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Novalis to Friedrich von Schlegel

Wiederstedt. den 19ten Junius. 1797.
Heute Abend find ich Deinen Brief hier, der freylich weit umhergeschweift ist, eh er mich getroffen. Just hat ihn nach Weißenfels geschickt und von da hab ich ihn durch einen Boten erhalten. Ich hoffe, daß Dich dieser Brief noch in Jena trifft – Landvoigt, der Morgen nach Weißenfels abgeht, schickt ihn Dir durch einen Expressen. Meinen ersten Brief mit den Büchern mußt Du nun auch schon haben.
Höchst unerwartet ist mir der Inhalt Deines lezten Briefs. Meine Augen sind feucht geworden – also auch Du? Du, den ich so sicher, so fest glaubte. Es ist mir alles unerklärlich – Kaum wag ich zu vermuthen. Wie gern säh ich Dich – sähe Dich noch Einmal. Hätten wir uns wirklich damals zum leztenmal gesehn? – Es wäre sehr sonderbar – und warum ich Dich nicht wiedersehn soll? So gern hätt ich Dich noch einige Tage gesprochen! Auf den Montag – den 26sten komm ich nach Weißenfels – Komm hin – bleibe bey mir – so lange Du willst. Ich schreibe Dir nichts mehr – ich erwarte Dich. Leb wohl.
Dein
Hardenberg
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 19. Juni 1797
  • Sender: Novalis ·
  • Recipient: Friedrich von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Wiederstedt · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 373.
Language
  • German

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