Tennstedt, den 25sten May
Hier Deinen Shakespeare zurück – wie ich denke, unversehrt – auch das Stück von den Horen, Woltmann und die beyden Stücke von Niethammers Journal. Dein Bruder hat den S[hakespeare] jezt, so übersetzen müssen – Jezt gedeiht das Beste – Er hat einen schönen Kranz errungen. Ich habe sehr treffend gefunden, was Du sagst. Merkwürdig ist es, daß Du mir jezt Romeo schicktest – Ich habe ihn oft gelesen. Es ist ein tiefer Sinn in dem, was Du sagst, daß hier mehr, als Poesie sei. Jezt fang ich an zu ahnden, was S.[hakespeare] so einzig macht. Er dürfte leicht divinatorische Anlagen entwickeln. Die Kontraste haben mich, gegen meine alte Sitte, nicht gestört – Ich habe das Stück ganz, wie es ist, genoßen. Ich kann vieles, was ich empfunden habe, noch nicht deutlich machen. Die Anlage ist herrlich – Mit welchen Sühnopfern endet der alte Zwist – In verzehrende Liebe lößt sich der wilde Haß auf.
Der Sommernachtstraum ist eine ächte Groteske. Seine Dichtung beschreibt S.[hakespeare] selbst:
„Des Dichters Aug in schönem Wahnsinn rollend“, usw. pag. 267.
Endlich ist mir Hülsen lieb geworden. Nun seh ich wohl, was an ihm ist. Ich behalt ihn noch einige Zeit.
Ich danke Dir für Deine Gefälligkeit sehr. Mach, daß ich bald von den Philosophicis etwas zu sehn kriege. Ich bin jezt für alles empfänglich. Lebe wohl – Bester
Dein
Hardenberg
Bester Freund: Wolltest Du wohl die Güte haben, im Fall Woltmann krank oder nicht da wäre, eine kleine Erinnerung an den Student Nehrlich zu übernehmen – der uns Bilder hat schicken wollen, die bis dato noch nicht da sind. Sein Logis kannst Du bey Hufelands erfahren.
Hier Deinen Shakespeare zurück – wie ich denke, unversehrt – auch das Stück von den Horen, Woltmann und die beyden Stücke von Niethammers Journal. Dein Bruder hat den S[hakespeare] jezt, so übersetzen müssen – Jezt gedeiht das Beste – Er hat einen schönen Kranz errungen. Ich habe sehr treffend gefunden, was Du sagst. Merkwürdig ist es, daß Du mir jezt Romeo schicktest – Ich habe ihn oft gelesen. Es ist ein tiefer Sinn in dem, was Du sagst, daß hier mehr, als Poesie sei. Jezt fang ich an zu ahnden, was S.[hakespeare] so einzig macht. Er dürfte leicht divinatorische Anlagen entwickeln. Die Kontraste haben mich, gegen meine alte Sitte, nicht gestört – Ich habe das Stück ganz, wie es ist, genoßen. Ich kann vieles, was ich empfunden habe, noch nicht deutlich machen. Die Anlage ist herrlich – Mit welchen Sühnopfern endet der alte Zwist – In verzehrende Liebe lößt sich der wilde Haß auf.
Der Sommernachtstraum ist eine ächte Groteske. Seine Dichtung beschreibt S.[hakespeare] selbst:
„Des Dichters Aug in schönem Wahnsinn rollend“, usw. pag. 267.
Endlich ist mir Hülsen lieb geworden. Nun seh ich wohl, was an ihm ist. Ich behalt ihn noch einige Zeit.
Ich danke Dir für Deine Gefälligkeit sehr. Mach, daß ich bald von den Philosophicis etwas zu sehn kriege. Ich bin jezt für alles empfänglich. Lebe wohl – Bester
Dein
Hardenberg
Bester Freund: Wolltest Du wohl die Güte haben, im Fall Woltmann krank oder nicht da wäre, eine kleine Erinnerung an den Student Nehrlich zu übernehmen – der uns Bilder hat schicken wollen, die bis dato noch nicht da sind. Sein Logis kannst Du bey Hufelands erfahren.