W[eißenfels,] den 14ten März
Dein Brief hat mich in einer trostlosen Lage getroffen. Ich bin aus Thüringen mit der fast apodictischen Gewißheit zurückgekommen, daß Sofie nur noch wenige Tage zu leben hat. Wenn ich nur immer weinen könnte, aber so bin ich in einer schlaffen, ängstlichen Gleichgültigkeit, die mir jede Faser lähmt. Es ist eine Verzweiflung in mir, deren Ende ich nicht absehe. Der Ekel, den mir alles, Vergangenheit, Gegenwart, und Zukunft, einflößt, ist unbeschreiblich. Nur selten kann ich mich auf einige Stunden mit Arbeiten zerstreuen. Der Kopf ist in dem wüstesten Zustande – ich kann nichts mehr finden. Die Gewisheit ihres Besitzes ist mir zu unentbehrlich geworden – jezt erst fühl ich, wie Sie, mir selbst unmercklich, der Grundstein meiner Ruhe, meiner Thätigkeit, meines ganzen Lebens gewesen ist. Der Lebensüberdruß ist entsezlich – und ich sehe kein Ende. Ich hoffte, die Wißenschaften sollten mir einen Ersatz bieten – aber alles ist auch hier todt, wüste, taub, unbeweglich. Der Schlaf ist meine einzige Wohlthat – wenn ich kann, so schlafe ich. Gott weiß, wie sich das alles lösen soll – Dich säh ich doch gern – Du würdest mich doch vielleicht mit Deinen kräftigen Ansichten der Dinge und Wißenschaften beleben – ach! nur ein Funken Lebensgeist – matte Unruh ist ein fürchterlicher Zustand.
Leb wol – guter lieber Schlegel – mit mir hats bald aufgehört – Sey glücklicher als ich – Nur ein Wunder kann mich mir selbst wiedergeben.
Grüße herzlich die Deinigen. Die Bücher erhältst Du anbey zurück – tausend Dank – ordentlich lesen kann ich sie jezt nicht. Was Deinen Brief an Severin betrifft, so glaub ich Dir recht zu handeln, wenn ich ihn Dir unbestellt zurückschicke. Severin hat kein Geld – er ist seit mehrerer Zeit in der größten Verlegenheit – es wäre ihm zu wünschen, daß er sich hülfe, denn er ist sonst ein sehr honneter Mann. Über die andern Gegenstände Deines Briefs erlaube mir jezt zu schweigen – schon dieser Brief ist mir sauer genug geworden.
Dein
Freund
Hardenberg
Dein Brief hat mich in einer trostlosen Lage getroffen. Ich bin aus Thüringen mit der fast apodictischen Gewißheit zurückgekommen, daß Sofie nur noch wenige Tage zu leben hat. Wenn ich nur immer weinen könnte, aber so bin ich in einer schlaffen, ängstlichen Gleichgültigkeit, die mir jede Faser lähmt. Es ist eine Verzweiflung in mir, deren Ende ich nicht absehe. Der Ekel, den mir alles, Vergangenheit, Gegenwart, und Zukunft, einflößt, ist unbeschreiblich. Nur selten kann ich mich auf einige Stunden mit Arbeiten zerstreuen. Der Kopf ist in dem wüstesten Zustande – ich kann nichts mehr finden. Die Gewisheit ihres Besitzes ist mir zu unentbehrlich geworden – jezt erst fühl ich, wie Sie, mir selbst unmercklich, der Grundstein meiner Ruhe, meiner Thätigkeit, meines ganzen Lebens gewesen ist. Der Lebensüberdruß ist entsezlich – und ich sehe kein Ende. Ich hoffte, die Wißenschaften sollten mir einen Ersatz bieten – aber alles ist auch hier todt, wüste, taub, unbeweglich. Der Schlaf ist meine einzige Wohlthat – wenn ich kann, so schlafe ich. Gott weiß, wie sich das alles lösen soll – Dich säh ich doch gern – Du würdest mich doch vielleicht mit Deinen kräftigen Ansichten der Dinge und Wißenschaften beleben – ach! nur ein Funken Lebensgeist – matte Unruh ist ein fürchterlicher Zustand.
Leb wol – guter lieber Schlegel – mit mir hats bald aufgehört – Sey glücklicher als ich – Nur ein Wunder kann mich mir selbst wiedergeben.
Grüße herzlich die Deinigen. Die Bücher erhältst Du anbey zurück – tausend Dank – ordentlich lesen kann ich sie jezt nicht. Was Deinen Brief an Severin betrifft, so glaub ich Dir recht zu handeln, wenn ich ihn Dir unbestellt zurückschicke. Severin hat kein Geld – er ist seit mehrerer Zeit in der größten Verlegenheit – es wäre ihm zu wünschen, daß er sich hülfe, denn er ist sonst ein sehr honneter Mann. Über die andern Gegenstände Deines Briefs erlaube mir jezt zu schweigen – schon dieser Brief ist mir sauer genug geworden.
Dein
Freund
Hardenberg