Dreßden, den 7ten Januar 1796.
Hochzuehrender Herr Konsistorialrath!
Ich würde Ihnen schon längst für die Güte, einen Aufsatz von mir dem H. Hofrath Wieland für den Merkur zu empfehlen, für Ihre mir sehr schmeichelhafte Aufmerksamkeit auf meine noch sehr unreifen Versuche, und Ihre mir sehr werthe Aeußerungen gegen den Professor Becker meinen wärmsten Dank gesagt haben, wenn ich nicht immer noch gehofft hätte, Ihnen zugleich ein Zeichen meiner Verehrung und eine Frucht meines Fleisses überreichen zu können. Der Abdruck einer Sammlung von Aufsätzen zur Geschichte der Griechischen Poesie hat sich aber so lange verschoben, dass ich nicht länger darauf warten mag und kann. Jedoch hoffe ich daß der Verleger, dem ich Auftrag dazu gegeben habe, Ihnen wenigstens in einigen Wochen das erste Bändchen zusenden wird.
Es ist nicht ohne eine gewisse Furchtsamkeit, dass ich einem so grossen Kenner der Griechen einen so unvollkommenen Anfang eines umfassenden Entwurfes überreiche. Ich fühle den unermeßlichen Umfang desselben so sehr, daß nur das Bewußtsein einer unerschütterlichen Beharrlichkeit mich dabey fest erhalten kann. – Auf der andern Seite ist aber auch der Beyfall der Kenner derjenige Lohn der Anstrengung, nach dem ich am meisten strebe; aufrichtige Beurtheilung derselben ein nothwendiges Mittel, ihn allmählich der Ausführung immer näher zu bringen. Ich wage es im voraus Sie, hochgeehrtester Gönner, um die Mittheilung einer strengen Prüfung zu bitten, jedoch nur unter der Bedingung, daß Sie diese Bitte nicht als eine zudringliche Anforderung, sondern als einen bescheidenen Wunsch ansehen mögen. – Bis dahin wage ich es, eine <kleine> Skizze in der Berl.[iner] Mon.[ats] Schr.[ift] dieses Jahres Jul.[i] u. Aug.[ust] Ihrer Aufmerksamkeit zu empfehlen und um Ihre Kritik zu bitten. –
Sehr erwünscht ist mir Ihre Anfrage an Hrn. P.[rofessor] Becker wegen Uebersetzungen aus dem Griechischen für das Attische Museum von Wieland, und sehr schmeichelhaft die Voraussetzung, daß ich etwas dieser Sammlung würdiges zu leisten im Stande sey. Ich werde mich glücklich schätzen zu diesem Zweck zu arbeiten, werde gern thun, was meine Kräfte vermögen, und wünsche nur über die Art und Weise das Nähere zu erfahren. – Sie werden mich unendlich verpflichten, wenn Sie mich in dieser Hinsicht dem grossen Manne empfehlen wollen. Was läßt sich nicht von dem Kommentator des Horazes, dem Uebersetzer des Luzian, und dem Dichter des Agathon für ein Attisches Museum erwarten! Von ihm, der so oft er es gewollt, seine unsterblichen Werke mit den schönsten Blüthen des Attizismus gewürzt hat!
Ich empfehle mich Ihrer ferneren Gewogenheit und bin mit größter Dankbarkeit und vollkommenster Hochachtung.
W. Wohlgeboren
gehorsamster
Friedrich Schlegel
(Gelehrter. Mohrenstrasse nro. 748.)
Hochzuehrender Herr Konsistorialrath!
Ich würde Ihnen schon längst für die Güte, einen Aufsatz von mir dem H. Hofrath Wieland für den Merkur zu empfehlen, für Ihre mir sehr schmeichelhafte Aufmerksamkeit auf meine noch sehr unreifen Versuche, und Ihre mir sehr werthe Aeußerungen gegen den Professor Becker meinen wärmsten Dank gesagt haben, wenn ich nicht immer noch gehofft hätte, Ihnen zugleich ein Zeichen meiner Verehrung und eine Frucht meines Fleisses überreichen zu können. Der Abdruck einer Sammlung von Aufsätzen zur Geschichte der Griechischen Poesie hat sich aber so lange verschoben, dass ich nicht länger darauf warten mag und kann. Jedoch hoffe ich daß der Verleger, dem ich Auftrag dazu gegeben habe, Ihnen wenigstens in einigen Wochen das erste Bändchen zusenden wird.
Es ist nicht ohne eine gewisse Furchtsamkeit, dass ich einem so grossen Kenner der Griechen einen so unvollkommenen Anfang eines umfassenden Entwurfes überreiche. Ich fühle den unermeßlichen Umfang desselben so sehr, daß nur das Bewußtsein einer unerschütterlichen Beharrlichkeit mich dabey fest erhalten kann. – Auf der andern Seite ist aber auch der Beyfall der Kenner derjenige Lohn der Anstrengung, nach dem ich am meisten strebe; aufrichtige Beurtheilung derselben ein nothwendiges Mittel, ihn allmählich der Ausführung immer näher zu bringen. Ich wage es im voraus Sie, hochgeehrtester Gönner, um die Mittheilung einer strengen Prüfung zu bitten, jedoch nur unter der Bedingung, daß Sie diese Bitte nicht als eine zudringliche Anforderung, sondern als einen bescheidenen Wunsch ansehen mögen. – Bis dahin wage ich es, eine <kleine> Skizze in der Berl.[iner] Mon.[ats] Schr.[ift] dieses Jahres Jul.[i] u. Aug.[ust] Ihrer Aufmerksamkeit zu empfehlen und um Ihre Kritik zu bitten. –
Sehr erwünscht ist mir Ihre Anfrage an Hrn. P.[rofessor] Becker wegen Uebersetzungen aus dem Griechischen für das Attische Museum von Wieland, und sehr schmeichelhaft die Voraussetzung, daß ich etwas dieser Sammlung würdiges zu leisten im Stande sey. Ich werde mich glücklich schätzen zu diesem Zweck zu arbeiten, werde gern thun, was meine Kräfte vermögen, und wünsche nur über die Art und Weise das Nähere zu erfahren. – Sie werden mich unendlich verpflichten, wenn Sie mich in dieser Hinsicht dem grossen Manne empfehlen wollen. Was läßt sich nicht von dem Kommentator des Horazes, dem Uebersetzer des Luzian, und dem Dichter des Agathon für ein Attisches Museum erwarten! Von ihm, der so oft er es gewollt, seine unsterblichen Werke mit den schönsten Blüthen des Attizismus gewürzt hat!
Ich empfehle mich Ihrer ferneren Gewogenheit und bin mit größter Dankbarkeit und vollkommenster Hochachtung.
W. Wohlgeboren
gehorsamster
Friedrich Schlegel
(Gelehrter. Mohrenstrasse nro. 748.)