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Friedrich von Schlegel to Friedrich Schiller

Körner sagte mir, daß Sie die beyden anliegenden Stücke der Berliner Monathsschrift von ihm verlangt hätten. Ich kann mir das Vergnügen nicht versagen, Ihnen für die gütige Aufmerksamkeit, die Sie meinen unreifen Versuchen geschenkt haben, zu danken. – Ich bin so kühn, dem Manne, der um die Wiederherstellung der ächten Kunst einen zwiefachen Lorbeer verdient hat, einige geringe Beyträge zu demselben Zweck – deren ersten Band H. Michaelis Ihnen sobald er gedruckt ist, hoffentlich in einigen Wochen, übersenden wird – zu überreichen. – Wenn ich hoffen dürfte, daß Sie meine Bitte nicht als zudringliche Anforderung sondern als bescheidnen Wunsch aufnehmen würden, so würde ich es wagen, Sie um eine Kritik dieser Versuche zu bitten. – Meine Versuche bedürfen der Censur gar sehr, und mir selbst ist nichts willkommner als eine strenge Prüfung. – Die beyliegende Skizze hat nur ein sehr relatives Interesse. Für den, dem es um eine sorgfältig bestimmte Kenntniß der Griechen zu thun ist, haben richtigere Vorstellungen, als die gewöhnlichen über diesen Gegenstand, allerdings Werth. – Aber wie weit ist <die Behandlung> des Stoffs von der schönen Form, deren er vielleicht fähig wäre, selbst nach meinem Gefühle, entfernt? – Ich finde den Ausdruck holpricht, die Ausführung lückenhaft, und selbst die Anordnung, die doch hier nicht schwer war, scheint mir nicht ohne grosse Fehler.
Mein Bruder schreibt mir mit vieler Wärme von Ihrer Freundschaftlichkeit gegen ihn. Ich nehme den innigsten Antheil an Allem was ihn betrift: ich wünsche ihm zu dieser Verbindung Glück, und bin so frey Ihnen aufs lebhafteste dafür zu danken.
Körner hat mich schon vor einigen Monaten aufgemuntert, Ihnen einen Aufsatz zur Prüfung für die Horen einzusenden. – Es fehlt in dem Gebiete, wo ich einheimisch bin, nicht an Stoff, der unter einer geschickten Hand dem grossen Zweck dieser Zeitschrift entsprechen könnte. Mir aber kostet es noch so grosse Anstrengung, den Stoff nur richtig zu ordnen, bestimmt und klar auszudrücken, <es mislingt mir ohngeachtet der größten Sorgfalt so oft,> daß ich mir kaum noch erlauben darf, nach der Leichtigkeit und Annehmlichkeit zu streben, die doch, so weit ich jenen Zweck richtig verstehe, nothwendige Bedingungen desselben sind. Es wird noch lange Zeit hingehn, ehe ich mit den Vorübungen fertig seyn werde. Um jedoch über den Vorbereitungen nicht das Leben selbst zu versäumen, werde ich dann und wann versuchen, was das Aeußerste sey, was ich auch in Rücksicht der Horen zu leisten im Stande bin. – Ich bin eben jetzt mit der letzten Umarbeitung und Ausbildung eines Aufsatzes über das Verhältniß der Griechischen Bildung zur modernen beschäftigt, und wenn der Versuch zu meiner Zufriedenheit ausfällt, werde ich Ihnen denselben zur Prüfung übersenden.
Ich bin sehr begierig auf meines Bruders Briefe über die Poesie. Wenn er die metaphysischen Untersuchungen ganz zu vermeiden gewußt hat, so erwarte ich viel Gutes. – Werden Sie Körnern nicht anspornen, in seinen musikalischen Untersuchungen fortzufahren? – Diese technische Kenntniß der Musik findet sich wohl äusserst selten mit so viel Philosophie zusammen. – Es ist jedoch etwas Eigennutz bey meinem Wunsche: denn ohne eine objective Theorie dieser Kunst überhaupt ist an einen bestimmten Begriff der Griechischen Musik gar nicht zu denken. Ich bin mit größter Verehrung und Hochachtung
Ihr gehorsamster
Friedrich Schlegel
Den 12ten December 1795
Dreßden, Mohrengasse nr. 748.
P. S. Die beyden Stücke der Berl.[iner] M.[onats] S.[chrift] wünschte ich gelegentlich wenn Sie <etwa> ohnehin an K.[örner] etwas zu senden, wieder zu haben. Für die nächsten Monate brauche ich sie nicht.
  • Schiller, Friedrich  Literaturbeschaffung  erbitten  Körner, Christian Gottfried
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  • Schiller, Friedrich  Literaturbeschaffung  erbitten  Schlegel, Friedrich von: Über die Diotima
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  • Schlegel, Friedrich von  loben  Schiller, Friedrich
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  • Schlegel, Friedrich von  positiv bewerten  Körner, Christian Gottfried: Über Charakterdarstellung in der Musik
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 12. Dezember 1795
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schiller ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 261‒262.
Language
  • German

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