[1] Lieber Freund,
Du erhältst hier eine Einlage von dem Ungenannten aus Dresden, der das Sonett gemacht hat, der Streit für das Heilige. Ich kenne ihn schon seit einem halben Jahr, er heißt Friedrich Schulz, und hat als Friedrich Laun, eine Menge kleiner Scheissereien (s. v.) geschrieben, die viel Glück machen, und an denen sich besonders die Rezensenten delektiren, als der Mann auf Freiers-Füssen, usw. Du hast wohl davon gehört. So wie er es in diesen Quakkeleien anfängt, kann es ihm nicht fehlen, bald (vielleicht ist er es schon, denn die Buchhändler reissen sich um ihn) ein Lieblingsschriftsteller der deutschen Nation zu werden. Dieser Mensch ist sonst äusserst gut und brav, so daß ihm kein Mensch, am wenigsten ich, der ich für dergleichen recht schwach bin, böse sein kann, er hat ausserdem etwas Verstand und gewiß einiges Talent. Er [2] ist unser gemeinschaftlicher Bewunderer, besonders hält er von dir viel, doch läßt er es an sich kommen, und bleibt in der gehörigen Kühle. Recht ein Mensch, um in Zukunft dick und reich zu werden. Was er dir schreibt, weiß ich nicht, aber zugleich schickt er dir 2 Sonette mit, von denen mir das erste recht schön dünkt, ich habe ihm erst daran korrigiren [müssen]: das 2te ist ihm ein Mißverständniß. Er macht das mit Christum und Marien usw. auch auf seine Weise mit, doch ficht es ihn nicht sonderlich an, im eigentlichsten Sinn läßt er Gott einen guten Mann sein, und würde auch all dergleichen wieder ausstreichen, wenn ihm der Verleger versicherte, daß es dem Absatz des Buches Schaden thäte.
Wie geht es dir in B[erlin]? Schreib mir doch deine Adresse, und sage Schütz, daß er dasselbe thun soll. Dieser hat mir bei [3] seinem Hiersein von der Arbeit etwas verrathen, die du mir nun schon so lange versprochen hast, und dadurch bin ich nur um so begieriger darauf geworden. Zögre nicht länger, und theile sie mir mit, es werden keine 4 Wochen vergehn, so hast du dafür auch etwas von mir in Händen, was vielleicht seine 28 Bogen füllt. Ist das nicht viel?
Eines habe ich dir immer vergessen zu sagen. Hast du noch Lust, die Numancia mit mir in Gesellschaft zu übersetzen? Thu es, oder thu es allein, wie du willst; aber laß sie doch nicht einzeln drucken. Ich bin mit Nicolovius so gut wie ganz richtig über ein fortlaufendes Spanisches Theater, wovon Ostern übers Jahr der Erste Band erscheinen soll, dies könnte man nicht herrlicher als mit der Numancia eröffnen: ich denke, daß er es uns auch gut bezahlen soll. Darum thu mir die [4] Liebe, und laß uns dies gemeinschaftlich übersetzen, oder nimm du Numancia allein, doch wünschte ich auch Theil daran zu nehmen, aber laß sie nicht einzeln drucken, denn ich verspreche mir von einer Masse Spanischer Stücke mehr Wirkung. Ich bitte dich auch, nachher noch andere Uebersetzungen in dieser Sammlung zu übernehmen, wenn du Zeit und Lust hast. Sei nicht böse, daß ich dir von diesem Plan nicht früher gemeldet, es geht mir gewöhnlich so, daß ich während dem Schreiben das vergesse, weshalb ich den Brief eigentlich anfing. Laß aber dies alles noch unter uns bleiben, sonst kömmt irgend ein Lump und kündigt ein Spanisches Theater an, und den deutschen Buchhändlern, Lesern und Schriftstellern ist es doch nur um den Nahmen zu thun.
Der Deinige
L. Tieck.
Dresden, den 10ten December 1801
Du erhältst hier eine Einlage von dem Ungenannten aus Dresden, der das Sonett gemacht hat, der Streit für das Heilige. Ich kenne ihn schon seit einem halben Jahr, er heißt Friedrich Schulz, und hat als Friedrich Laun, eine Menge kleiner Scheissereien (s. v.) geschrieben, die viel Glück machen, und an denen sich besonders die Rezensenten delektiren, als der Mann auf Freiers-Füssen, usw. Du hast wohl davon gehört. So wie er es in diesen Quakkeleien anfängt, kann es ihm nicht fehlen, bald (vielleicht ist er es schon, denn die Buchhändler reissen sich um ihn) ein Lieblingsschriftsteller der deutschen Nation zu werden. Dieser Mensch ist sonst äusserst gut und brav, so daß ihm kein Mensch, am wenigsten ich, der ich für dergleichen recht schwach bin, böse sein kann, er hat ausserdem etwas Verstand und gewiß einiges Talent. Er [2] ist unser gemeinschaftlicher Bewunderer, besonders hält er von dir viel, doch läßt er es an sich kommen, und bleibt in der gehörigen Kühle. Recht ein Mensch, um in Zukunft dick und reich zu werden. Was er dir schreibt, weiß ich nicht, aber zugleich schickt er dir 2 Sonette mit, von denen mir das erste recht schön dünkt, ich habe ihm erst daran korrigiren [müssen]: das 2te ist ihm ein Mißverständniß. Er macht das mit Christum und Marien usw. auch auf seine Weise mit, doch ficht es ihn nicht sonderlich an, im eigentlichsten Sinn läßt er Gott einen guten Mann sein, und würde auch all dergleichen wieder ausstreichen, wenn ihm der Verleger versicherte, daß es dem Absatz des Buches Schaden thäte.
Wie geht es dir in B[erlin]? Schreib mir doch deine Adresse, und sage Schütz, daß er dasselbe thun soll. Dieser hat mir bei [3] seinem Hiersein von der Arbeit etwas verrathen, die du mir nun schon so lange versprochen hast, und dadurch bin ich nur um so begieriger darauf geworden. Zögre nicht länger, und theile sie mir mit, es werden keine 4 Wochen vergehn, so hast du dafür auch etwas von mir in Händen, was vielleicht seine 28 Bogen füllt. Ist das nicht viel?
Eines habe ich dir immer vergessen zu sagen. Hast du noch Lust, die Numancia mit mir in Gesellschaft zu übersetzen? Thu es, oder thu es allein, wie du willst; aber laß sie doch nicht einzeln drucken. Ich bin mit Nicolovius so gut wie ganz richtig über ein fortlaufendes Spanisches Theater, wovon Ostern übers Jahr der Erste Band erscheinen soll, dies könnte man nicht herrlicher als mit der Numancia eröffnen: ich denke, daß er es uns auch gut bezahlen soll. Darum thu mir die [4] Liebe, und laß uns dies gemeinschaftlich übersetzen, oder nimm du Numancia allein, doch wünschte ich auch Theil daran zu nehmen, aber laß sie nicht einzeln drucken, denn ich verspreche mir von einer Masse Spanischer Stücke mehr Wirkung. Ich bitte dich auch, nachher noch andere Uebersetzungen in dieser Sammlung zu übernehmen, wenn du Zeit und Lust hast. Sei nicht böse, daß ich dir von diesem Plan nicht früher gemeldet, es geht mir gewöhnlich so, daß ich während dem Schreiben das vergesse, weshalb ich den Brief eigentlich anfing. Laß aber dies alles noch unter uns bleiben, sonst kömmt irgend ein Lump und kündigt ein Spanisches Theater an, und den deutschen Buchhändlern, Lesern und Schriftstellern ist es doch nur um den Nahmen zu thun.
Der Deinige
L. Tieck.
Dresden, den 10ten December 1801