Dreßden. Den 20ten Jul. 96
Hier erfolgt endlich der angekündigte Aufsatz, der, als mein erster Versuch in dieser Art, vieler Nachsicht bedarf. Wie sehr würde ich mich freuen, wenn er dennoch einigen Beyfall von Ihnen erhielt; wenn Sie ihn der Horen würdig, und für die Horen brauchbar fänden. – Das würde mich aufmuntern die Geschichte des Tiberius Grakchus für denselben Zweck zu bearbeiten, und Ihrer Prüfung zu unterwerfen; doch würde es nicht blos eine Beurtheilung seyn, wie dieser Versuch, sondern eine Biographie, die ungleich populärer seyn kann. Der ganze Charakter und Werth dieses Helden ist wohl noch nicht allgemein bekannt, da es mehr als gemeiner Kritik bedarf, ihn aus den Quellen kennen zu lernen. Der Stoff hat viel Anziehendes.
Mein Bruder hat Ihnen den Anfang der kleinen Schrift mitgetheilt, die immer noch nicht ganz in meinen Händen ist. – Es freut mich ungemein, daß Sie einiges Interesse für die paar Glieder dieses Embryo bezeigt, den ich durchaus einmal zur Reife bringen will. – Es ist schon ¾ Jahr, daß ich die Schrift <dem Druck> überliefert, und ietzt erfüllt sie mich mit Eckel und Unwillen. Ich war wirklich schon einmal im Begriff, sie noch vom Drucke wieder zurückzunehmen. Nur das tröstet mich, einen so unreifen Versuch in die Welt geworfen zu haben, daß ich mir dadurch selbst einen äussern Antrieb gegeben habe, ein Geschäft, das ich doch am Ende gut zu machen denke, zu dem ich auch Liebe habe, wo aber der Dornen so viel sind, daß sie auch den Entschlossensten dann und wann muthlos machen könnten, nicht liegen zu lassen. – Besonders verdrießt es mich, daß das Ganze, und noch weit mehr die erste Hälfte den Schein einer Partheyschrift hat, da es doch ein Richterspruch seyn sollte. Das Ende macht einiges gut. Das übrige habe ich in einer Einleitung nachzuhohlen gesucht, wo ich mich nicht enthalten konnte Ihnen für die Belehrung, so ich aus dem Aufsatz über sentim.[entalische] Dichter geschöpft, öffentlich zu danken.
Den Alexander habe ich im beyl.[iegenden] Aufsatze nicht aus Absicht, sondern aus Noth so kurz behandelt. Ich hoffe Ihnen in einiger Zeit mündlich die Ursache sagen zu dürfen. Ich bin im Begriff abzureisen, und dieß wird die Flüchtigkeit dieses Briefes entschuldigen.
Ihr gehorsamster
Fr. Schlegel
Beyliegenden Brief wünschte ich recht bald in m.[eines] Bruders Händen. Auch bitte ich ihm <recht bald> zu sagen, ob Sie den Aufsatz für die H.[oren] brauchbar finden.
Hier erfolgt endlich der angekündigte Aufsatz, der, als mein erster Versuch in dieser Art, vieler Nachsicht bedarf. Wie sehr würde ich mich freuen, wenn er dennoch einigen Beyfall von Ihnen erhielt; wenn Sie ihn der Horen würdig, und für die Horen brauchbar fänden. – Das würde mich aufmuntern die Geschichte des Tiberius Grakchus für denselben Zweck zu bearbeiten, und Ihrer Prüfung zu unterwerfen; doch würde es nicht blos eine Beurtheilung seyn, wie dieser Versuch, sondern eine Biographie, die ungleich populärer seyn kann. Der ganze Charakter und Werth dieses Helden ist wohl noch nicht allgemein bekannt, da es mehr als gemeiner Kritik bedarf, ihn aus den Quellen kennen zu lernen. Der Stoff hat viel Anziehendes.
Mein Bruder hat Ihnen den Anfang der kleinen Schrift mitgetheilt, die immer noch nicht ganz in meinen Händen ist. – Es freut mich ungemein, daß Sie einiges Interesse für die paar Glieder dieses Embryo bezeigt, den ich durchaus einmal zur Reife bringen will. – Es ist schon ¾ Jahr, daß ich die Schrift <dem Druck> überliefert, und ietzt erfüllt sie mich mit Eckel und Unwillen. Ich war wirklich schon einmal im Begriff, sie noch vom Drucke wieder zurückzunehmen. Nur das tröstet mich, einen so unreifen Versuch in die Welt geworfen zu haben, daß ich mir dadurch selbst einen äussern Antrieb gegeben habe, ein Geschäft, das ich doch am Ende gut zu machen denke, zu dem ich auch Liebe habe, wo aber der Dornen so viel sind, daß sie auch den Entschlossensten dann und wann muthlos machen könnten, nicht liegen zu lassen. – Besonders verdrießt es mich, daß das Ganze, und noch weit mehr die erste Hälfte den Schein einer Partheyschrift hat, da es doch ein Richterspruch seyn sollte. Das Ende macht einiges gut. Das übrige habe ich in einer Einleitung nachzuhohlen gesucht, wo ich mich nicht enthalten konnte Ihnen für die Belehrung, so ich aus dem Aufsatz über sentim.[entalische] Dichter geschöpft, öffentlich zu danken.
Den Alexander habe ich im beyl.[iegenden] Aufsatze nicht aus Absicht, sondern aus Noth so kurz behandelt. Ich hoffe Ihnen in einiger Zeit mündlich die Ursache sagen zu dürfen. Ich bin im Begriff abzureisen, und dieß wird die Flüchtigkeit dieses Briefes entschuldigen.
Ihr gehorsamster
Fr. Schlegel
Beyliegenden Brief wünschte ich recht bald in m.[eines] Bruders Händen. Auch bitte ich ihm <recht bald> zu sagen, ob Sie den Aufsatz für die H.[oren] brauchbar finden.