Liebste Schwester,
Wie kömmt’s daß du mir gar nicht antwortest? Ich erwarte einen Brief von dir und darum hab’ ich so lange geschwiegen, als ich neulich an Bernhardi schrieb, hab’ ich zugleich einen Brief an dich eingelegt, du mußt ihn doch nothwendig erhalten haben. – Es thut mir innig weh, daß du ängstl. und besorgt um mich bist, daß du dich meinetwegen härmst, ich weiß nicht, wie ich dir d[ie]se Liebe zu mir vergelten soll; ich fühle eine wahre Sehnsucht, dich, und meine lieben Eltern und meinen Bruder einmahl wieder zu sehn, ich bin nun fast in einem ganzen Jahr nicht in Berlin gewesen, aber komm’ ich izt wieder hin, so will ich dafür auch recht viel bloß für dich leben; ich freue mich auf d[ie]se Tage, wie ich mich auf wenig freue. – Aber sei nur vorher nicht ängstlich, ich bin nicht kranck, ich bin vollkommen gesund und wohl, ausser daß du mir an jedem Tage fehlst.
Laß dir doch von Bernhardi zuweilen gute Bücher geben und laß doch, was ich wahrhaftig seit recht lange vergessen habe, bei Gelegenheit Toll’s recht herzlich von mir grüssen, ich schäme mich, daß ich keinmal an sie geschrieben habe. – Thu mir den Gefallen, und antworte mir bald, und schreibe mir, was du machst, und ob meine Eltern noch wohl und gesund sind, wenn ich lange keinen Brief aus Berlin bekomme, so fällt mir ma[n]chmal eine so trübe und schwere Ahndung auf’s Herz, als wenn ihr alle kranck wärt, vielleicht ist aber schon ein Brief von dir unterwegs, und ich kann mich also darüber zufrieden geben.
Werde ja nur nicht kranck und sei nicht traurig, das sind immer meine einzigen Bitten, die ich an dich hebe, denn das ist immer am wichtigsten, sei munter, so viel du es kannst, denn Heiterkeit ist die wahre Medicin des Lebens, eine trübe Laune macht unsre Seelenkräfte stumpfer und der Mensch schrumpft darunter wie eine Mumie zusammen.
Grüsse mei[ne] Eltern und meinen Bruder herzlich, von dem grossen Esel hört man doch auch kein einziges Wort, laß ihn doch einmahl an mich schreiben, er verlernt ja sonst ganz und gar die Feder führen. –
Antworte mir ja recht bald und lebe wohl.
Dein
Dich ewig liebender Brud.
Tieck.
Wie kömmt’s daß du mir gar nicht antwortest? Ich erwarte einen Brief von dir und darum hab’ ich so lange geschwiegen, als ich neulich an Bernhardi schrieb, hab’ ich zugleich einen Brief an dich eingelegt, du mußt ihn doch nothwendig erhalten haben. – Es thut mir innig weh, daß du ängstl. und besorgt um mich bist, daß du dich meinetwegen härmst, ich weiß nicht, wie ich dir d[ie]se Liebe zu mir vergelten soll; ich fühle eine wahre Sehnsucht, dich, und meine lieben Eltern und meinen Bruder einmahl wieder zu sehn, ich bin nun fast in einem ganzen Jahr nicht in Berlin gewesen, aber komm’ ich izt wieder hin, so will ich dafür auch recht viel bloß für dich leben; ich freue mich auf d[ie]se Tage, wie ich mich auf wenig freue. – Aber sei nur vorher nicht ängstlich, ich bin nicht kranck, ich bin vollkommen gesund und wohl, ausser daß du mir an jedem Tage fehlst.
Laß dir doch von Bernhardi zuweilen gute Bücher geben und laß doch, was ich wahrhaftig seit recht lange vergessen habe, bei Gelegenheit Toll’s recht herzlich von mir grüssen, ich schäme mich, daß ich keinmal an sie geschrieben habe. – Thu mir den Gefallen, und antworte mir bald, und schreibe mir, was du machst, und ob meine Eltern noch wohl und gesund sind, wenn ich lange keinen Brief aus Berlin bekomme, so fällt mir ma[n]chmal eine so trübe und schwere Ahndung auf’s Herz, als wenn ihr alle kranck wärt, vielleicht ist aber schon ein Brief von dir unterwegs, und ich kann mich also darüber zufrieden geben.
Werde ja nur nicht kranck und sei nicht traurig, das sind immer meine einzigen Bitten, die ich an dich hebe, denn das ist immer am wichtigsten, sei munter, so viel du es kannst, denn Heiterkeit ist die wahre Medicin des Lebens, eine trübe Laune macht unsre Seelenkräfte stumpfer und der Mensch schrumpft darunter wie eine Mumie zusammen.
Grüsse mei[ne] Eltern und meinen Bruder herzlich, von dem grossen Esel hört man doch auch kein einziges Wort, laß ihn doch einmahl an mich schreiben, er verlernt ja sonst ganz und gar die Feder führen. –
Antworte mir ja recht bald und lebe wohl.
Dein
Dich ewig liebender Brud.
Tieck.