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Friedrich von Schlegel an Auguste Böhmer

An Auguste Sie.
Das Gemüth, liebste Sie, ist das Innerste an einem Menschen, was übrig bleibt, wenn man die Schaalen und Hülsen abstreift; es ist der feinste Geist der Seele, und die zarteste Seele des Geistes. Wenn Du die Erklärung davon verstehn könntest, so würdest Du gar nicht mehr danach fragen; also kann sie Dir doch nichts helfen.
Ich habe Antheil an Deiner Betrübniß wegen Gotters Nichtkommen genommen, die nun wahrscheinlich längst vorbey ist.
Schreib mir nur bald wieder, daß es vortreflich mit Deinem Griechisch [geht], und schicke Herodot.
Ich hoffe immer noch, daß Du mit nach Berlin kommst. Besteh nur darauf. Kosten macht es nicht im mindesten mehr. Es ist hier viel Merkwürdiges für Dich zu sehn und zu hören; und gefallen soll Dirs auch wohl. Davor will ich schon sorgen. Wirst Du Dich nicht auch etwas freuen, mich wieder zu sehn? –
Die Liebeskind ist ja recht lange in Jena gewesen. Wir haben sie hier mit ihrer Langweiligkeit und Neugier nicht sehr angenehm gefunden, außer daß sie wegreißte, das war doch gut von ihr. Sie hat sich sehr in Unkosten gesteckt, und der Herz einen langen Brief voll Lob über die Mutter geschrieben. Ehedem hätte sie nur ihren Kopf gekannt, nun ehre und liebe sie auch ihr Herz; und was des abgeschmackten Zeugs mehr ist.
Lebe wohl, liebste Sie, und vergiß nicht
Deinen treuen
Ich.
Du kannst hier auch Musik hören, wie Du sie selbst in Dresden nicht gehört hast. In der Faschischen Singakademie nähmlich, wovon etwas im Ilten Stück des Lyceum steht. Ich habe vor einiger Zeit ein ganz herrliches Miserere da eingeschlürft. Reine Vocalmusik von einer sehr großen Menge guter Stimmen; mit den Instrumenten nur dann und wann den Akkord angegeben.
Mit dem Liede, seh’ ich wohl, hab ich mich geirrt. Das aus Was Ihr wollt werd ich Dir schwerlich schaffen können.
  • Böhmer, Auguste  Nicht-Begegnung  beklagen  Gotter, Cäcilie
  • Böhmer, Auguste  Nicht-Begegnung  beklagen  Gotter, Luise
  • Schlegel, Friedrich von  Anteilnahme  Böhmer, Auguste
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Böhmer, Auguste
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  erbitten  Herodotus
  • Schlegel, Friedrich von  einladen  Böhmer, Auguste
  • Schlegel, Friedrich von  negativ bewerten  Liebeskind, Dorothea Margaretha
  • Liebeskind, Dorothea Margaretha   Brief  senden  Herz, Henriette
  • Liebeskind, Dorothea Margaretha   loben  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  ablehnen  Böhmer, Auguste
  • Schlegel, Friedrich von  Buchsendung  ablehnen  Reichardt, Johann Friedrich: Vertonung eines Liedes aus: Shakespeare, William: Was Ihr wollt [Ü: August Wilhelm von Schlegel]
Briefkopfdaten
  • Datum: Mitte November 1797
  • Absender: Friedrich von Schlegel ·
  • Empfänger: Auguste Böhmer ·
  • Absendeort: Berlin · ·
  • Empfangsort: Jena · ·
Druck
  • Bibliographische Angabe: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 39‒40.
Sprache
  • Deutsch

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