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Friedrich von Schlegel to Carl August Böttiger

Hochzuverehrender Herr Konsistorialrath!
Ich sage Ihnen für Ihre gütige Zuschrift meinen wärmsten Dank, so wie auch für die Erlaubniß, die ich Ihrer Empfehlung verdanke. Ich schätze mich in der That glücklich zu einem so schönen und nützlichen Unternehmen, wie das Attische Museum nach meinen Kräften beytragen zu dürfen. Was Sie mir vom Inhalte des ersten Hefts schreiben, hat meine Begierde ganz rege gemacht. – Ich werde die aufgetragene Uebersetzung unverzüglich anfangen, Ihre lehrreichen Winke sorgfältig benutzen, und nichts verabsäumen, Ihre und d[es] H. Hofrath Wielands Zufriedenheit zu verdienen.
Sie verlangen, dass ich das Honorar fixiren soll. In Rücksicht auf die Grösse des Formats glaube ich, dass 7 bis 8 ß nicht unmässig wäre. Ich habe dieß jedoch nur auf Ihr ausdrückliches Verlangen geschrieben. Ich überlasse die Bestimmung des Honorars gänzlich Ihrer Entscheidung und habe daher gleich heute an H.[errn] H.[ofrat] W.[ieland] ein paar Zeilen eingelegt.
Casanova ist wirklich gestorben und hat schöne Gemählde, einige Gipse und Modelle hinterlassen, aber keine Antiken. Das M[anu]script, von welchem in beyliegender Ankündigung die Rede ist, ist wirklich in französischer Sprache fertig, auch der größte Theil der dazu gehörigen Kupferplatten. Auch ist ein beträchtlicher Theil des M[anu]scripts von einem gewissen Berger, wie man sagt, schlecht ins Deutsche übersetzt. Göschen hat den Erben 3 000 geboten und auch Breitkopf hat sich bemüht. Sie verlangen aber 10 000 und werden die Herausgabe nun selbst besorgen. Was daraus werden wird, muß die Zeit lehren. Der älteste Sohn steht in dem Rufe eines unordentlichen Mannes. Der Preiß ist bis auf 24 Thlr. erhöht, die alten Pränumeranten ausgenommen. Becker, der sich Ihrer Freundschaft empfiehlt, hat einen Theil des M[anu]scripts gelesen. Er versicherte, daß es nothwendig vor dem Druck von einer gelehrten Hand noch retouchirt werden müsste. Es sey voller Invectiven gegen Winkelmann.
Es ist mir ungemein schmeichelhaft gewesen, daß Sie Sich für meine Sammlung bey Bertuch so gütig interessirt haben. Glauben Sie wohl, daß ich zu einer Uebersetzung der Politik des Aristoteles oder der Gesetze des Plato, versteht sich mit vollständigem Kommentar, Einleitung u. s. w. einen Verleger fände? Diese Unternehmungen sind lange der Gegenstand meiner Wünsche. Doch kann ich nicht eher anfangen, bis ich einen Verleger weiß. Mit der Republik des Plato, die mit in meine Plane gehörte, ist mir jemand zuvorgekommen. In Stolbergs auserwählten Plat.[onischen] Gesprächen steht eine Ankündigung mit vielem Lobe. Doch ließen sich die Gesetze wohl allein bearbeiten, wenn die Einleitung vollständig wäre.
Wird das Attische Museum monathlich oder vierteljährig erscheinen?
Ich empfehle mich Ihrer fernern Gewogenheit und bin mit größter Verehrung
gehorsamster
Friedrich Schlegel.
Dreßden den 28ten Januar.
Ich werde mich in meinen Beyträgen an die Orthographie in der neuen Ausgabe von Wielands Werken halten.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 28. Januar 1796
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Carl August Böttiger ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Weimar · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 277‒278.
Language
  • German

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