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Ludwig Tieck an August Wilhelm von Schlegel

[1] Liebster Freund,
Wie sehr bin ich in Ihrer Schuld! Ich bin mit der Recension recht beschäftigt und schicke sie auch recht bald ab; ich habe mich nur etwas zu sehr mit Geschäfften überladen. Ich danke Ihnen für Ihr freundschaftliches Angedenken, unendlich für Ihre Mühe bei der Correktur. Wenn Sie mir doch über den Zerbin bei Gelegenheit ein kräfftig Wörtchen sagten, denn manchmal bin ich ganz trostlos: – aber nicht, um mir Muth zu machen, sondern Ihre ordentliche Meinung. Daß auch Ihnen einiges im Sternbald so gefällt, ist mir sehr erfreulich: Sie kommen doch auf Ostern gewiß? Außerdem daß Sie mich glüklich machen würden, thäten Sie auch an Unger ein gutes Werk, wenn Sie ihn ent-Wolten / entmannen nicht, denn Wolt und Mann ist eine monströse Mischung, wie es Ihr Bruder in seinen Griechen und Römern nennt. Ich habe den Richter lange nicht gelesen und verfalle heut in seinen Stil, es macht aber bei mir nur die Eile, nicht die Genialität; auch würde ich, wenn ich von diesem Briefe eine neue Auflage veranstalten müste, nicht so wie jener in seinem neuen Hesperus alles so stehn lassen.
Wollen Sie den Sternbald nun wohl an Göthe besorgen? [2] Ich habe nichts dazu geschrieben: entschuldigen Sie es, wenn Sie es nöthig finden, ich hätte, und – enfin –
Grüßen Sie ja Ihre liebe Frau von mir, noch mehr wie ich mich auf Ihr Herkommen freue, freue ich mich, sie kennen zu lernen. Der Phantasus ist mir im Sternbald das liebste Gedicht: es hat mir sehr wohl gethan, daß es ihr besonders aufgefallen ist. – (Da ich Sie schon etwas kenne, können Sie das obige Bekenntniß nicht übel nehmen oder erkennen): NB. seit ich den Don Quixote wirklich übersetze, möchte ich oft ganze Seiten so schreiben, lieber und leichter, als ich so übersetze.
Über Ihren Almanach müssen wir nächstens weitläuftiger sprechen, ich dächte, Sie träfen Anstalten dazu.
Ich gratuliere zum Athenäum, das wieder völlig hergestellt ist. Die ganze Zeit über war ich sehr betrübt.
Adieu!
Ihr ergebener Freund
L. Tieck.
[Berlin], 22. December 1798
Ich schicke Ihnen zugleich die Phantasien etc. – Lesen werden Sie sie wohl, aber vielleicht nicht [in der] Literatur-Zeitung anzeigen: Wie Sie wollen. – Meine Frau läßt grüssen.
[3]
[4]
  • Tieck, Ludwig  Rezension  ankündigen  Tieck, Ludwig: Schlegel, August Wilhelm von: Shakespeare, William: Dramatische Werke [Ü: August Wilhelm von Schlegel] (Rezension) (erschienen?)
  • Tieck, Ludwig  Kritik  erbitten  Tieck, Ludwig: Prinz Zerbino oder die Reise nach dem guten Geschmack
  • Tieck, Ludwig  Bewertung  danken  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tieck, Ludwig  einladen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tieck, Ludwig  verspotten  Woltmann, Karl Ludwig von
  • Tieck, Ludwig  charakterisieren  Jean Paul
  • Tieck, Ludwig  Buch  senden lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tieck, Ludwig  Buch  senden lassen  Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen
  • Tieck, Ludwig  Buch  senden  Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen
  • Tieck, Ludwig  Buch  senden  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Tieck, Ludwig  grüßen  Schelling, Caroline von
  • Tieck, Ludwig  grüßen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tieck, Ludwig  Übersetzungspraxis  bekräftigen  Cervantes Saavedra, Miguel de: Don Quijote [Ü: Ludwig Tieck]
  • Tieck, Ludwig  Herausgeberschaft  interessiert sein  Musen-Almanach für das Jahr 1802 (hg. v. August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck)
  • Tieck, Ludwig  beglückwünschen  Athenaeum
  • Tieck, Ludwig  Buch  beilegen  Tieck, Ludwig; Wackenroder, Wilhelm Heinrich: Phantasien über die Kunst
  • Tieck, Ludwig  Rezension  erbitten  Tieck, Ludwig; Wackenroder, Wilhelm Heinrich: Phantasien über die Kunst
  • Tieck, Amalie  grüßen lassen  Tieck, Ludwig
  • Tieck, Amalie  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
Briefkopfdaten
  • Datum: Samstag, 22. Dezember 1798
  • Absender: Ludwig Tieck ·
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Absendeort: Berlin · ·
  • Empfangsort: Jena · ·
Druck
  • Bibliographische Angabe: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 37‒38.
Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36934
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.28,Nr.62
  • Blatt-/Seitenzahl: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,1 x 19 cm
Sprache
  • Deutsch

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