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Ludwig Tieck to Carl Friedrich Ernst Frommann TEI-Logo

<Dresden, 28. November 1801>
Theuerster Freund,
Sie werden recht auf mich zürnen, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen, und wie Sie wohl glauben, mit Recht. Allein den ganzen Sommer bin ich fast zerstreut gewesen und nachher recht ordentlich fleissig, so daß Sie selber ihre Freude an mir haben würden, wenn Sie mich sehn könnten. Wie geht es Ihnen, was macht ihre liebe Frau, und die Kinder? Ich wäre so gern noch im Herbst nach Jena gekommen, auch um meinen Bruder zu sehn, allein, es ließ sich gar nicht thun, ohne alle meine Arbeiten von neuem zu unterbrechen. Ich kann Ihnen heut nur sehr verworren schreiben, weil die Post mich drängt, ich habe mich im Tage geirrt. Das Poet.<ische> Journal, an das ich nie ohne Kummer denken kann, schicke ich Ihnen gegen Weihnachten, beide Stücke auf einmal. Sie werden sich noch unsrer Abrede darüber erinnern, daß ich Ihnen die Hälfte des Honorars auf ein zukünftiges Buch schuldig bleibe, wenn dieses unterdeß nicht bessern Absatz findet. Ich wünschte, ich könnte Ihnen gleich etwas geben, oder die halbe Summe zurück, indeß werden Sie mir glauben, daß dies mir unmöglich fällt. Vorher schicke ich Ihnen aber, spätestens in 3 Wochen, den Octavianus, die Hälfte dann vielleicht noch früher, in einer schönen, deutlichen Abschrift, wie Sie dergleichen von mir noch nie gesehn haben. Sie waren so gut, mir zu versprechen, daß Sie mir das Honorar beim Empfange des M<anu>sk<ri>pt.<s> schicken wollten, ich erinnere Sie nur daran, weil alle meine Einrichtungen darauf beruhen, weil ich alles darauf warten lasse. Es müste mich etwas trügen, aber dieser Oktavian wird auch bei dem grössern Publikum Glück machen, wenigstens vermuthe ich es nach den Eindrücken, die ich habe bei unterschiedlichen Charakteren bemerken können, es ist mehr Handlung und Leben als in der Genoveva, heitrer und bunter, und bis jezt bin ich selber auch mit dieser Arbeit zufrieden. Lassen Sie ihn doch, wie Sie damals wollten, etwas elegant drucken. Aber etwas über 20 Bogen wird es wohl, doch denke ich nicht viel.
Ich habe Steffens diesen Sommer viel gesehen, ich weiß nicht, ob er nicht jezt schon in Jena ist. – Verzeihen Sie meinen kurzen Brief, grüssen Sie ihre liebe Frau und Kinder, auch Wesselhöft von mir recht herzlich, Malchen u<nd> Dorothea lassen grüssen. Ich hoffe, daß die beiden Stücke des Poet. Jour.<nals> auch Glück machen sollen, sie enthalten wenigstens manichfaltige Aufsätze und mehrere Gedichte, die nicht von mir sind, verständlich und reizend. Ich lasse jezt auch den grösten Theil abschreiben. – Die Post will gehen, nächstens also.
Ihr Freund
L.T.
Dresden, in der
Neustadt, im Blauen Stern.
Können Sie mir bald die
Velin-Ex.<emplare> des Almanachs
schicken.
Metadata Concerning Header
  • Date: [vor dem 28. November 1801]
  • Sender: Ludwig Tieck ·
  • Recipient: Carl Friedrich Ernst Frommann ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Schweikert, Uwe: Korrespondenzen Ludwig Tiecks. 16 unveröffentlichte Briefe. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1974, S. 249–250.

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