W. d. 10. Dec.
Du wirst wohl an meiner Feder sehn, daß ich nicht ganz, wie gewöhnlich, schreibe. Auf meiner Reise hab ich die Fatalität gehabt den Finger neben dem kleinen an der rechten Hand auszufallen und bin dadurch sehr am Schreiben verhindert – indem ich nur zwey Finger dazu brauchen kann. Deinen Brief erhielt ich gestern bey meiner Zurückkunft – Mit dem Abholen wirds nun wohl nichts seyn, da ich einige Zeit zu Hause bleiben soll. Es freut mich desto mehr, daß Du mir dennoch Hoffnung machst herzukommen. Mein Vater kommt künftige Woche nach Merseburg – aber der Tag ist ungewiß, sonst könntest Du die Gelegenheit benutzen. Reichardt kann Dich ja wohl herüberfahren lassen. Es ist mir sehr gelegen, daß Du kommst, auch denk ich, daß der Großkreutz bald weggehn wird. Meine Hand hat mich acht Tage faul seyn lassen, welches mich häßlich quält – Selbst Lesen kann ich nicht recht, weil ich dabey unaufhörlich die Feder haben muß. Vom Urian hab ich nur das Lied in der Zeitung gelesen, worüber mein Alter besonders sein Fest hatte. Die Ankündigung des Alm.[anachs] in Hexametern soll gut seyn – selbst hab ich sie noch nicht gesehn. Das 10. Stück hab ich gestern gekriegt. Du hast Dich mit Schloßer selbst übertroffen; Du bist im frischen Wachsthum des Annihilirens. Der Schluß ist allein eine Hecatombe von Maulwürfen wehrt. Du machst Wespen wie Moses Läuse. Die Rec.[ension] kannt ich schon, und Du weißt, daß ich sie sehr bewundre. Die Bruderrettung wird man Dir, wie dem Timoleon den Brudermord, aufmutzen. Die Griechen sollen uns schön willkommen seyn.
Woltmann soll an einer erhaltenen Duellwunde gefährlich krank liegen. Meine Sofie ist etwas besser, als sie in Jena war, und die Aerzte scheinen voller Hoffnung zu seyn. Bedenklich fand ich Sie immer noch. Meine Handverletzung störte mich sehr im stillen Genuß der wenigen Tage, die ich in Gr.[üningen] seyn konnte. Gestern erhielt ich die unangenehme Nachricht, daß Erasmus in Zillbach an einem Blutsturz gefährlich krank liege. Wahrscheinlich muß ich in einigen Wochen hin. Es scheint sich die Materia peccans gegen mich verschworen zu haben. Die Störungen reißen nicht ab. Untröstlich wär ich über seinen Verlust, und käm ich um Söffchen, so weiß Gott, was aus mir würde. Lebe wohl, bester Schlegel; Empfehlungen an Reichardt, dessen Apologie von Richter, so wie der Zug mit seiner Frau mir ihn sehr lieb gemacht hat.
Dein Hardenberg
Du wirst wohl an meiner Feder sehn, daß ich nicht ganz, wie gewöhnlich, schreibe. Auf meiner Reise hab ich die Fatalität gehabt den Finger neben dem kleinen an der rechten Hand auszufallen und bin dadurch sehr am Schreiben verhindert – indem ich nur zwey Finger dazu brauchen kann. Deinen Brief erhielt ich gestern bey meiner Zurückkunft – Mit dem Abholen wirds nun wohl nichts seyn, da ich einige Zeit zu Hause bleiben soll. Es freut mich desto mehr, daß Du mir dennoch Hoffnung machst herzukommen. Mein Vater kommt künftige Woche nach Merseburg – aber der Tag ist ungewiß, sonst könntest Du die Gelegenheit benutzen. Reichardt kann Dich ja wohl herüberfahren lassen. Es ist mir sehr gelegen, daß Du kommst, auch denk ich, daß der Großkreutz bald weggehn wird. Meine Hand hat mich acht Tage faul seyn lassen, welches mich häßlich quält – Selbst Lesen kann ich nicht recht, weil ich dabey unaufhörlich die Feder haben muß. Vom Urian hab ich nur das Lied in der Zeitung gelesen, worüber mein Alter besonders sein Fest hatte. Die Ankündigung des Alm.[anachs] in Hexametern soll gut seyn – selbst hab ich sie noch nicht gesehn. Das 10. Stück hab ich gestern gekriegt. Du hast Dich mit Schloßer selbst übertroffen; Du bist im frischen Wachsthum des Annihilirens. Der Schluß ist allein eine Hecatombe von Maulwürfen wehrt. Du machst Wespen wie Moses Läuse. Die Rec.[ension] kannt ich schon, und Du weißt, daß ich sie sehr bewundre. Die Bruderrettung wird man Dir, wie dem Timoleon den Brudermord, aufmutzen. Die Griechen sollen uns schön willkommen seyn.
Woltmann soll an einer erhaltenen Duellwunde gefährlich krank liegen. Meine Sofie ist etwas besser, als sie in Jena war, und die Aerzte scheinen voller Hoffnung zu seyn. Bedenklich fand ich Sie immer noch. Meine Handverletzung störte mich sehr im stillen Genuß der wenigen Tage, die ich in Gr.[üningen] seyn konnte. Gestern erhielt ich die unangenehme Nachricht, daß Erasmus in Zillbach an einem Blutsturz gefährlich krank liege. Wahrscheinlich muß ich in einigen Wochen hin. Es scheint sich die Materia peccans gegen mich verschworen zu haben. Die Störungen reißen nicht ab. Untröstlich wär ich über seinen Verlust, und käm ich um Söffchen, so weiß Gott, was aus mir würde. Lebe wohl, bester Schlegel; Empfehlungen an Reichardt, dessen Apologie von Richter, so wie der Zug mit seiner Frau mir ihn sehr lieb gemacht hat.
Dein Hardenberg