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Friedrich von Schlegel to Carl August Böttiger

Jena Am 11ten May 1797.
Werthester Freund,
Endlich kann ich heute gewiß die Anzeige Ihres vortrefflichen Spec.[imen] revidiren, abschreiben und einliefern. Werden Sie mir verzeihen können, daß es erst iezt geschieht? Ich hoffe es von Ihrer Güte, wenn ich Ihnen sage, daß ich mit meinem Werk wirklich nicht fertig geworden sey, und daß ich die ganze Zeit her von meiner Gesundheit viel gelitten habe. – Lassen Sie mich die Bitte, Ihr Versprechen eines solchen Terent[ius] bald zu erfüllen, auch privatim wiederhohlen. –
Ich erwarte schon seit gestern Nachmittag die Correctur vom Ilten Bogen des A.[ttischen] M.[useums]. Sie erhalten Sie wahrscheinlich mit diesem Brief zugleich. –
Nun hätte ich eine sehr große Bitte an Sie, werthester Freund. Könnten Sie vielleicht veranlaßen, daß ich das Honorar für diesen Beytrag gleich erhielte? Oder muß ich desfalls an Wieland schreiben? Es wäre mir in einer gewissen Absicht äußerst nothwendig und lieb, wenn ich dieß Geld am 15ten May schon in Händen haben könnte. W.[ieland] machte mir für diesen Beytrag Hoffnung, mehr Hon.[orar] zu erhalten, als ich für den ersten gefodert. Allein ich darf wohl nicht hoffen, daß dieser Beytrag Anspruch darauf habe, die Kürze der Uebersetzung etwa ausgenommen.
Auch bitte ich Sie um Ihre Censur meines Versuchs. Ich habe es so <gut> gemacht, als ich konnte. Dem verehrungswürdigen Wieland bitte ich sobald Sie ihn sehn, meine Entschuldigung über mein Nichtschreiben zu erneuern. Gewiß soll es aber bald geschehn. –
Von Eichstädt weiß ich immer noch nicht, ob er kömmt. Es sollte mich sehr wundern. Sein Dram.[a] Satyr.[ikon] habe ich erst gelesen, aber unter uns gesagt, ganz unerwartet schlecht gefunden.
Ich werde dem Intell.[igenz] Blatt der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] nächstens wohl auch etwas zu verdienen geben. Der junge Woltmann wird sich eine ernsthafte Züchtigung von mir erhohlen. Nähmlich über etwas, was von seinem aus Gibbon gestohlnen Theoderich im Xllten Stück Deutschl.[and] gesagt ist. Fatal ist mir dabey die Collision mit den Horen, da ich mich zwar verpflichtet und berechtigt halte, was dort von Woltmanns Theoderich gesagt ist, zu rechtfertigen, mich aber doch keineswegs zu jener ganzen Recens.[ion] bekennen kann und will. – Lächeln muss ich, dass Deutschl.[and] noch (seiner würdig) mit Lärm und Zank abtritt von der Bühne. Deutschl.[and] war so ein schöner Titel. Es heißt beynah so viel als Allerley für Alle und von Allen. Unter den Titel Deutschl.[and] paßt Alles. – In dem Lyceum der schönen Künste, welches diese Messe bey Unger erscheint, werde ich nun etwas ernsthafter in jedem Stück auftreten. Im ersten Hefte bitte ich Sie einen Aufsatz über Forster nicht zu übersehn. Vielleicht liest ihn auch Herder. Es hat mich immer sehr gefreut, dass H.[erder] ohngeachtet des allgemeinen Bannfluchs, F[orster]s zuweilen in vollen Ehren gedacht hat.
Sie würden mich verpflichten wenn Sie jedermann, den es interessiren kann, mittheilten, was ich Ihnen von W.[oltmann] schrieb. Es sind Billets darüber zwischen uns gewechselt, die ich jedem Freunde, der sie hören will, mittheile; weil ich das für die beste Züchtigung für diesen jungen Verbrecher aus Eitelkeit halte. –
Ihr letzter gütiger Brief hat mir grosse Freude gemacht. Möchte ich bald einen ähnlichen erhalten.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel.
Vielleicht entwerfe ich bey dieser Gelegenheit einmahl eine lesenswürdige Charakteristik der woltmannischen Historie.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 11. Mai 1797
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Carl August Böttiger ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Weimar · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 364‒366.
Language
  • German

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