[1] Jena, den 10. October 1801
Aus dem beygelegten Billet von Frommann wirst du sehen, daß es mit ihm nichts ist. Da mir die Hauptsache war, ob er nähme oder nicht, so weiß ich in der That seine Gründe nicht recht mehr. Ich glaube aber, es war, daß er schon etwas andres zu ähnliches von dir auf Ostern verlege.
Ich bin auf Vieweg gefallen, weil dieser völlige Censurfreyheit hat; wie er sonst ist, weißt du. Frommann nannte Cotta, der mir aber eben schreibt, er sey schon überhäuft.
Mit andern hiesigen Buchhändlern ist schwerlich etwas zu machen. Für den Moment konnte ich also nichts weiter thun, da ich vermuthlich erst nach gänzlichem Ende der Messe nach Leipzig komme. Ich habe daher geglaubt, deinen Absichten gemäß zu handeln, wenn ich Frommann das Manuscript mit nach Leipzig anvertraute, damit es dort ist, wenn du etwa sogleich während der Messe Aufträge giebst. Kannst du dergleichen nicht durch Frommann selbst besorgen lassen, oder durch Mahlmann?
[2] Mit vielem Ergötzen habe ich den Anti-Faust von neuem gelesen. Friedrich hat nach diesem Anfange große Erwartungen vom folgenden, und meynt, es werde etwas gänzlich Verschiednes vom Zerbino werden, und die Ähnlichkeit liege bloß in Äußerlichkeiten. Die classischen Grobheiten im Aristophanes haben ihm besonders gefallen. Ich bin im ganzen mit ihm einig. Die einzelnen Einfälle, das göttliche Böttiger Lied usw. das versteht sich von selbst.
So sehr ich indessen deine Darstellungen des prosaischen Zeitgeistes in mancherley komödischen Allegorien bewundere, könnte ich doch wohl wünschen, dich mit der Komödie im Felde des nackten und baaren Lebens erscheinen zu sehen. Hast du noch keine Anmuthungen dieser Art gehabt?
Daß man sich mit solchen Gesellen wie Böttiger und Falk einlassen muß ist ein nothwendiges Übel, oder auch nicht, denn sie werden durch ihre Erbärmlichkeit wieder classisch und symbolisch.
Lebe recht wohl, ich bin die Zeit her fleißig gewesen, und werde hoffent[3]lich bald mit der letzthin erwähnten Arbeit fertig seyn. Friedrich ebenfalls: er hat einen höchst wunderbaren zweyten Akt eines Schauspiels, welches nicht mehre haben soll, beendigt.
Den Tristan und die letzten Bogen vom Almanach wirst du hoffentlich richtig erhalten haben. Das Geld von Cotta habe ich noch nicht, [sonst] hätte ich natürlich sogleich deinen Antheil übersandt.
Leb nochmals wohl.
Dein
A W S.
[4]
Aus dem beygelegten Billet von Frommann wirst du sehen, daß es mit ihm nichts ist. Da mir die Hauptsache war, ob er nähme oder nicht, so weiß ich in der That seine Gründe nicht recht mehr. Ich glaube aber, es war, daß er schon etwas andres zu ähnliches von dir auf Ostern verlege.
Ich bin auf Vieweg gefallen, weil dieser völlige Censurfreyheit hat; wie er sonst ist, weißt du. Frommann nannte Cotta, der mir aber eben schreibt, er sey schon überhäuft.
Mit andern hiesigen Buchhändlern ist schwerlich etwas zu machen. Für den Moment konnte ich also nichts weiter thun, da ich vermuthlich erst nach gänzlichem Ende der Messe nach Leipzig komme. Ich habe daher geglaubt, deinen Absichten gemäß zu handeln, wenn ich Frommann das Manuscript mit nach Leipzig anvertraute, damit es dort ist, wenn du etwa sogleich während der Messe Aufträge giebst. Kannst du dergleichen nicht durch Frommann selbst besorgen lassen, oder durch Mahlmann?
[2] Mit vielem Ergötzen habe ich den Anti-Faust von neuem gelesen. Friedrich hat nach diesem Anfange große Erwartungen vom folgenden, und meynt, es werde etwas gänzlich Verschiednes vom Zerbino werden, und die Ähnlichkeit liege bloß in Äußerlichkeiten. Die classischen Grobheiten im Aristophanes haben ihm besonders gefallen. Ich bin im ganzen mit ihm einig. Die einzelnen Einfälle, das göttliche Böttiger Lied usw. das versteht sich von selbst.
So sehr ich indessen deine Darstellungen des prosaischen Zeitgeistes in mancherley komödischen Allegorien bewundere, könnte ich doch wohl wünschen, dich mit der Komödie im Felde des nackten und baaren Lebens erscheinen zu sehen. Hast du noch keine Anmuthungen dieser Art gehabt?
Daß man sich mit solchen Gesellen wie Böttiger und Falk einlassen muß ist ein nothwendiges Übel, oder auch nicht, denn sie werden durch ihre Erbärmlichkeit wieder classisch und symbolisch.
Lebe recht wohl, ich bin die Zeit her fleißig gewesen, und werde hoffent[3]lich bald mit der letzthin erwähnten Arbeit fertig seyn. Friedrich ebenfalls: er hat einen höchst wunderbaren zweyten Akt eines Schauspiels, welches nicht mehre haben soll, beendigt.
Den Tristan und die letzten Bogen vom Almanach wirst du hoffentlich richtig erhalten haben. Das Geld von Cotta habe ich noch nicht, [sonst] hätte ich natürlich sogleich deinen Antheil übersandt.
Leb nochmals wohl.
Dein
A W S.
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