Wahr ists, liebe Freundin, daß ich drey ganze Tage, also die Hälfte der Zeit, in der Gott diese Welt gemacht hat, habe das Zimmer hüten müssen, so schwach an Geist, daß ich, wenn <ich> keine Gesellschaft hatte, nur den Wieland oder den Matthison lesen konnte.
Aber der Himmel meynt es gleich wieder gut mit mir und heute werde ich bey Gott ausgehn, und kann doch wahrscheinlich nicht zu Ihnen kommen weil die Pflichtsgänge sich nun angehäuft haben – die sind vor der Theezeit zu machen; und zum Thee habe ich versprochen zur Veit zu kommen, wo<hin> ich auch Henrietten <citirt> habe, weil wir die Elegie, die göttliche lesen wollen.
Könnten Sie doch auch da seyn! Wo nicht, so bringe ich <sie> Ihnen, sobald als möglich. –
Für dieses mal sind Sie nun also der Raserey der Güte entledigt, aber ich halte Sie übrigens doch beym Wort, und verlange daß Sie einmal mit der V.[eit] Thee bey mir trinken – pour la santé du fait. Und dann ist hier auch weniger Staffage als an der Jägerbrücke.
Bey dem Wieland ist mir wunderlich zu Muthe geworden. Mich däucht, wenn ich in seiner Gegenwart unversehends etwas von Genie oder Originalität gesagt hätte, so würde ich eine Empfindung haben, als wenn sich unter Männern einer eine recht gemeine Zote hätte entfahren lassen, und mit einem male stünde er mitten unter Damen. Verzeihen Sie die Energie dieses Gleichnisses und erhalten Sie mir Ihre Freundschaft. Kommen Sie zur V.[eit] ich habe noch manches Projekt auf dem Herzen –
Friedr. Schl.
A propos wissen Sie wohl daß ich Sie eigentlich liebe wegen des Gedankens daß Sie eine Zeitlang in Jena leben wollen?
Aber der Himmel meynt es gleich wieder gut mit mir und heute werde ich bey Gott ausgehn, und kann doch wahrscheinlich nicht zu Ihnen kommen weil die Pflichtsgänge sich nun angehäuft haben – die sind vor der Theezeit zu machen; und zum Thee habe ich versprochen zur Veit zu kommen, wo<hin> ich auch Henrietten <citirt> habe, weil wir die Elegie, die göttliche lesen wollen.
Könnten Sie doch auch da seyn! Wo nicht, so bringe ich <sie> Ihnen, sobald als möglich. –
Für dieses mal sind Sie nun also der Raserey der Güte entledigt, aber ich halte Sie übrigens doch beym Wort, und verlange daß Sie einmal mit der V.[eit] Thee bey mir trinken – pour la santé du fait. Und dann ist hier auch weniger Staffage als an der Jägerbrücke.
Bey dem Wieland ist mir wunderlich zu Muthe geworden. Mich däucht, wenn ich in seiner Gegenwart unversehends etwas von Genie oder Originalität gesagt hätte, so würde ich eine Empfindung haben, als wenn sich unter Männern einer eine recht gemeine Zote hätte entfahren lassen, und mit einem male stünde er mitten unter Damen. Verzeihen Sie die Energie dieses Gleichnisses und erhalten Sie mir Ihre Freundschaft. Kommen Sie zur V.[eit] ich habe noch manches Projekt auf dem Herzen –
Friedr. Schl.
A propos wissen Sie wohl daß ich Sie eigentlich liebe wegen des Gedankens daß Sie eine Zeitlang in Jena leben wollen?