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Friedrich von Schlegel to Johann Friedrich von Cotta

Jena, den 7. April 97.
Hochzuverehrender Herr,
Da ich gegenwärtig mit einem Verleger eine Verbindung zu treffen wünsche für eine kleine Sammlung philosophischer Aufsätze: so kann ich nicht umhin, diese Gelegenheit zu einer Anfrage bey Ihnen zu ergreifen, um dadurch vielleicht mit einer so soliden und glänzenden Buchhandlung wie der Ihrigen in Bekanntschaft zu treten.
Die Aufsätze sind zwar philosophisch: aber durchaus nicht von der Art derjenigen, die so leicht unverkauft liegen bleiben. Ich bin dreist genug, Ihnen wenigstens das mit Gewißheit voraus zu versprechen, daß sie auch bey dem großen Publico Sensation machen würden, und daß ich mein Möglichstes gethan habe, den Ausdruck nicht nur so leicht, sondern auch so unterhaltend und ruhig zu bilden, wie in meinen Kräften stand. – Die beiden wichtigsten Abhandlungen sind 1. Kants Schreibart. Gegen Klopstock. Doch ist, was der Titel angiebt, nur Veranlaßung, und der Inhalt eine historische Charakteristik des Kantischen Geistes, die auf diesem Wege noch nie versucht ist. 2. Ueber den Geist der Fichte’schen Wissenschaftslehre. Ich würde diesen noch eine Charakteristik der Sokratischen Ironie beifügen, und auch eine Beurtheilung des Woldemar, die im VIII. Heft des Journ.[als] Deutschl[and] gestanden hat, jedoch nicht ohne Aenderung in die Sammlung aufnehmen. Diese Aufsätze würden keineswegs als bloße Miscellen zu betrachten seyn: sondern dem Geist nach zusammenhängen und ein Ganzes bilden, von dem ich mir versprechen darf, daß es an Popularität alles, was noch über oder in der kritischen Philosophie geschrieben wurde, übertreffen würde. Ich würde mich nicht so dreist ausdrücken, wenn ich meiner Sache <in diesen Stücken> nicht sehr gewiß wäre.
Ich habe schon vor acht Jahren Kantische Phil[osophie] studirt, und sie seitdem nie aus den Augen verlohren: absichtlich aber bis jetzt nichts benanntes und Größeres von dem was ich geschrieben bekannt gemacht. Der einzige Aufsatz, der einigermaßen zeigen könnte, was ich in diesem Fache zu leisten vermag, ist eine <umständliche> Recension des Niethammerschen Journals, die vor einigen Wochen in der A.[llgemeinen] L.[itteratur] Z.[eitung] erschienen; wenn Sie dieselbe etwa selbst lesen, oder einen geschmackvollen Freund der Philosophie, wie etwa der Hofr.[at] Schiller ist, um sein Urtheil darüber fragen sollten.
Da es jetzt zu spät ist und Sie die Michael.[is] Messe wahrscheinl.[ich] nicht wünschen würden: so wäre mirs auch recht, wenn diese Sammlung von etwa 1 Alphabet erst zu Ostern 98 [erscheinen würde]. Doch hängt dieses von Ihrer Bestimmung ab.
Nach der Beschaffenheit des Werkes, glaube ich mit 3 Lors für den Bogen im selben Format wie die Horen nicht zu viel zu fordern: doch überlasse ich dieß ganz Ihrer Bestimmung, falls Ihnen mein Vorschlag sonst nicht misfällt. Nur müßte ich die Bitte hinzufügen, mir 12–15 Lors auf das Honorar zur <jetzigen> O.[ster] M.[esse] zu avanciren. Ein Risico würde mit dieser Gefälligkeit auf keinen Fall verbunden seyn, da selbst in einem plötzl[ichen] Todesfall meine Philosophischen Papiere Ihnen bleiben und von meinem Bruder, der Ihnen durch seine Theilnahme an den Horen bekannt zu seyn die Ehre hat, beschafft werden würde.
Ich wünschte bald eine Zeile über diesen Vorschlag und bin mit der größten Hochachtung
Dero ergebenster
Friedrich Schlegel
Jena. Leitergasse. Im Döderleinischen Hause.
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Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 7. April 1797
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Tübingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 355‒356.
Language
  • German

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