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Friedrich von Schlegel to Carl Gustav von Brinckmann

Da ich Sie gestern Abend vorzüglich bey der Herz zu sehn gehofft, liebster Freund, so wollte ich nur fragen, obs noch dabey bleibt, daß wir heute Abend zu Genz gehen? – Fast wäre es mir lieber, wenn Sie mich abholen könnten. Ich habe starkes Kopfweh, welches entweder bald ganz vorbey oder so stark seyn wird, daß ich nicht ausgehn kann. Ist dieß der Fall, so bekäme ich dann doch wenigstens einen kleinen Krankenbesuch von Ihnen; und bey dem trocknen Wege ist der Umweg kein großes Uebel.
Sie sammeln die Paralogismen des jüngsten Leviathan so emsig, als wollten Sie eine Kritik des Gräßlichen schreiben, oder die ganze Leviathanerey, wie die Untersuchungen des blinden Heß, in der A.[llgemeinen] L.[itteratur]-Z.[eitung] recensiren. – Unter uns Heß mißfällt Reichardten (der hier ist, und mit dem ich gewiß ehstens zu Ihnen komme, falls er Sie nicht schon früher an diesem oder jenem eleganten Orte trifft) gar nicht sehr, ja er lobt es über die Maßen, wahrscheinlich aus reinem Wohlgefallen an der Form to viz. Weil doch auch drin geschimpft wird. Unter uns.
Der Vers fehlt doch gegen das Ende der ersten Periode der Lukrezischen Epistel? – Anlangend Ihre litterarische Rechtsfrage, so bin ich jetzt nicht gestimmt dazu, sie zu beantworten. Wenn ich Kopfweh habe, so scheue ich die eckigen Begriffe, wie den des Rechts. Indessen finde ich nur den R[eich]h[ardt] viel zu stolz, um Briefe und Beyträge, bloß mit einer Bescheinig[ung], wäre es auch auf Velin, zu beantworten, und von Ihnen würde ich es viel zu bescheiden finden, wenn Sie Sich – – – –
Das Ilte Stück des Lyc.[eum] müssen Sie heute bekommen können. Erhalten Sie es nicht, so sind Sie vollkommen berechtigt gegen Ihren Buchhändler äußerst grob zu seyn. Gedenken Sie nun an das IIlte. – Nikolai ist voll von Bewunderung gegen Schiller und Voß, voll Freundschaft gegen mich, obgleich mein Lessing ihn nur einigermaßen gefallen hat; und glaubt der Gipfel der Schriftstellerey bestehe darin, so zu schreiben, daß man nicht mißverstanden werden könne. Ihn kann man freylich nicht mißverstehen. –
Sie haben mir letzthin den Genz – unter Genz Schriften nicht geschickt.
Leben Sie recht wohl. Alles übrige mündlich.
Fr. Schlegel.
Metadata Concerning Header
  • Date: September 1797
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Carl Gustav von Brinckmann ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 19‒20.
Language
  • German

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