Liebe Karoline, ich hoffe und verlange Briefe von Ihnen, ob es auch noch dabey bleibt, daß Sie mit Augusten früher kommen. Schön ist es so, und schön soll es werden.
Uns geht’s gut, mitunter auch wohl schlecht, wie ich denn diese Woche einige <Tage> durch schlechtes Befinden verloren habe. Fichte ist unser Kostgänger und wir leben sehr gut, froh und lehrreich zusammen. Auch des Abends bin ich wenigstens meistens mit ihm, wo denn freylich oft eine Stunde Zeit mehr aufgeht.
Der Entschluß, den Winter nach Jena zu reisen, bleibt fest. Dor.[othea] hat schon ihre Meubles auf den Winter zu 6 rh. monathlich vermiethet. Das bringt uns doch etwas aus dem Schaden.
Uebrigens bin ich stark über dem Shakespeare und ich denke, er soll gut werden.
Desgleichen leide ich an Mährchen, d. h. ich bin guter Hoffnung mit solchen, wobey man allerley Beschwerden leidet. – Ich brauche zwey ordentliche zur zweyten Lucinde; das eine soll die Liebe bedeuten und das andre die Poesie.
Grüßen Sie Tieck viel, wenn er jetzt, wie der Himmel wolle, bey Ihnen ist. Wir vermißen ihn sehr, im Winter würden wir es immer mehr.
Aber was macht nur Hardenberg? Wie ist sein Schweigen möglich und wirklich? – Ich begreife es nicht.
Der Hülsen ist ein seltsamer Mensch, den ich aber doch sehr lieben muß. – Er hat großes Aergerniß an der Lucinde genommen, und räth mir, sie unvollendet zu lassen.
Ich meinerseits, liebe den Hülsen nicht so sehr, ob gleich er ein seltsamer Mensch ist. Man vergiebt es ja gern, wenn jemand ein Aergerniß an der Lucinde nimmt, wie kann man aber nichts, als Aergerniß dran nehmen? und die allerliebste Fordrung, lieber den zweyten Theil gar nicht zu geben – und was sonst noch allerliebstes in dem allerliebsten Briefe steht. Ich möchte ihn persönlich kennen, um zu wißen, ob ich ihn recht aus diesen Briefen beurtheile; nemlich ich glaube, er hat recht viel verhaltnen, innerlichen Ingrimm, und affektirte Simplicität! Sie kennen ihn Liebe, sagen Sie mir, ob ich nicht ein bischen Recht habe? War Tieck fröhlich, und guter Dinge in Jena, so zweifle ich keinen Augenblick daran, daß er Ihnen nicht recht gut gefallen. Der Himmel behüte ihn nur für üble Laune, und die wird ihn gar leicht, mit irgend einem Winde angeweht. Wir sind recht begierig zu wissen, ob er sich entschloßen hatt, den Winter in Jena zu leben? Herrlich wär’s, nur die Frau! die Frau!
Es geht sehr gut mit Fichten hier, man läßt ihn in Frieden. Nicolai hat sich verlauten lassen: man würde sich nicht im geringsten um ihn bekümmern, nur müßte er nicht öffentlich lesen wollen, das würde dann nicht gut aufgenommen werden. – Ich werde ganz excellent mit Fichten fertig, und überhaupt ich nehme mich so gut in diesen Philosophen Convent, als wäre ich nie etwas schlechters gewohnt gewesen. Nur habe ich noch eine gewiße Angst vor Fichte, doch das liegt nicht an ihm, sondern mehr an meinen Verhältnißen mit der Welt, und mit Friedrich – ich fürchte – – doch ich irre mich vielleicht auch. Schreiben kann ich kein Wort mehr Liebe, meine Philosophen laufen unaufhörlich die Stube auf und ab, daß mir schwindelt. Zudem ist Friedrich auch unzufrieden †, daß ich ihn mitten in seinen Briefe geschrieben, da er sich vorgenommen hatte, eine Unzahl von geistreichen Dingen zu schreiben. Diese Sünde will ich nicht auf mich nehmen, ich laße ihn also noch Raum genug, wenigstens eine Probe davon zu geben; er muß es auch noch thun, denn das, was er schrieb, ist so greulich trocken – Leben Sie wohl liebe Freundin, ich empfehle mich unserm Schlegel.
Dorothea.
† Das ist eine höchst entsetzliche Lüge. Durch einen Fußfall habe ich sie dahin gebracht, mir zu helfen, da ich gar nichts mehr zu schreiben wußte: denn so dumm bin ich jetzt wirklich.
[Friedrich.]
Friedrich glaubte es wäre noch Plaz und es sollte noch mehr Nichts herein, ich möchte mich nur hinsezen und auch welches machen. Wie ich sehe, ist es aber nicht der Fall und ich attestire nur hiermit seinen guten Willen.
Schleierm.
Die Herz, die wieder in Berlin ist, bittet Sie, Ihrer Schwester in Braunschweig zu schreiben, daß sie ihr jezt noch kein rothes Schaal schicken kann, der Fabrikant ist nicht hier.
[Dorothea.]
Uns geht’s gut, mitunter auch wohl schlecht, wie ich denn diese Woche einige <Tage> durch schlechtes Befinden verloren habe. Fichte ist unser Kostgänger und wir leben sehr gut, froh und lehrreich zusammen. Auch des Abends bin ich wenigstens meistens mit ihm, wo denn freylich oft eine Stunde Zeit mehr aufgeht.
Der Entschluß, den Winter nach Jena zu reisen, bleibt fest. Dor.[othea] hat schon ihre Meubles auf den Winter zu 6 rh. monathlich vermiethet. Das bringt uns doch etwas aus dem Schaden.
Uebrigens bin ich stark über dem Shakespeare und ich denke, er soll gut werden.
Desgleichen leide ich an Mährchen, d. h. ich bin guter Hoffnung mit solchen, wobey man allerley Beschwerden leidet. – Ich brauche zwey ordentliche zur zweyten Lucinde; das eine soll die Liebe bedeuten und das andre die Poesie.
Grüßen Sie Tieck viel, wenn er jetzt, wie der Himmel wolle, bey Ihnen ist. Wir vermißen ihn sehr, im Winter würden wir es immer mehr.
Aber was macht nur Hardenberg? Wie ist sein Schweigen möglich und wirklich? – Ich begreife es nicht.
Der Hülsen ist ein seltsamer Mensch, den ich aber doch sehr lieben muß. – Er hat großes Aergerniß an der Lucinde genommen, und räth mir, sie unvollendet zu lassen.
Ich meinerseits, liebe den Hülsen nicht so sehr, ob gleich er ein seltsamer Mensch ist. Man vergiebt es ja gern, wenn jemand ein Aergerniß an der Lucinde nimmt, wie kann man aber nichts, als Aergerniß dran nehmen? und die allerliebste Fordrung, lieber den zweyten Theil gar nicht zu geben – und was sonst noch allerliebstes in dem allerliebsten Briefe steht. Ich möchte ihn persönlich kennen, um zu wißen, ob ich ihn recht aus diesen Briefen beurtheile; nemlich ich glaube, er hat recht viel verhaltnen, innerlichen Ingrimm, und affektirte Simplicität! Sie kennen ihn Liebe, sagen Sie mir, ob ich nicht ein bischen Recht habe? War Tieck fröhlich, und guter Dinge in Jena, so zweifle ich keinen Augenblick daran, daß er Ihnen nicht recht gut gefallen. Der Himmel behüte ihn nur für üble Laune, und die wird ihn gar leicht, mit irgend einem Winde angeweht. Wir sind recht begierig zu wissen, ob er sich entschloßen hatt, den Winter in Jena zu leben? Herrlich wär’s, nur die Frau! die Frau!
Es geht sehr gut mit Fichten hier, man läßt ihn in Frieden. Nicolai hat sich verlauten lassen: man würde sich nicht im geringsten um ihn bekümmern, nur müßte er nicht öffentlich lesen wollen, das würde dann nicht gut aufgenommen werden. – Ich werde ganz excellent mit Fichten fertig, und überhaupt ich nehme mich so gut in diesen Philosophen Convent, als wäre ich nie etwas schlechters gewohnt gewesen. Nur habe ich noch eine gewiße Angst vor Fichte, doch das liegt nicht an ihm, sondern mehr an meinen Verhältnißen mit der Welt, und mit Friedrich – ich fürchte – – doch ich irre mich vielleicht auch. Schreiben kann ich kein Wort mehr Liebe, meine Philosophen laufen unaufhörlich die Stube auf und ab, daß mir schwindelt. Zudem ist Friedrich auch unzufrieden †, daß ich ihn mitten in seinen Briefe geschrieben, da er sich vorgenommen hatte, eine Unzahl von geistreichen Dingen zu schreiben. Diese Sünde will ich nicht auf mich nehmen, ich laße ihn also noch Raum genug, wenigstens eine Probe davon zu geben; er muß es auch noch thun, denn das, was er schrieb, ist so greulich trocken – Leben Sie wohl liebe Freundin, ich empfehle mich unserm Schlegel.
Dorothea.
† Das ist eine höchst entsetzliche Lüge. Durch einen Fußfall habe ich sie dahin gebracht, mir zu helfen, da ich gar nichts mehr zu schreiben wußte: denn so dumm bin ich jetzt wirklich.
[Friedrich.]
Friedrich glaubte es wäre noch Plaz und es sollte noch mehr Nichts herein, ich möchte mich nur hinsezen und auch welches machen. Wie ich sehe, ist es aber nicht der Fall und ich attestire nur hiermit seinen guten Willen.
Schleierm.
Die Herz, die wieder in Berlin ist, bittet Sie, Ihrer Schwester in Braunschweig zu schreiben, daß sie ihr jezt noch kein rothes Schaal schicken kann, der Fabrikant ist nicht hier.
[Dorothea.]