Dresden. Den 9ten Aug. 98.
Deinen Auftrag, lieber Freund, habe ich sogleich besorgt; der Lohnlakey sagt mir, die Bücher würden am Montage mit einer Gelegenheit abgehn. – Wir schließen daraus daß Du einen Frischling erjagt hast für die Philosophie, der sie noch nicht hat aber haben soll, oder will.
Wir freuen uns alle sehr, Dich bald zu sehn. Ich ganz besonders, bitte aber daß Du Dich einrichtest, noch im August recht viel hier zu seyn, da ich den 4ten September wohl schon wegreisen könnte. Gestern erhielt ich einen Brief von Schelling, worin er mir meldet, daß er auch hieher kommen will, und zwey bis drey Wochen verweilen. Er fragt, ob ich zwischen dem 14ten und 20ten noch hier sey. Du kannst hieraus die Zeit seiner Ankunft ungefähr abnehmen.
Vielleicht findest Du meinen Brief an Dich geschrieben; wenigstens gedacht gewiß.
Unger schreibt mir noch von Berlin: „Der kleine Unwille des Königs, den er über Glauben und Liebe geäußert hat, erregte solche Furcht bey der Censur, daß die politischen Aphorismen nicht erlaubt wurden zu drucken. – Woher das allgemeine Gerücht sich verbreitet hat, ein Neveu des Ministers v. Hardenberg sey der Verfasser dieser Aufsätze, weiß ich nicht.“ – U[nger] widerspricht diesem Gerücht tapfer und behauptet der Verfasser sey in Rußland. – Indessen gilt es allgemein für Wahrheit in Berlin. – Du kannst schon aus Obigem einige Schlüsse auf die Umgebung des Königs machen, und Dir leicht hinzu denken, daß die Berliner Klicke, die auch sehr gegen das Athen.[aeum] schreyt, es ganz besonders gegen Dich hat.
Ich vermuthe fest daß Niemeyer mit Hülfe von Reich.[ardt] und Wolf die Conjektur gemacht haben. <Was sie schon leicht können, da Reich[ardt] und Wolf durch mich von Dir wissen, und nachdem sie den Blüth[enstaub] mir nicht wohl zuschreiben konnten, fast nur [auf] Dich fallen mußten.> Sonst würde ich auf Erbrechung der Briefe rathen. Denn die beyden Freunde denen ichs in Berl[in] beym Blüthenstaub vertraute, haben gewiß geschwiegen.
Mit dem imprimablen Brief gehts also nicht, wenigstens nicht im Preußischen. Auch wäre es wohl gut, wenn Du den fingirten Namen wechseltest, oder einen Buchstaben wähltest. Ich setze Dir noch eine Stelle aus U[nger]s Brief her: „Ich glaube aber doch, die Herren bey der Censur verkennen den König, wenn sie nun strenger censiren. Es ist gewiß seine Absicht nicht, Preßeinschränkungen zu machen; bloß die sclavische Furcht bringt sie hervor. Nun darf gewiß nichts gedruckt werden, worunter der Name Novalis steht, und Ihr Freund muß sich lieber jetzt einer andern Unterschrift bedienen, damit man keine Vorurtheile gegen ihn fasse.“
Die Reise nach Töplitz ist natürlich nach Deinem letzten Brief aufgegeben worden. Es geht heute etwas confus hier zu, sonst würde Caroline Dir antworten. Die herzlichsten Grüße von allen.
Dein Friedrich Schlegel
Kannst Du das Buch von Ritter mitbringen, so thu es doch. Ich möchte es gern lesen. –
Deinen Auftrag, lieber Freund, habe ich sogleich besorgt; der Lohnlakey sagt mir, die Bücher würden am Montage mit einer Gelegenheit abgehn. – Wir schließen daraus daß Du einen Frischling erjagt hast für die Philosophie, der sie noch nicht hat aber haben soll, oder will.
Wir freuen uns alle sehr, Dich bald zu sehn. Ich ganz besonders, bitte aber daß Du Dich einrichtest, noch im August recht viel hier zu seyn, da ich den 4ten September wohl schon wegreisen könnte. Gestern erhielt ich einen Brief von Schelling, worin er mir meldet, daß er auch hieher kommen will, und zwey bis drey Wochen verweilen. Er fragt, ob ich zwischen dem 14ten und 20ten noch hier sey. Du kannst hieraus die Zeit seiner Ankunft ungefähr abnehmen.
Vielleicht findest Du meinen Brief an Dich geschrieben; wenigstens gedacht gewiß.
Unger schreibt mir noch von Berlin: „Der kleine Unwille des Königs, den er über Glauben und Liebe geäußert hat, erregte solche Furcht bey der Censur, daß die politischen Aphorismen nicht erlaubt wurden zu drucken. – Woher das allgemeine Gerücht sich verbreitet hat, ein Neveu des Ministers v. Hardenberg sey der Verfasser dieser Aufsätze, weiß ich nicht.“ – U[nger] widerspricht diesem Gerücht tapfer und behauptet der Verfasser sey in Rußland. – Indessen gilt es allgemein für Wahrheit in Berlin. – Du kannst schon aus Obigem einige Schlüsse auf die Umgebung des Königs machen, und Dir leicht hinzu denken, daß die Berliner Klicke, die auch sehr gegen das Athen.[aeum] schreyt, es ganz besonders gegen Dich hat.
Ich vermuthe fest daß Niemeyer mit Hülfe von Reich.[ardt] und Wolf die Conjektur gemacht haben. <Was sie schon leicht können, da Reich[ardt] und Wolf durch mich von Dir wissen, und nachdem sie den Blüth[enstaub] mir nicht wohl zuschreiben konnten, fast nur [auf] Dich fallen mußten.> Sonst würde ich auf Erbrechung der Briefe rathen. Denn die beyden Freunde denen ichs in Berl[in] beym Blüthenstaub vertraute, haben gewiß geschwiegen.
Mit dem imprimablen Brief gehts also nicht, wenigstens nicht im Preußischen. Auch wäre es wohl gut, wenn Du den fingirten Namen wechseltest, oder einen Buchstaben wähltest. Ich setze Dir noch eine Stelle aus U[nger]s Brief her: „Ich glaube aber doch, die Herren bey der Censur verkennen den König, wenn sie nun strenger censiren. Es ist gewiß seine Absicht nicht, Preßeinschränkungen zu machen; bloß die sclavische Furcht bringt sie hervor. Nun darf gewiß nichts gedruckt werden, worunter der Name Novalis steht, und Ihr Freund muß sich lieber jetzt einer andern Unterschrift bedienen, damit man keine Vorurtheile gegen ihn fasse.“
Die Reise nach Töplitz ist natürlich nach Deinem letzten Brief aufgegeben worden. Es geht heute etwas confus hier zu, sonst würde Caroline Dir antworten. Die herzlichsten Grüße von allen.
Dein Friedrich Schlegel
Kannst Du das Buch von Ritter mitbringen, so thu es doch. Ich möchte es gern lesen. –