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Friedrich von Schlegel to Henriette Herz

Dieser Brief hat auf das Bild gewartet. Ich freue mich daß ich es endlich wegschicken kann, und bin begierig ob es gefallen wird. Geben Sie es der Veit recht bald, liebe Freundin, aber lassen Sie womöglich keinen unnützen und überflüßigen Menschen dabey seyn. Uebrigens befolge ich Schleiermacher’s Maxime, daß unfrankirte Sendungen am sichersten gehn, die eigentlich Eins mit meinem Satz, daß ein Brief immer eine gewisse Grobheit haben muß damit er richtig ankommt. Die Levi ist gegenwärtig hier und ist heute mit Wilhelms nach dem Uckewalder Grunde gefahren. Ich bin zu Hause geblieben, um das Bild einzupacken und zu arbeiten. Denn nun denke ich schon an nichts, als an die Abreise und komme wirklich bald wieder zu Ihnen. Bleiben Sie nur fein lange im Thiergarten, wo wir vorigen Herbst so manchen schönen Sonnabend gefeyert haben.
Ich bringe allerley Gutes mit für das Athenäum. Unter andern einen Brief über die Philosophie an die Veit. Aber nicht an die Veit allein, sondern nächstdem auch an alle Frauen. Da die Schriftgelehrten in Berlin, wie ich höre, uns nicht verstehen wollen, so sind wir beyde sehr gesonnen unsre Hoffnung auf die Frauen zu setzen. Glauben Sie daß dieser Entschluß ausführbar sey? In der That habe ich einen ganz neuen frischen Muth und die wärmste Liebe zu unsrer litterarischen Ehe. – –
Mein Bruder und Schwiegerin empfehlen sich Ihnen bestens. Leider ist über ihr Kommen nach Berlin noch alles im Dunkeln, weil wir noch nichts vom Hamlet wissen. Die Unentschlossenheit des Helden scheint erst das Stück und nun gar die Aufführung des Stücks anzustecken.
Mein Bruder hat diesen Sommer viel gedichtet und einigen seiner Werkchen verspreche ich kühnlich im voraus Ihren ganzen Beyfall. Besonders einem Tercett Lebensmusik was in dem Almanach erscheint und einer Gallerie von Madonnen für einen Kunstaufsatz, der ins dritte Stück des Athenäums kommt.
Leben Sie recht wohl bis ich die Antwort selbst hole.
Noch sage ich den herzlichsten Dank dafür, daß Sie Schleiermacher eine Gedankenschachtel geschenkt haben. Sie schenken mir dabei eigentlich noch mehr als ihm selbst. Er profitirt bloß die Schachtel und hätte die Gedanken sonst doch gehabt und für sich behalten. Das wird ihm nun gelegt und er muß wöchentlich seine Zahl Eyer auf dem Herrengute abliefern.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 24. August 1798
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Henriette Herz ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 168‒169.
Language
  • German

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