Berlin. Den 3ten Jun. 98
Hier übersende ich Ihnen die erste Abtheilung meiner Geschichte der Griechischen Poesie, von der Sie schon einige Bogen sich von mir geben ließen und gelesen haben. Ich wünsche sehr, daß Sie zufrieden damit seyn mögen, und würde mich sehr freuen, wenn Sie es der Mühe werth fänden, mir eine oder die andre Bemerkung darüber mitzutheilen. Das andre Exemplar bitte ich dem Herrn Professor Mahler Meyer <mit Empfehlung meiner> zu geben, dessen Verdienste um die alte Kunstgeschichte ich sehr ehre, und gern was die Poesie betrifft, ihm darin nacheifern möchte.
Mein Bruder hat Ihnen das 1te Stück des Athenäums überreicht, und ich vereinige meine Wünsche mit den seinigen, daß es Ihnen nicht misfallen möge. Darf ich fragen ob Ihnen das elegische Bruchstück von Hermesianax schon bekannt war, und was Sie davon urtheilen?
Zelter hat mir vor einiger Zeit eine Composition der Romanze, der Zauberlehrling, mitgetheilt, die mir durchaus vortrefflich scheint, und mir eine ganz neue Ansicht von seiner Musik gegeben hat. Ich möchte ihn nach dieser Probe für fähig halten, die Braut von Korinth zu componiren. Er tappt und versucht zwischen dem Componibeln und Inkomponibeln wie andre Musiker unsicher herum: aber hat er einmal gefunden, was für ihn das Rechte ist, so hält er es gewiß <fest> und vollendet es.
Mir geht es hier wohl. Ich habe auch das hier gefunden, was ich grade am wenigsten hoffte, einen philosophischen Freund. Doch kann die angenehmste Lage hier den Wunsch, Jena wiederzusehn, nicht in mir auslöschen. Auch denke ich künftigen Winter einige Zeit da zu leben.
Ich empfehle mich Ihren gütigen Andenken.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel
Hier übersende ich Ihnen die erste Abtheilung meiner Geschichte der Griechischen Poesie, von der Sie schon einige Bogen sich von mir geben ließen und gelesen haben. Ich wünsche sehr, daß Sie zufrieden damit seyn mögen, und würde mich sehr freuen, wenn Sie es der Mühe werth fänden, mir eine oder die andre Bemerkung darüber mitzutheilen. Das andre Exemplar bitte ich dem Herrn Professor Mahler Meyer <mit Empfehlung meiner> zu geben, dessen Verdienste um die alte Kunstgeschichte ich sehr ehre, und gern was die Poesie betrifft, ihm darin nacheifern möchte.
Mein Bruder hat Ihnen das 1te Stück des Athenäums überreicht, und ich vereinige meine Wünsche mit den seinigen, daß es Ihnen nicht misfallen möge. Darf ich fragen ob Ihnen das elegische Bruchstück von Hermesianax schon bekannt war, und was Sie davon urtheilen?
Zelter hat mir vor einiger Zeit eine Composition der Romanze, der Zauberlehrling, mitgetheilt, die mir durchaus vortrefflich scheint, und mir eine ganz neue Ansicht von seiner Musik gegeben hat. Ich möchte ihn nach dieser Probe für fähig halten, die Braut von Korinth zu componiren. Er tappt und versucht zwischen dem Componibeln und Inkomponibeln wie andre Musiker unsicher herum: aber hat er einmal gefunden, was für ihn das Rechte ist, so hält er es gewiß <fest> und vollendet es.
Mir geht es hier wohl. Ich habe auch das hier gefunden, was ich grade am wenigsten hoffte, einen philosophischen Freund. Doch kann die angenehmste Lage hier den Wunsch, Jena wiederzusehn, nicht in mir auslöschen. Auch denke ich künftigen Winter einige Zeit da zu leben.
Ich empfehle mich Ihren gütigen Andenken.
Ganz der Ihrige
Friedrich Schlegel