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Friedrich von Schlegel to Auguste Böhmer

Wenn Du willst, daß ich Dir zu ernsthaft oder wohl gar vernünftig schreiben soll, was der Himmel verhüte, so drohe Du mir nur immer, Du wollest mir böse werden, wenn ich nicht gleich auf Deine Ordre käme. Ungeduldiges Kleines!
Willst Du lustige Antworten, so schreib mir lustige Briefe.
Ich habe recht viel Plack davon, daß Wilhelm so liebenswürdig, so berühmt und so fremd hier ist. Ich muß meist mit. Mit ist was abscheuliches. Ich kehr mich manchmal um und brumme wie Basko:
Könnt’ ich irgend mir verdienen
Von dem Volke mich zu trennen,
Das mir Langeweile giebt.
Ich komme vielleicht recht bald nach Dresden mit der Veit und mit ihrer Schwester Henriette, die Wilhelm sehr gern leiden mag, und von der er wohl mehr an Deine Mutter geschrieben haben wird. Am Ende dieser Woche reisen wir vielleicht zusammen nach Potsdam.
Wilhelm lebt hier in den ersten Cirkeln. Gestern war er mit dem Kriegsrath Muffig bey der Baronesse Schäbig, und diesen Morgen gehn wir zur Prinzessin Meyer.
Er hat sich nun bald in jedem Hause in Berlin einmal den Magen verdorben.
Die Verse, die er hier gemacht hat, werden in einer großen Kiste nachgeschickt, mit Fracht.
In einigen Tagen erwarten wir hier den Ballmeister Reichardt. Er soll Revue halten über alle Posaunen in Berlin, weil sie zur Huldigung gebraucht werden.
Grüße Charlotte, Ernst, die kleine Auguste, auch die größere, die Doctorin, Hardenberg und wen Du meinst.
Dein Friedrich S.
Metadata Concerning Header
  • Date: gegen Ende Juni 1798
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Auguste Böhmer ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Dresden · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 138‒139.
Language
  • German

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