Ich freue mich sehr, daß Henriette so durchaus nach Jena kommen soll: theils weil ich desfalls hoffe, sie wird auch kommen (wenigstens werde ich ihr diesen Nachmittag, mit Deinem liebenswürdigen Brief in der Hand, eine nachdrückliche, begeisterte und höchst erschreckliche Standrede halten); theils weil, gewaltig Wollende! [Du] so schöne Anlagen verräthst, Dich dereinst im Kriege als Feldherr, im Frieden als Gesetzgeber auszuzeichnen.
Wenn es aber doch nicht geschehe, meine positive Freundin, was Du willst und befiehlst, so wirf darum ja keinen Haß und noch weniger Mistrauen auf Dich selbst und die Allmacht des Willens. Dann ist es bloß ein Misverständniß zwischen Deinem Willen und dem Schicksal. Das lezte hat den ersten dann nur nicht verstanden, sonst hätte es ihm gewiß gehorcht.
Ich möchte es wohl sehn, wie Tischbein so ein kluges Kind gemahlt hat; gewiß anders wie die Alberti, die sich nicht unschuldig und nicht ziegelroth genug machen konnte. Das einzige, was mich tröstet, daß ich Dein Bild nicht bekomme, nicht bekommen darf nach dem Beschluß Deiner weisen Gerechtigkeit, ist nicht etwa, daß es bey dem Bilde der Mutter bleiben soll und muß, sondern der Umstand, daß ich es eigentlich nicht brauche. Ich bin von der Natur mehr bestimmt, Gemählde zu geben als zu nehmen. Denn innerlich mahle ich gewiß wenigstens so gut, wie Tischbein äußerlich. Ich denke und sehe meine Freunde und Freundinnen im Geiste so klar und lebendig, daß ich bey einem Bilde nur verliehre. So habe ich Dein Bild auch in mir gegenwärtig genug, aber komme doch nur ja bald her, damit ich die Copie wieder mit dem Original vergleichen und sie retouchiren kann: denn ich fürchte, Du wirst wieder ein gutes Stück herausgewachsen seyn. –
Die Veit grüßt Dich vielmahls, Henriette habe ich gestern nicht gesehn.
Dein Friedrich.
Wenn es aber doch nicht geschehe, meine positive Freundin, was Du willst und befiehlst, so wirf darum ja keinen Haß und noch weniger Mistrauen auf Dich selbst und die Allmacht des Willens. Dann ist es bloß ein Misverständniß zwischen Deinem Willen und dem Schicksal. Das lezte hat den ersten dann nur nicht verstanden, sonst hätte es ihm gewiß gehorcht.
Ich möchte es wohl sehn, wie Tischbein so ein kluges Kind gemahlt hat; gewiß anders wie die Alberti, die sich nicht unschuldig und nicht ziegelroth genug machen konnte. Das einzige, was mich tröstet, daß ich Dein Bild nicht bekomme, nicht bekommen darf nach dem Beschluß Deiner weisen Gerechtigkeit, ist nicht etwa, daß es bey dem Bilde der Mutter bleiben soll und muß, sondern der Umstand, daß ich es eigentlich nicht brauche. Ich bin von der Natur mehr bestimmt, Gemählde zu geben als zu nehmen. Denn innerlich mahle ich gewiß wenigstens so gut, wie Tischbein äußerlich. Ich denke und sehe meine Freunde und Freundinnen im Geiste so klar und lebendig, daß ich bey einem Bilde nur verliehre. So habe ich Dein Bild auch in mir gegenwärtig genug, aber komme doch nur ja bald her, damit ich die Copie wieder mit dem Original vergleichen und sie retouchiren kann: denn ich fürchte, Du wirst wieder ein gutes Stück herausgewachsen seyn. –
Die Veit grüßt Dich vielmahls, Henriette habe ich gestern nicht gesehn.
Dein Friedrich.