Jena den 24sten Mai 97
Hier liebster Freund, ist das IIIte Heft vom Phil[osophischen] Journal, in welchem ein sehr interessanter Aufsatz von unserm F.[ichte] im Notizenblatt steht.
Ich habe mich herzlich gesehnt, einen Brief von Dir zu erhalten, noch mehr Dich zu sehn, herzlich geliebter Freund.
Vor drittehalb Wochen etwa schickte ich Dir nach Tennstädt ein Exemplar vom Shakesp[eare] meines Bruders und das Stück der Horen, worin die dritte Portion der Agnes befindlich ist. Du hast sie doch richtig erhalten?
Ich werde immer mehr Fichte’s Freund. Ich liebe ihn sehr, und ich glaube, es ist gegenseitig. – Könnt ich ihm nur den ganzen Plunder meiner Hefte zeigen! Ach, daß man in der Welt so klug seyn muß! – Er würde sie doch nicht verstehn. Er ließt ein Publikum über die gesamte Philosophie, wo ich natürlich zuhöre. Könntest Du doch auch dabey sein! Auch die Wl[Wissenschaftslehre] denke ich künftigen Winter zu hören.
Ich muß doch bald einmahl etwas Philosophisches schreiben, was Euch, ich meine Fichte, Dich und andre, durchaus gefällt.
Ich bin mit dem schuftigen Woltmann über s.[einen] aus Gibbon gestohlnen Theoderich in Streit gerathen. Nro. 65 des Int[elligenz-]Bl[atts] der A. L. Z. steht seine tolle Erklärung. Meine Antwort erfolgt bald, da sie heute schon in die Expedition abgeliefert ist. <Betrachte sie als ein Pröbchen meiner pugilistischen Kunst.>
Interessirts Dich, Wolfs nun vollendete Briefe zu lesen? Andere Novitäten hab’ ich eben nicht.
Es ist doch ein Meisterwerk der höhern Polemik, interessirt Dich also vielleicht der Irenik wegen.
Woltm.[ann] hat privatim bey der Gelegenheit manche kleine Infamie ausgehen lassen. Ich habe hier fast unanimia für mich und werde sie ganz nicht bloß fast haben, wenn man meine sehr mäßige Antwort ließt.
Laß mich ja nicht lange auf Nachricht von Dir warten, oder komm lieber selbst in meine Arme. Die Meinigen grüßen Dich herzlich. Dein
Friedr. Schl.
In Eil
Hier liebster Freund, ist das IIIte Heft vom Phil[osophischen] Journal, in welchem ein sehr interessanter Aufsatz von unserm F.[ichte] im Notizenblatt steht.
Ich habe mich herzlich gesehnt, einen Brief von Dir zu erhalten, noch mehr Dich zu sehn, herzlich geliebter Freund.
Vor drittehalb Wochen etwa schickte ich Dir nach Tennstädt ein Exemplar vom Shakesp[eare] meines Bruders und das Stück der Horen, worin die dritte Portion der Agnes befindlich ist. Du hast sie doch richtig erhalten?
Ich werde immer mehr Fichte’s Freund. Ich liebe ihn sehr, und ich glaube, es ist gegenseitig. – Könnt ich ihm nur den ganzen Plunder meiner Hefte zeigen! Ach, daß man in der Welt so klug seyn muß! – Er würde sie doch nicht verstehn. Er ließt ein Publikum über die gesamte Philosophie, wo ich natürlich zuhöre. Könntest Du doch auch dabey sein! Auch die Wl[Wissenschaftslehre] denke ich künftigen Winter zu hören.
Ich muß doch bald einmahl etwas Philosophisches schreiben, was Euch, ich meine Fichte, Dich und andre, durchaus gefällt.
Ich bin mit dem schuftigen Woltmann über s.[einen] aus Gibbon gestohlnen Theoderich in Streit gerathen. Nro. 65 des Int[elligenz-]Bl[atts] der A. L. Z. steht seine tolle Erklärung. Meine Antwort erfolgt bald, da sie heute schon in die Expedition abgeliefert ist. <Betrachte sie als ein Pröbchen meiner pugilistischen Kunst.>
Interessirts Dich, Wolfs nun vollendete Briefe zu lesen? Andere Novitäten hab’ ich eben nicht.
Es ist doch ein Meisterwerk der höhern Polemik, interessirt Dich also vielleicht der Irenik wegen.
Woltm.[ann] hat privatim bey der Gelegenheit manche kleine Infamie ausgehen lassen. Ich habe hier fast unanimia für mich und werde sie ganz nicht bloß fast haben, wenn man meine sehr mäßige Antwort ließt.
Laß mich ja nicht lange auf Nachricht von Dir warten, oder komm lieber selbst in meine Arme. Die Meinigen grüßen Dich herzlich. Dein
Friedr. Schl.
In Eil