Jena, den 21. Novbr. 96.
So überhäuft ich auch mit Geschäften bin, so ist es mir doch ganz unmöglich, den Brief meines Bruders an Sie, hochzuverehrender Freund, abgehen zu lassen, ohne ihn wenigstens mit einigen Zeilen zur Entschuldigung meines Stillschweigens zu begleiten, und einige von den vielen Gegenständen zu berühren, die ich mündlich mit Ihnen verhandeln zu können wünschte. – Ich habe Ihnen Vorwürfe zu machen, daß Sie mir eine so unsäglich brennende Begierde erregt haben Iffland von Angesicht spielen zu sehn. Ist es wohl billig, einen so lüstern zu machen? – Manche Winke über alte Schauspielkunst pp. erinnerten mich an Alles für Geschichte des Gr.[iechischen] Dramas, was Sie uns geben könnten. Welchen reichhaltigen Beytrag hat Ihr Marsyas nicht dazugegeben! Nehmen Sie dafür meinen herzlichsten Dank.
Es scheint daß W.[ieland] das A.[ttische] M.[useum] jetzt ganz aus den Augen verloren habe. Ich weiß immer noch nicht, ob ich mit Sicherheit den Isokrates des D.[ionysius] vollends ausarbeiten darf; denn <ehe> ich von W.[ieland] einen Brief erhalten habe, möchte ich doch nichts weiter in der Sache thun. Der Aufsatz über homerische Poesie wird allerdings so wie viele andere von mir in Deutschland erscheinen, welches Sie „das verruchte“ nennen. – über Hildegard muß man in W.[eimar] anders denken, als sonst. In Dreßden waren alle musikalische Partheyen über den Unwerth des Buches von dieser Seite einig. Und das ist doch wohl die einzige, von der es eine strenge Beurtheilung verdient.
Sie fragten mich um meine Videtur über die Xenien: aber ich bin selbst der Geächteten einer. – Überdem habe ich Ihnen neulich mein Urtheil schon geschrieben. – Wenn Wiel.[and] die 10 Bogen gelesen hat: so bitte ich Sie mir [diese] gelegentlich wieder zu schicken. –
Dem H. Pr.[ediger] Herder bitte ich mich angelegentlichst zu empfehlen.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel
So überhäuft ich auch mit Geschäften bin, so ist es mir doch ganz unmöglich, den Brief meines Bruders an Sie, hochzuverehrender Freund, abgehen zu lassen, ohne ihn wenigstens mit einigen Zeilen zur Entschuldigung meines Stillschweigens zu begleiten, und einige von den vielen Gegenständen zu berühren, die ich mündlich mit Ihnen verhandeln zu können wünschte. – Ich habe Ihnen Vorwürfe zu machen, daß Sie mir eine so unsäglich brennende Begierde erregt haben Iffland von Angesicht spielen zu sehn. Ist es wohl billig, einen so lüstern zu machen? – Manche Winke über alte Schauspielkunst pp. erinnerten mich an Alles für Geschichte des Gr.[iechischen] Dramas, was Sie uns geben könnten. Welchen reichhaltigen Beytrag hat Ihr Marsyas nicht dazugegeben! Nehmen Sie dafür meinen herzlichsten Dank.
Es scheint daß W.[ieland] das A.[ttische] M.[useum] jetzt ganz aus den Augen verloren habe. Ich weiß immer noch nicht, ob ich mit Sicherheit den Isokrates des D.[ionysius] vollends ausarbeiten darf; denn <ehe> ich von W.[ieland] einen Brief erhalten habe, möchte ich doch nichts weiter in der Sache thun. Der Aufsatz über homerische Poesie wird allerdings so wie viele andere von mir in Deutschland erscheinen, welches Sie „das verruchte“ nennen. – über Hildegard muß man in W.[eimar] anders denken, als sonst. In Dreßden waren alle musikalische Partheyen über den Unwerth des Buches von dieser Seite einig. Und das ist doch wohl die einzige, von der es eine strenge Beurtheilung verdient.
Sie fragten mich um meine Videtur über die Xenien: aber ich bin selbst der Geächteten einer. – Überdem habe ich Ihnen neulich mein Urtheil schon geschrieben. – Wenn Wiel.[and] die 10 Bogen gelesen hat: so bitte ich Sie mir [diese] gelegentlich wieder zu schicken. –
Dem H. Pr.[ediger] Herder bitte ich mich angelegentlichst zu empfehlen.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel