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Friedrich von Schlegel to Caroline von Schelling

An Caroline.
Hier ist manches zu lesen! – Treue und Scherz sende ich Ihnen mit noch mehr Reue und Schmerz wie das vorige. Denn Dorothea, Henriette und Tieck finden, daß es weder mein Bestes noch ihr Liebstes sey. – Und geändert habe ich doch schon viel und vieles daran. – Das nächste sind nun Lehrjahre der Männlichkeit, ganz erzählend, ziemlich lang und eigentlich der Roman selbst. Sie sind beynah fertig.
So viel von mir. Und nun wieder Bitte um W[ilhelm]s Elegie und Ihr Urtheil!
Mit den 3 rh., das ist schlimm; wenn der Schuft einen Zettel hat, so werde ich schon zahlen müssen. Ich schicke das Geld etwa mit dem Rest des Honorars von Fröhlich. – Die Alte hat Ihnen ja geschrieben und ich werde bald erfahren wie? – Daß es von einer solchen Kröte abhängen muß, ob Ihr kommen dürft! – Ich habe wirklich nicht anders thun können als ich gethan habe. –
Wir haben jetzt ein gutes Logis gemiethet, was Dor.[othea] in drey oder vier Wochen bezieht, was wir aber wohl auf ein Jahr werden behalten müssen. – Es ist hübsch und geräumig genug, und wenn die Alte sich schlecht aufführt, so solltet Ihr doch kommen. Sie und Auguste wohnten dann bey der Veit, W.[ilhelm] bey uns, damit der Raum nicht zu eng würde. Vom Theater wären Sie freilich etwas entfernter, aber doch nicht so weit, daß Sie nicht sehr gut zu Fuß hin und zurück gehn könnten. Ueberlegen Sie Sich das wohl, und wie glücklich es uns machen würde, und daß Sie dann den schlechten Menschen keine freundlichen Gesichter zu machen brauchten. Es ist nur auf den Nothfall!
Die Zeit von Henriettes Abreise von hier ist noch nicht ganz bestimmt, vielleicht so den 7ten April. Ich möchte gerne bald wissen, wann Ihr kommt.
<Den 30ten April denkt die Unz.[elmann] wieder hier zu seyn. Iffland spricht wieder stark von Hamlet.>
Den Piccolomini habe ich noch nicht gesehn, denn am Abend der zweyten Vorstellung war ich mit der Levi bey der Unzelmann, welches mir doch unteressanter war: aber gehört habe ich schon mehr als billig davon. – Das erstemal hats bis 10½ Uhr gedauert, das war zu lang, zumal die Leute verdrießlich waren, daß sie für ihr Geld doch keinen rechten Schluß erhielten. Da hat denn Iffland gestrichen und es stand beim 2ten mal auf dem Zettel, daß es um neun Uhr geendigt seyn würde.
Die Unz.[elmann] hat mir gesagt, W.[ilhelm] hätte viel freundlichere Augen wie ich, und dann etwas was ihr viel Ehre macht, wenn es buchstäblich wahr ist. Sie hat zu ihrem Benefiz durchaus Sh.s Romeo nach W.s Uebersetzung haben wollen, und sprach mit großer Leidenschaft von der Rolle. Aber Iffland ist ein schwaches Individuum und hat eben nicht gewollt.
<Da ich den Brief wieder lese, scheint er mir so trocken. Ich bitte heute so vorlieb zu nehmen.>
Metadata Concerning Header
  • Date: Februar 1799
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Caroline von Schelling ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 232‒233.
Language
  • German

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