Dreßden den 22ten April 1796.
Hochzuverehrender Herr Professor,
Würdiger Freund,
Erlauben Sie mir immer auch die letzte Benennung noch vor der persönlichen Bekanntschaft zu anticipiren. Ihr Betragen gegen mich flößt mir die aufrichtigste Hochachtung und den lebhaftesten Wunsch ein, recht bald in eine noch nähere Bekanntschaft mit Ihnen zu treten.
Den Versuch über den Republikanism erhalten Sie hiebey mit beträchtlichen Aenderungen <zurück>. Sollte es wegen des Ausgestrichenen und Verbesserten für den Setzer nicht leserlich seyn, so haben Sie wohl die Gewogenheit, ihn auf meine Rechnung abschreiben zu lassen. Mit Dank nehme ich Ihr Versprechen an denselben in seiner ietzigen Gestalt aufzunehmen, und füge nur noch die Bitte hinzu, daß es bald geschehen möge.
Sehr angenehm ist es mir, daß Sie mir die Recension der Horen, an der ich mit Lust und Liebe arbeiten werde, überlassen wollen. Nur muß ich bis Mitte Mays um Frist bitten. Ich habe den Anfang bey Seite gelegt, da ich nach Ihrem vorigen Schreiben nicht wußte, ob ich Ihre Forderungen würde befriedigen können. Seit einigen Wochen lebt hier ein Bruder von mir, von dem ich lange getrennt war. So lange er bleibt, kann ich nichts vornehmen, was Anstrengung und Ausdauer verlangt. In 8–14 Tagen wird er über Leipzig nach Jena reisen. Ich empfehle ihn im voraus Ihrer freundschaftlichen Aufnahme und beneide ihn um das Vergnügen Ihrer Bekanntschaft, welches mir wahrscheinlich erst in der Mitte Augusts zu Theil werden wird.
Ich glaube nicht, daß dieser Aufschub der Recension der Horen nachtheilig seyn kann. Grade bey diesem Werke war es vielleicht gut, die ersten Aufwallungen so verschiedener Leidenschaften abzuwarten, um für ein unbefangenes Urtheil Gehör zu finden.
Den aesthetischen Aufsatz hoffe ich Ihnen gleich mit der Recension der Horen zu senden. Ich danke Ihnen recht sehr für Ihr gütiges Versprechen, denselben bald zum Druck zu befördern.
An einer Rezension des Naturrechts von Fichte würde ich mit grossem Vergnügen arbeiten. Haben Sie noch keine bestellt, so bin ich so frey, mich Ihnen <dazu> anzubieten. Ich wünsche desfalls Antwort. Haben Sie nicht Zeit mir zu schreiben, so bitte ich Sie, solches mündlich durch meinen Freund, den ApellationsRath Körner, oder durch meinen Bruder zu thun.
Kann die Revision der aesthetischen Schriften <seit Kant> nicht etwas Anstand haben bis ich bey Ihnen in Jena seyn werde? – Es würde mir vielleicht dann nicht schwer werden, alle Bücher aus Privatbibliotheken, Lesebibliotheken und Buchhandlungen zusammenzutreiben: denn allerdings sehe ich ein, daß Vollständigkeit bey einer solchen Revision wichtig ja fast unumgänglich nothwendig ist. Freylich würde ich es gern sehn, wenn Sie diese Rev.[ision] mir überlassen wollten. Indessen kann ich mich doch nicht entschließen, auch bey dem beträchtlichsten Rabatt, Bücher, welche keinen bleibenden Werth für mich haben, <an Geldes-statt> anzunehmen, da ich meine umfassenden litterarischen Bedürfnisse nur zu sehr und auf das durchaus Nothwendige beschränken muß. Käme es darauf an, daß die Revision noch vor meiner Reise zu Ihnen in das Journal gedrückt würde, so wäre es ja vielleicht nicht unmöglich, daß zwey sich dazu vereinigten; daß ich die von mir genannten Schriften revidirte, Sie das Fehlende supplirten. Ich wünsche darüber Ihre Gedanken zu wissen.
Ich empfehle mich auch Ihrer fernern Gewogenheit und Freundschaft, und bin mit der aufrichtigsten Hochachtung und mit der Bitte um baldige Antwort,
Ihr Ergebenster
Friedrich Schlegel.
Hochzuverehrender Herr Professor,
Würdiger Freund,
Erlauben Sie mir immer auch die letzte Benennung noch vor der persönlichen Bekanntschaft zu anticipiren. Ihr Betragen gegen mich flößt mir die aufrichtigste Hochachtung und den lebhaftesten Wunsch ein, recht bald in eine noch nähere Bekanntschaft mit Ihnen zu treten.
Den Versuch über den Republikanism erhalten Sie hiebey mit beträchtlichen Aenderungen <zurück>. Sollte es wegen des Ausgestrichenen und Verbesserten für den Setzer nicht leserlich seyn, so haben Sie wohl die Gewogenheit, ihn auf meine Rechnung abschreiben zu lassen. Mit Dank nehme ich Ihr Versprechen an denselben in seiner ietzigen Gestalt aufzunehmen, und füge nur noch die Bitte hinzu, daß es bald geschehen möge.
Sehr angenehm ist es mir, daß Sie mir die Recension der Horen, an der ich mit Lust und Liebe arbeiten werde, überlassen wollen. Nur muß ich bis Mitte Mays um Frist bitten. Ich habe den Anfang bey Seite gelegt, da ich nach Ihrem vorigen Schreiben nicht wußte, ob ich Ihre Forderungen würde befriedigen können. Seit einigen Wochen lebt hier ein Bruder von mir, von dem ich lange getrennt war. So lange er bleibt, kann ich nichts vornehmen, was Anstrengung und Ausdauer verlangt. In 8–14 Tagen wird er über Leipzig nach Jena reisen. Ich empfehle ihn im voraus Ihrer freundschaftlichen Aufnahme und beneide ihn um das Vergnügen Ihrer Bekanntschaft, welches mir wahrscheinlich erst in der Mitte Augusts zu Theil werden wird.
Ich glaube nicht, daß dieser Aufschub der Recension der Horen nachtheilig seyn kann. Grade bey diesem Werke war es vielleicht gut, die ersten Aufwallungen so verschiedener Leidenschaften abzuwarten, um für ein unbefangenes Urtheil Gehör zu finden.
Den aesthetischen Aufsatz hoffe ich Ihnen gleich mit der Recension der Horen zu senden. Ich danke Ihnen recht sehr für Ihr gütiges Versprechen, denselben bald zum Druck zu befördern.
An einer Rezension des Naturrechts von Fichte würde ich mit grossem Vergnügen arbeiten. Haben Sie noch keine bestellt, so bin ich so frey, mich Ihnen <dazu> anzubieten. Ich wünsche desfalls Antwort. Haben Sie nicht Zeit mir zu schreiben, so bitte ich Sie, solches mündlich durch meinen Freund, den ApellationsRath Körner, oder durch meinen Bruder zu thun.
Kann die Revision der aesthetischen Schriften <seit Kant> nicht etwas Anstand haben bis ich bey Ihnen in Jena seyn werde? – Es würde mir vielleicht dann nicht schwer werden, alle Bücher aus Privatbibliotheken, Lesebibliotheken und Buchhandlungen zusammenzutreiben: denn allerdings sehe ich ein, daß Vollständigkeit bey einer solchen Revision wichtig ja fast unumgänglich nothwendig ist. Freylich würde ich es gern sehn, wenn Sie diese Rev.[ision] mir überlassen wollten. Indessen kann ich mich doch nicht entschließen, auch bey dem beträchtlichsten Rabatt, Bücher, welche keinen bleibenden Werth für mich haben, <an Geldes-statt> anzunehmen, da ich meine umfassenden litterarischen Bedürfnisse nur zu sehr und auf das durchaus Nothwendige beschränken muß. Käme es darauf an, daß die Revision noch vor meiner Reise zu Ihnen in das Journal gedrückt würde, so wäre es ja vielleicht nicht unmöglich, daß zwey sich dazu vereinigten; daß ich die von mir genannten Schriften revidirte, Sie das Fehlende supplirten. Ich wünsche darüber Ihre Gedanken zu wissen.
Ich empfehle mich auch Ihrer fernern Gewogenheit und Freundschaft, und bin mit der aufrichtigsten Hochachtung und mit der Bitte um baldige Antwort,
Ihr Ergebenster
Friedrich Schlegel.