Dreßden, den 16ten März 96.
Hochzuverehrender Herr Professor,
Für die gütigst übersandten beyden Hefte Ihres treflichen Journals statte ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank ab. Es freut mich ungemein, daß meine Rec.[ension] der Kantischen Schrift Ihren Beyfall hat. Ich habe die Ehre Sie Ihnen hiebey in einer veränderten Form zurückzuschicken, wie Sie mich dazu aufgemuntert haben. Ich habe nur Anfang und Ende <und ein paar Stellen in der Mitte> zu ändern nöthig gefunden, und es scheint mir nichts in meinem Aufsatze zu seyn, was mit der Recens.[ion] im 1ten Heft in Kollision käme. Ich habe sie sorgfältig in dieser Rücksicht gelesen. Eine neue Umarbeitung würde nicht viel weiter führen, als ich für jetzt gehn kann. Das System der Politik an dem ich arbeite kann erst in einigen Jahren vollendet seyn. Doch scheinen mir diese provisorischen Gedanken der Mittheilung nicht unwerth. Ohnehin würde die Umarbeitung für ein Journal viel zu weitläuftig geworden seyn.
Ueber die verspätete Antwort bedürfen Sie gar keiner Entschuldigung. Nur wünschte ich, daß Sie mir gleich nach Empfang über die Nichtaufnahme der Kant.[ischen] Rez.[ension] Nachricht gegeben hätten. – Können Sie den beyliegenden Aufsatz nicht einrücken lassen, so thut es mir leid, daß ich ferner nicht das Vergnügen haben kann, an Ihrem Unternehmen Theil zu nehmen. Da ich es zur ausdrücklichen Bedingung gemacht, die Rez.[ension] falls sie nicht gedruckt werden könnte, mir so gleich zurückzusenden, <werden Sie dieß nicht eigensinnig finden>. Ich hatte meine Gründe dazu. Uebrigens ist mein aufrichtiger Wunsch, an Ihrer treflichen Zeitschrift einen eifrigen und steten Antheil zu nehmen, derselbe und meine Ansprüche sind die mäßigsten, die ein Mitarbeiter an einen Herausgeber machen kann.
Sobald ich die Versicherung von Ihnen erhalte, daß der Aufsatz eingerückt wird, werde ich die angefangne Rez.[ension] der Horen vollenden und Ihnen <sogleich> zusenden. Ich werde sie so sehr als möglich zusammendrängen. Sie können versichert seyn, daß ich im Urtheilen nie auf Persönlichkeiten Rücksichten nehmen werde. – Lassen Sie mich aber über Ihre Wünsche noch etwas bestimmteres wissen. Für den Ton der Rez.[ension] erkenne ich kein anderes allgemein gültiges Gesetz, als daß er liberal seyn muß. Ueber diese Liberalität gestehe ich jedem Herausgeber sehr gern eine gewisse Censur zu: um so mehr Ihnen. Auch über den Umfang einer Rez.[ension] erwarte ich die <genaue> Bestimmung des Herausgebers, der das Ganze anordnet und alle Konvenienzen gegen einander abzuwägen weiß. Enger kann ich aber meine Freyheit des Urtheils nicht beschränken. – Haben Sie Gründe, an eine Rez.[ension] der Horen noch speziellere Forderungen zu machen, so erbiete ich mich Ihnen statt dessen lieber eine Revision der Aesthetik seit Kant zu liefern, worin ich mich aber nur auf die Schriften dieses Inhalts von Kant, Heydenreich, Mainong und Schiller einschränken würde, nebst den wenigen beyläufigen aesthet.[ischen] Bemerkungen in Reinholds, Schmidts und Fichtes Schriften.
Die erste der aesthet.[ischen] Abhandlungen von denen ich Ihnen schrieb, werde ich Ihnen in wenigen Wochen zusenden können. Ich würde sie sehr gern in einer Sammlung gedruckt sehn, die sich durch eine trefliche Auswahl auszeichnet und die besten Denker Deutschlands unter ihre Mitarbeiter zählt.
Meine Gedanken über Fichte’s System <in einer andern Form oder Rez.[ension]> werde ich wohl erst etwas später Ihnen zusenden können.
Sie haben sehr wohl gethan die Rez.[ension] des Condorcet abzukürzen. Ich habe sie noch nicht verglichen, weil ich Ihren Brief, den ich vor wenigen Stunden erhielt, sogleich beantworten wollte. Ueber das Misverständniß, welches Ihre Anmerkung veranlaßt hat, würde es mir interessant seyn, mit Ihnen reden zu können. Schriftlich würde es sehr weitläuftige Discussionen veranlassen.
Ich freue mich im Voraus auf die interessante Unterhaltung, welche mir Ihr Aufsatz im ersten Heft gewähren wird. – Ich bitte um eine baldige Antwort, und falls Sie den beyliegenden Aufsatz nicht einrücken können, bitte ich denselben mit umgehender Post an Michaelis zu senden.
Ihr ergebenster
Friedrich Schlegel.
In größter Eil.
Ich bitte nochmals recht sehr um schleunige Antwort.
F. S.
Hochzuverehrender Herr Professor,
Für die gütigst übersandten beyden Hefte Ihres treflichen Journals statte ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank ab. Es freut mich ungemein, daß meine Rec.[ension] der Kantischen Schrift Ihren Beyfall hat. Ich habe die Ehre Sie Ihnen hiebey in einer veränderten Form zurückzuschicken, wie Sie mich dazu aufgemuntert haben. Ich habe nur Anfang und Ende <und ein paar Stellen in der Mitte> zu ändern nöthig gefunden, und es scheint mir nichts in meinem Aufsatze zu seyn, was mit der Recens.[ion] im 1ten Heft in Kollision käme. Ich habe sie sorgfältig in dieser Rücksicht gelesen. Eine neue Umarbeitung würde nicht viel weiter führen, als ich für jetzt gehn kann. Das System der Politik an dem ich arbeite kann erst in einigen Jahren vollendet seyn. Doch scheinen mir diese provisorischen Gedanken der Mittheilung nicht unwerth. Ohnehin würde die Umarbeitung für ein Journal viel zu weitläuftig geworden seyn.
Ueber die verspätete Antwort bedürfen Sie gar keiner Entschuldigung. Nur wünschte ich, daß Sie mir gleich nach Empfang über die Nichtaufnahme der Kant.[ischen] Rez.[ension] Nachricht gegeben hätten. – Können Sie den beyliegenden Aufsatz nicht einrücken lassen, so thut es mir leid, daß ich ferner nicht das Vergnügen haben kann, an Ihrem Unternehmen Theil zu nehmen. Da ich es zur ausdrücklichen Bedingung gemacht, die Rez.[ension] falls sie nicht gedruckt werden könnte, mir so gleich zurückzusenden, <werden Sie dieß nicht eigensinnig finden>. Ich hatte meine Gründe dazu. Uebrigens ist mein aufrichtiger Wunsch, an Ihrer treflichen Zeitschrift einen eifrigen und steten Antheil zu nehmen, derselbe und meine Ansprüche sind die mäßigsten, die ein Mitarbeiter an einen Herausgeber machen kann.
Sobald ich die Versicherung von Ihnen erhalte, daß der Aufsatz eingerückt wird, werde ich die angefangne Rez.[ension] der Horen vollenden und Ihnen <sogleich> zusenden. Ich werde sie so sehr als möglich zusammendrängen. Sie können versichert seyn, daß ich im Urtheilen nie auf Persönlichkeiten Rücksichten nehmen werde. – Lassen Sie mich aber über Ihre Wünsche noch etwas bestimmteres wissen. Für den Ton der Rez.[ension] erkenne ich kein anderes allgemein gültiges Gesetz, als daß er liberal seyn muß. Ueber diese Liberalität gestehe ich jedem Herausgeber sehr gern eine gewisse Censur zu: um so mehr Ihnen. Auch über den Umfang einer Rez.[ension] erwarte ich die <genaue> Bestimmung des Herausgebers, der das Ganze anordnet und alle Konvenienzen gegen einander abzuwägen weiß. Enger kann ich aber meine Freyheit des Urtheils nicht beschränken. – Haben Sie Gründe, an eine Rez.[ension] der Horen noch speziellere Forderungen zu machen, so erbiete ich mich Ihnen statt dessen lieber eine Revision der Aesthetik seit Kant zu liefern, worin ich mich aber nur auf die Schriften dieses Inhalts von Kant, Heydenreich, Mainong und Schiller einschränken würde, nebst den wenigen beyläufigen aesthet.[ischen] Bemerkungen in Reinholds, Schmidts und Fichtes Schriften.
Die erste der aesthet.[ischen] Abhandlungen von denen ich Ihnen schrieb, werde ich Ihnen in wenigen Wochen zusenden können. Ich würde sie sehr gern in einer Sammlung gedruckt sehn, die sich durch eine trefliche Auswahl auszeichnet und die besten Denker Deutschlands unter ihre Mitarbeiter zählt.
Meine Gedanken über Fichte’s System <in einer andern Form oder Rez.[ension]> werde ich wohl erst etwas später Ihnen zusenden können.
Sie haben sehr wohl gethan die Rez.[ension] des Condorcet abzukürzen. Ich habe sie noch nicht verglichen, weil ich Ihren Brief, den ich vor wenigen Stunden erhielt, sogleich beantworten wollte. Ueber das Misverständniß, welches Ihre Anmerkung veranlaßt hat, würde es mir interessant seyn, mit Ihnen reden zu können. Schriftlich würde es sehr weitläuftige Discussionen veranlassen.
Ich freue mich im Voraus auf die interessante Unterhaltung, welche mir Ihr Aufsatz im ersten Heft gewähren wird. – Ich bitte um eine baldige Antwort, und falls Sie den beyliegenden Aufsatz nicht einrücken können, bitte ich denselben mit umgehender Post an Michaelis zu senden.
Ihr ergebenster
Friedrich Schlegel.
In größter Eil.
Ich bitte nochmals recht sehr um schleunige Antwort.
F. S.