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Auguste Böhmer to Friedrich von Schlegel, Ludwig Tieck

Brief an Fritz und Tiek.
Du wirst wohl etwas tolle sein,
Und Deine Vernunft ganz klumperklein
Wegen der fatalen Geschichte
Von unserm weltberühmten Fichte.
Darum will ich Dich dispensiren,
Mir vor’s erste wieder ein Briefchen zu schmieren.
Doch sobald Du wieder vernünftig bist
(Bis dahin ists wohl noch ’ne ziemliche Frist),
Mußt Du mir wieder einen schreiben,
Und mein Diener stets treu verbleiben.
Auch ich bin ganz des Giftes voll,
Und auf den alten Kaufmann toll,
Der mir mein Schwesterchen entführt,
Eh’ ich es orntlich lernte kennen,
Ich möchte den häßlichen Menschen verbrennen!
Doch was ist weiter da zu thun?
Man muß in der süßen Erwartung ruhn,
Daß alles sich noch recht glücklich ende,
Und sie, und Du, und Deine Veit
Bei uns bleiben bis in Ewigkeit.
Für’s erste ist es doch noch gut,
Daß Tiek und Du im Sommer kommen:
Daß der Gedank’ Euch nur nicht wird benommen,
Sonst würd’ ich Euch entsezlich schelten,
Und Euch auch gleiches mit gleichem vergelten,
Und im Herbst nicht kommen nach Berlin,
Und läse aus Rache auch nicht Tieks Zerbin!
Drum laßt Euch rathen und kommt wie der Wind,
Damit Ihr dem Unglück vorbeugt geschwind.
Das muß ich Euch nun betheuern sehr,
Die Unger’n trüg ich gleich ins Meer,
Wenn ich an Eurer Stelle wär;
Und wenn ihr meinen Rath befolgt,
So hängt ihr einen Mühlstein an,
Damit sie nicht wieder ans Ufer kann;
Denn Unkraut geht so leicht nicht unter.
Ihr seht, ich bin entzezlich toll
Und ganz des dummen Zeuges voll,
Das macht, ich habe Faust gelesen,
Da fuhr in mich sein tolles Wesen.
Nun gute Nacht! Es brummt zehn Uhr,
Daß es mir durch alle Glieder fuhr.
Nehmt mir’s nur nicht schief,
Daß ich nicht eher einschlief
Und Euch noch erst so ennuyirte;
Es ist gewiß nicht gern geschehn,
Denn eigentlich war’s auf amüsement für Euch abgesehn.
Und wenn Ihr just nicht in der Laune
Seid, das heute zu lesen, so laßts liegen;
Der Geist davon wird nicht verfliegen.
Nun grüß ich Euch insgesammt recht schön
Und werde bald zu Bette gehn.
Auguste.
Ich habe würklich sehr
geschmiert.
Doch das Blättchen be-
darf keiner
äußeren Zierd.
An
Friedrich Schlegel
und seinen Busenfreund
Ludwig Tiek.
Metadata Concerning Header
  • Date: nach Mitte April 1799
  • Sender: Auguste Böhmer ·
  • Recipient: Friedrich von Schlegel · , Ludwig Tieck ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 274‒276.
Language
  • German

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