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Dorothea von Schlegel to Rahel Varnhagen

mehr kann ich wahrhaftig nicht thun, als das Buch selbst nach Berlin zu bringen – ich bin hier – wäre für mein Leben gern zu Ihnen gekommen – diese Nacht aber habe ich Kolch und heftigen Durchfall bekommen, der noch immer fort dauert, ich kann also nicht ausgehen, ich werde mich Nachmittag zur Herz hintragen laßen. Wenn Sie einen Funken Menschlichkeit haben, o so sein Sie auch dort. Mir geht es mit dem Alt werden wie es mir mit allen Uebeln geht, die ich unabänderlich zu erwarten habe – ich kann die Zeit nicht geduldig abwarten bis es vorbei ist; und genoß daher ohne Vorsatz der Jugend nicht; doch sein Sie ruhig Liebe! das Mittelalter ist eben so dumm nicht bei gescheuten Leuten, manchmal steht es einem für die Jugend! – schaffen Sie mir die andern Bücher von L.! Sie müssen sie mir schaffen, und sollten sie ihn ein bißchen dafür lieben müssen. was will S. wieder in Berlin? versteht er noch nicht daß er allerwärts hier übrig ist? Das ist ein Grüzkopf! vorige Woche habe ich die Koch gesprochen; sie ist recht liebenswürdig für Männer; aber unter uns, affektirt sie ein wenig zu viel candeur und naivetät aber doch wirklich recht liebenswürdig. Ohne Bedingung – ich spreche.
Sie diesen Abend. Ihre B.
Places
Personen
Metadata Concerning Header
  • Date: Herbst/Winter 1793–1794
  • Sender: Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Rahel Varnhagen
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 172‒173.
Language
  • German

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