Jena den 5ten Sept. 96
Sehr vielen Dank sage ich Ihnen für die gütige Mittheilung des Dionysius aus Ihrer Bibliothek, für die Mittheilung des M[anu]scr[i]pts, welches mir so viel Belehrung als Vergnügen gewährt hat, und für die Nachrichten von Wieland.
Bey Göpferd bin ich ihrem Auftrage gemäß vorgestern gewesen. Er hatte das Papier aber noch nicht bekommen. Er sagte mir, wenn er es nicht mit nächstem Posttage bekäme, so würde er andre Maaßregeln nehmen.
Mein Bruder ist sehr begierig, Ihr Urtheil über die Rez.[ension] des Voss zu erfahren, und wird die Anzeige der Terps.[ichore] so viel an ihm liegt beschleunigen.
Ich hoffe Sie recht bald mit ihm gemeinschaftlich zu sehn, und freue mich recht oft dieser Hoffnung.
Könnte ich nur Ihre sehr gütige, und mir, als ein Beweiß Ihrer Güte sehr werthe Aufforderung, meine Meynung über den Gegenstand, der in der mitgetheilten Abhandlung so vortreflich behandelt ist, [abzugeben,] durch eine nicht ganz unbedeutende Anmerkung rechtfertigen. – Meine kleinen Anmerkungen bitte ich nur als einen Beweiß anzusehn, wie sehr geehrt ich mich durch Ihr Zutrauen fühle. –
Ihrer Uebersetzung des ϰιβδαλον σᾶν wünschte ich ein erläuterndes Wort beygefügt, weil sie mir so keinen ganz klaren Begriff giebt. Sollte Klopstocks Uebersetzung: unreines San (Grammat. Gespr. S. 30) nicht durch das: θηριωδους γαρ χαι αλογον μαλλον, η λογιϰης εφαπτεσθαι δοϰει φωνης ὁ συριγηος des Dionysius bestätigt werden? Ich habe kein Lexikon als den Scapula. Nach diesem <und den Stellen daselbst zu urtheilen> war bey dem der Nebenbegriff des von Schlacke nicht Gereinigten, Unreinen noch näher und gewöhnlicher, als der des Untergeschobenen, woran das „falschgemüntzte“ vorzüglich erinnert.
Bey der angeführten Stelle Nep. Alc. II erinnerte ich mich an eine vollständigere desselben Inhalts des Ephorus bey Strabo (liber IX. p. 615 B ed. Casaub. 1707). Ich finde sie in meinen Excerpten nur in Uebersetzung, wage also nicht zu entscheiden ob Nepos sie vor Augen gehabt. „Thebae sey eben deswegen (weil s.[eine] Bildung nur krieg[er]isch, wissenschaftl.[ich] und gesellige Bildung aber vernachlässigt sey) mit Epaminondas Tod in s.[ein] altes Nichts zurückgesunken.“
Zur Charakteristik der Attischen Ansicht der böotischen Fälle von Eßprodukten und auch vom böotischen Dialekt <scheint mir> der Βοιωτος in den Acharn.[ern] des Komikers ein sehr unterhaltender Beytrag. Da Ihre Anmerkung doch zur erschöpfenden Abhandlung unter Ihren Händen geworden ist, so hätte ich wünschen können, daß Sie auch noch diesen Zug in Ihr Gemählde aufgenommen hätten. – Könnte ich Ihnen nur einen bedeutendern Beweiß geben, wie aufmerksam ich Ihre belehrende Abhandlung gelesen habe, als diese paar Worte!
Schon gestern würde ich Ihnen geschrieben haben, wenn nicht Eichstädt mich hier auf einer Durchreise nach Zeiz überrascht hätte. Er empfiehlt sich Ihrer Gewogenheit aufs angelegentlichste. – Seiner Schwatzhaftigkeit ist also auch dieser Gegenstand nicht zu gering gewesen! Sie kennen seine treuherzige Liebhaberey für jedes komische Fragment, wäre es auch nur ein Minimum, wie das, was der Metriker <Hermann> veranlasste.
Darf ich Sie vorläufig fragen, ob die alten Athener noch im 3ten Stück Ihre Stelle finden werden? Ich habe sehr viel dazu vorzuarbeiten und zwar bald auch ganz freye Musse dazu. Ist es aber erst fürs 4te Stück bestimmt, so schöbe ich auch diese Vorarbeit noch etwas länger hinaus.
Erhalten Sie mir Ihre Gewogenheit.
Ihr gehorsamster
Friedrich Schlegel.
N. S. Wolf sah ich nicht. Ich habe Reichardt in L.[eipzig] kennen lernen [können,] und die Konvenienz wiederrieth in s.[einer] Abwesenheit einige Tage in Halle zu seyn. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Von Eichstädt ist sobald für das A.[ttische] M.[useum] nichts zu erwarten. – Meinen Aufsatz in Deutschl.[and] beurtheilen Sie allzugütig.
Mir wäre es gar recht, wenn die alten Athener schon im 3ten Stück erscheinen könnten.
Sehr vielen Dank sage ich Ihnen für die gütige Mittheilung des Dionysius aus Ihrer Bibliothek, für die Mittheilung des M[anu]scr[i]pts, welches mir so viel Belehrung als Vergnügen gewährt hat, und für die Nachrichten von Wieland.
Bey Göpferd bin ich ihrem Auftrage gemäß vorgestern gewesen. Er hatte das Papier aber noch nicht bekommen. Er sagte mir, wenn er es nicht mit nächstem Posttage bekäme, so würde er andre Maaßregeln nehmen.
Mein Bruder ist sehr begierig, Ihr Urtheil über die Rez.[ension] des Voss zu erfahren, und wird die Anzeige der Terps.[ichore] so viel an ihm liegt beschleunigen.
Ich hoffe Sie recht bald mit ihm gemeinschaftlich zu sehn, und freue mich recht oft dieser Hoffnung.
Könnte ich nur Ihre sehr gütige, und mir, als ein Beweiß Ihrer Güte sehr werthe Aufforderung, meine Meynung über den Gegenstand, der in der mitgetheilten Abhandlung so vortreflich behandelt ist, [abzugeben,] durch eine nicht ganz unbedeutende Anmerkung rechtfertigen. – Meine kleinen Anmerkungen bitte ich nur als einen Beweiß anzusehn, wie sehr geehrt ich mich durch Ihr Zutrauen fühle. –
Ihrer Uebersetzung des ϰιβδαλον σᾶν wünschte ich ein erläuterndes Wort beygefügt, weil sie mir so keinen ganz klaren Begriff giebt. Sollte Klopstocks Uebersetzung: unreines San (Grammat. Gespr. S. 30) nicht durch das: θηριωδους γαρ χαι αλογον μαλλον, η λογιϰης εφαπτεσθαι δοϰει φωνης ὁ συριγηος des Dionysius bestätigt werden? Ich habe kein Lexikon als den Scapula. Nach diesem <und den Stellen daselbst zu urtheilen> war bey dem der Nebenbegriff des von Schlacke nicht Gereinigten, Unreinen noch näher und gewöhnlicher, als der des Untergeschobenen, woran das „falschgemüntzte“ vorzüglich erinnert.
Bey der angeführten Stelle Nep. Alc. II erinnerte ich mich an eine vollständigere desselben Inhalts des Ephorus bey Strabo (liber IX. p. 615 B ed. Casaub. 1707). Ich finde sie in meinen Excerpten nur in Uebersetzung, wage also nicht zu entscheiden ob Nepos sie vor Augen gehabt. „Thebae sey eben deswegen (weil s.[eine] Bildung nur krieg[er]isch, wissenschaftl.[ich] und gesellige Bildung aber vernachlässigt sey) mit Epaminondas Tod in s.[ein] altes Nichts zurückgesunken.“
Zur Charakteristik der Attischen Ansicht der böotischen Fälle von Eßprodukten und auch vom böotischen Dialekt <scheint mir> der Βοιωτος in den Acharn.[ern] des Komikers ein sehr unterhaltender Beytrag. Da Ihre Anmerkung doch zur erschöpfenden Abhandlung unter Ihren Händen geworden ist, so hätte ich wünschen können, daß Sie auch noch diesen Zug in Ihr Gemählde aufgenommen hätten. – Könnte ich Ihnen nur einen bedeutendern Beweiß geben, wie aufmerksam ich Ihre belehrende Abhandlung gelesen habe, als diese paar Worte!
Schon gestern würde ich Ihnen geschrieben haben, wenn nicht Eichstädt mich hier auf einer Durchreise nach Zeiz überrascht hätte. Er empfiehlt sich Ihrer Gewogenheit aufs angelegentlichste. – Seiner Schwatzhaftigkeit ist also auch dieser Gegenstand nicht zu gering gewesen! Sie kennen seine treuherzige Liebhaberey für jedes komische Fragment, wäre es auch nur ein Minimum, wie das, was der Metriker <Hermann> veranlasste.
Darf ich Sie vorläufig fragen, ob die alten Athener noch im 3ten Stück Ihre Stelle finden werden? Ich habe sehr viel dazu vorzuarbeiten und zwar bald auch ganz freye Musse dazu. Ist es aber erst fürs 4te Stück bestimmt, so schöbe ich auch diese Vorarbeit noch etwas länger hinaus.
Erhalten Sie mir Ihre Gewogenheit.
Ihr gehorsamster
Friedrich Schlegel.
N. S. Wolf sah ich nicht. Ich habe Reichardt in L.[eipzig] kennen lernen [können,] und die Konvenienz wiederrieth in s.[einer] Abwesenheit einige Tage in Halle zu seyn. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Von Eichstädt ist sobald für das A.[ttische] M.[useum] nichts zu erwarten. – Meinen Aufsatz in Deutschl.[and] beurtheilen Sie allzugütig.
Mir wäre es gar recht, wenn die alten Athener schon im 3ten Stück erscheinen könnten.