich ihm, nebst noch einem andern meiner Brüder, ein Capital von 300 Rthr. geliehen, gegen 4. pcnt. Zinse, zahlbar an meinen Vater: laut einer in meinen Händen befindlichen von diesen beiden Brüdern unterschriebenen Handschrift, worin sie mir ihr Haus, und alle ihre Haabe zum Pfande einsetzen. Hieran beträgt sonach die an den Verstorbnen geliehene Hälfte 150 rthr. – Die eigentliche Absicht dieses Darlehns ist meinem Vater, und überhaupt in meiner Familie bekannt. [/]
3.) Habe ich ihm ein Capital von 800 rthr – es versteht sich die obigen Posten ungerechnet – geliehen, und zwar, um ihn nicht durch Zinsen zu drüken, doch aber zur sorgfältigsten Verwaltung dieses Geldes anzuhalten, unter der Benennung meiner Anlage zu einer zwischen uns beiden zu errichtenden CompagnieFabrik. Ich kann das Factum, und die daraus erfolgten Verhältnisse, ausser dem Zeugnisse meiner Eltern, die bei unsern mündlichen Verabredungen gegenwärtig waren, durch die eigenhändigen Briefe und Berechnungen des verstorbnen, die sich in meinen Händen befinden, beweisen. Ich werde, in der folgenden Erzählung auf diese Briefe, wie ich sie numerotirt, und einzelne Stellen angestrichen habe, und wie ich erfoderlichen Falles sie vorlegen <werde,> mich beziehen.
Eine Compagnie sezt voraus der Brief N. I. vom 9ten 8br. 98. Die bestimmte Abrede bei diesem Compagnie Geschäft war, daß meines Bruders Kenntniß der Hanthierung, Fleiß, und Kraft, bis zu <einer ge>wissen (bis jezt nicht statt gehabten) Vermehrung meines Capitals, jedesmal gleich seyn sollte der von mir hergegebnen Summe baaren Geldes (laut des Verstorbnen eignen Vorschlag in N. II. auf den von mir angestrichnen Seiten, welchen Vorschlag ich auch wirklich angenommen habe) Daß wir sonach Gewinn [/] [...]
[...] Dann waren von den 227. rthr., die er als seinen baaren Zuschuß mir berechnete, nicht nur 150 rthr. sondern selbst die noch übrigen 77. rthr. keines andern Vermögen, als das meinige; in dem ich ihn nicht nur zu Michaelis 1795. mit einer beträchtlichen Summe ausgestattet, von mir entlassen, sondern auch noch nachher durch Uebersendungen von baarem Gelde ihn unterstüzt habe. Er verpfändete sonach immer nur mein eignes Vermögen gegen das meinige, rechnete in dem Compagnie Geschäft durch das meinige ab von dem meinigen, u. dergl.; welches man sich wohl von einem Bruder, dem man forthelfen will, gefallen, keinesweges aber von sich einmischenden Fremden fortsetzen läßt.
Daß dieses alles sich so verhalte, bezeuge ich auf mein Gewissen, und werde erfoderlichen Falles die Beweise, auf welche ich oben mich bezogen, vorlegen. Jena, d. 20. Februar. 1800.
Johann Gottlieb Fichte
d. Phil. Doctor.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 20. Februar 1800
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Familie Fichte
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Rammenau · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 230‒231.
Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • Classification Number: Mscr. Dresd. App. 1499, Nr. 26
Language
  • German

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