Armer guter Brinkmann! wie sehr bedaure ich Sie! es ist wahrhaftig kein Spas was Sie leiden müßen! es ärgert mich daß Ihnen das Fußbad nicht half – aber daß Ihr Arzt es nicht zugeben will, daß Sie in einem geheizten Zimmer schlafen, das ärgert mich noch mehr, er kann unmöglich Recht haben. – ich habe heute schon recht oft daran gedacht, wie es wohl mit Ihnen stehen mag? Aber da haben Sie es nun ganz deutlich, wie viel der Verstand mehr wert ist, als alles, was man gutes Herz nennt! mit allen warmen wahren Antheil meines Herzens kann ich Ihnen nichts von Ihren Schmerzen nehmen aber wie viel nicht, wenn ich den Verstand hätte Ihnen ein beßeres Mittel anzurathen als mein elendes Fußbad? Die Klage über den Unwerth der Menschen ist übrigens <auch> meiner Meinung nach ganz falsch. Lieben mag man die Menschen so viel man will, und das verdienen wirklich auch die meisten; aber trauen und folgen kann man ihnen nicht, dazu haben die aller wenigsten Verstand genug. Ach glauben Sie mir, es gehört viel Verstand dazu um in der Welt das wieder gut zu machen, was das gute Herz verdirbt. Hätte G D.[Graf Dohna] nicht ein gutes Herz wie hätte er Sie gestern so ärgern können? – Adieu! Apoll und seine neun geistreiche Schwestern mögen Sie diese Nacht verlaßen, (so viel wir auch dabei verlieren) und der gute einfältige Morpheus heute nicht von Ihrem Lager weichen, prosaisch heißt das Gute Nacht!
B.
den 26ten Jan. 1794.
Laßen Sie mir doch recht bald wieder wißen wie Sie sich befinden?
B.
den 26ten Jan. 1794.
Laßen Sie mir doch recht bald wieder wißen wie Sie sich befinden?