Jena. Den 26sten Mai
Damit ich Dir doch nur etwas schicke, herzlich geliebter Freund, lege ich das A.[ttische] M.[useum] bei.
Dein kurzer Brief hat mir große Freude gemacht. Wie lange und mit welcher Sehnsucht habe ich ihn erwartet!
Das IIIte Heft des Philosophischen Journals, worin ein äußerst interessanter Aufsatz von unserm Fichte ist, habe ich Dir vor ein paar Tagen mit einem Briefe nach Weißenfels geschickt; weil ich glaubte, Du seyst schon da.
Dein Brief scheint mir kurz, nicht als ob er nicht sehr reich an interessanten Gedanken wäre, sondern weil er Vieles, was ich erwartete und wünschte, gar nicht berührt. – Vor allem möchte ich von Dir und Deiner großen Angelegenheit hören, wovon Du ganz schweigst.
Dann scheint es mir auch, als ob Du einiges Andre vermiedest. Wäre es möglich, daß Du an mir etwas entschieden misbilligen oder nur stark bezweifeln könntest, ohne offen zu reden? – Deine Freundschaft ist für mich ein zu köstliches Gut, als daß ich nicht mit einer gewissen Reizbarkeit es sagen sollte.
Ich habe mich schon gewundert, daß Du grade darüber, worüber es doch allein seyn kann, mit einem Woltm.[ann] Briefe wechseln möchtest. Deine Ansicht von ihm kann sich doch nicht verändert haben? Ich bin unterdessen – auch in Briefwechsel mit ihm gerathen, erst privatim, nun öffentlich. Die Injurien und Tollheiten, mit denen er angefangen hat, liesest Du Nro. 65 des Int.[elligenz-]Bl.[atts] der A. L. Z. Meine Antwort ist sehr mäßig. – Ich habe hier beynah die meisten und gewiß die besten Stimmen für mich. Aber es hilft einem Lumpenhunde viel, wenn er einmahl was ist, wies die Leute nennen. Sie wollen s.[ich] kein Dementi geben, und den elendesten Schuft nicht ganz in Koth fallen lassen, weil sie ihm nun einmahl zum Professor verholfen haben. Jämmerliche, lausige Denkart, deren selbst G.[oethe] sich schuldig macht, der jedoch gegen mich dabey so freundschaftlich und achtungsvoll wie möglich bleibt. – Bis jetzt hab’ ich die Sache als eine Lapalie betrachtet. Aber wenn mir die Protekteurs der Schlechtheit den Kopf warm machen: so will ich die Sache ein wenig ernsthaft angreifen.
Doch wozu von diesen Erbärmlichkeiten, da ich Dir so viel andres zu erzählen hätte, von den Meinen, die den herzlichsten Antheil an Dir nehmen, und so sehr gewünscht hätten, daß Du hier den Sommer unter uns gelebt hättest, und von unserm Fichte, den ich immer inniger lieb gewinne.
Wer ihn nicht bloß ehrwürdig, sondern liebenswürdig findet, der kennt ihn recht. Ach daß ich ganz offen gegen ihn seyn dürfte! Doch bin ich wenigstens nie unredlich gegen ihn, will es nie seyn.
Er liest ein Publikum, wo ich natürlich zuhöre. Ach daß Du es doch mit mir hören könntest!
Apropos, es ist nun ausgemacht, daß ich Ostern [17]98 Philosopheme in die Welt schicke, aber bis jetzt ein Geheimniß, das nur Du und der Verleger weiß. Ich darf Dich doch zu Gaste laden? Darf ich Dich in dem einleitenden Briefe nennen?
Lieber, lieber Freund, habe Geduld mit meiner Reizbarkeit und setze Dein Vertrauen nicht auf lügenhafte Menschen.
Vor allem aber schreib mir recht bald, und viel. Ich sehe Deinem nächsten Briefe mit ganz unglaublichem Verlangen entgegen.
Ich umarme Dich herzlich
Dein Fr. Schl.
Schreib W.[oltmann] wenigstens nicht, was nicht fürs Publikum ist. Denn er zeigt die Briefe überall.
Deine Gedanken über Romeo gefallen mir sehr. Nur hab ich heute nicht Stimmung zu antworten. Aber es freut mich, daß ich Dein Herz errieth.
Hülsen mußte Dir gefallen, so bald Du ihn recht ins Auge faßtest. Behalt ihn ja, so lange Du willst.
Was sagst Du zu Fichte und Schellings Sachen im Journal? – „Gut, aber für uns nicht neu.“ Nicht wahr?
Wenn Dir in meiner polemischen Bagatelle etwas wahrhaft misfallen hat, so schenke mir ja ein freymüthiges Urtheil.
Damit ich Dir doch nur etwas schicke, herzlich geliebter Freund, lege ich das A.[ttische] M.[useum] bei.
Dein kurzer Brief hat mir große Freude gemacht. Wie lange und mit welcher Sehnsucht habe ich ihn erwartet!
Das IIIte Heft des Philosophischen Journals, worin ein äußerst interessanter Aufsatz von unserm Fichte ist, habe ich Dir vor ein paar Tagen mit einem Briefe nach Weißenfels geschickt; weil ich glaubte, Du seyst schon da.
Dein Brief scheint mir kurz, nicht als ob er nicht sehr reich an interessanten Gedanken wäre, sondern weil er Vieles, was ich erwartete und wünschte, gar nicht berührt. – Vor allem möchte ich von Dir und Deiner großen Angelegenheit hören, wovon Du ganz schweigst.
Dann scheint es mir auch, als ob Du einiges Andre vermiedest. Wäre es möglich, daß Du an mir etwas entschieden misbilligen oder nur stark bezweifeln könntest, ohne offen zu reden? – Deine Freundschaft ist für mich ein zu köstliches Gut, als daß ich nicht mit einer gewissen Reizbarkeit es sagen sollte.
Ich habe mich schon gewundert, daß Du grade darüber, worüber es doch allein seyn kann, mit einem Woltm.[ann] Briefe wechseln möchtest. Deine Ansicht von ihm kann sich doch nicht verändert haben? Ich bin unterdessen – auch in Briefwechsel mit ihm gerathen, erst privatim, nun öffentlich. Die Injurien und Tollheiten, mit denen er angefangen hat, liesest Du Nro. 65 des Int.[elligenz-]Bl.[atts] der A. L. Z. Meine Antwort ist sehr mäßig. – Ich habe hier beynah die meisten und gewiß die besten Stimmen für mich. Aber es hilft einem Lumpenhunde viel, wenn er einmahl was ist, wies die Leute nennen. Sie wollen s.[ich] kein Dementi geben, und den elendesten Schuft nicht ganz in Koth fallen lassen, weil sie ihm nun einmahl zum Professor verholfen haben. Jämmerliche, lausige Denkart, deren selbst G.[oethe] sich schuldig macht, der jedoch gegen mich dabey so freundschaftlich und achtungsvoll wie möglich bleibt. – Bis jetzt hab’ ich die Sache als eine Lapalie betrachtet. Aber wenn mir die Protekteurs der Schlechtheit den Kopf warm machen: so will ich die Sache ein wenig ernsthaft angreifen.
Doch wozu von diesen Erbärmlichkeiten, da ich Dir so viel andres zu erzählen hätte, von den Meinen, die den herzlichsten Antheil an Dir nehmen, und so sehr gewünscht hätten, daß Du hier den Sommer unter uns gelebt hättest, und von unserm Fichte, den ich immer inniger lieb gewinne.
Wer ihn nicht bloß ehrwürdig, sondern liebenswürdig findet, der kennt ihn recht. Ach daß ich ganz offen gegen ihn seyn dürfte! Doch bin ich wenigstens nie unredlich gegen ihn, will es nie seyn.
Er liest ein Publikum, wo ich natürlich zuhöre. Ach daß Du es doch mit mir hören könntest!
Apropos, es ist nun ausgemacht, daß ich Ostern [17]98 Philosopheme in die Welt schicke, aber bis jetzt ein Geheimniß, das nur Du und der Verleger weiß. Ich darf Dich doch zu Gaste laden? Darf ich Dich in dem einleitenden Briefe nennen?
Lieber, lieber Freund, habe Geduld mit meiner Reizbarkeit und setze Dein Vertrauen nicht auf lügenhafte Menschen.
Vor allem aber schreib mir recht bald, und viel. Ich sehe Deinem nächsten Briefe mit ganz unglaublichem Verlangen entgegen.
Ich umarme Dich herzlich
Dein Fr. Schl.
Schreib W.[oltmann] wenigstens nicht, was nicht fürs Publikum ist. Denn er zeigt die Briefe überall.
Deine Gedanken über Romeo gefallen mir sehr. Nur hab ich heute nicht Stimmung zu antworten. Aber es freut mich, daß ich Dein Herz errieth.
Hülsen mußte Dir gefallen, so bald Du ihn recht ins Auge faßtest. Behalt ihn ja, so lange Du willst.
Was sagst Du zu Fichte und Schellings Sachen im Journal? – „Gut, aber für uns nicht neu.“ Nicht wahr?
Wenn Dir in meiner polemischen Bagatelle etwas wahrhaft misfallen hat, so schenke mir ja ein freymüthiges Urtheil.