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Dorothea von Schlegel an Caroline von Schelling

Was soll ich schreiben, mein armer Kopf ist mir verrückt! Friedrich hat sein Briefchen noch einen Posttag müßen liegen laßen, weil wir noch immer einen Brief von Ihnen erwarteten der allen unsern Zweifeln ein Ende machte, und weil auch Fichte vorigen Posttag seinen Vorsatz nicht ausführte Sie mit seinem eignen Plan für den Winter bekannt zu machen. Aber auch heute keinen Brief von Ihnen? Liebe Freundin, wenn Sie unsre Ungeduld sehen könnten! Sie antworteten, und schrieben sonst so gewißenhaft – hat der Tieck Sie verführt mit dem Nichtschreiben? sein Laster ist es eigenthümlich. – Sie werden zugleich mit diesem Brief, nun auch Fichten seinen erhalten. Was ist nun zu thun? oder vielmehr was beschließen Sie? Denn was uns betrifft wir bleiben bey unserm Entschluß nach Jena zu kommen, wenn Sie es trotz allen den Neuerungen für das Beste halten; wollten Sie aber Fichtens Vorschlag genehmigen (beyläufig gesagt würde Sie dieser von der Plage erretten bey der Unger zu leben) so kann ich Ihnen nur sagen, daß <wir> auch dieses herzlich gern zufrieden sind, Sie sollen mir nur dann, aber gleich, und sobald als möglich schreiben daß es geschehen soll, damit ich, Wohnung Domestiquen und Meubles miethen kann; es wird Ihnen, wenn wir so gemeinschaftlich zu Werke gehen, gewiß nicht mehr hier kosten als in Jena. Auch für Schelling muß in unserm Hause gesorgt werden, wenn er her kommen will, wie Fichte hofft. Kurz, es wird alles recht gut gehen, nur bald müßen wir uns entschließen. Es kömt nun freylich alles darauf an, wie Sie mit Tieck die Dinge anders, und vielleicht unabänderlich eingerichtet haben; Sie können also denken mit welcher heißen Ungeduld wir Briefe von Ihnen erwarten. Friedrich hatte diesen Augenblick den beängstigenden Gedanken: es müßte einer von Ihnen krank seyn! aber das kann es ja auch wohl nicht seyn, einer von Ihnen hätte ja wohl geschrieben! aber wir wissen gar nicht, was wir darvon denken sollen. Von Charlotten hat Friedrich einen Brief gehabt, sie rechnet darauf, den 8ten O[cto]b[e]r in Jena zu seyn – auch dieser Besuch muß Sie nicht abhalten, nach Berlin zu kommen, Charlotte kömt entweder auch her, die Inoculation geht hier recht glücklich, und ist sehr häufig, oder auch Sie kommen nachdem Charlotte wieder fort ist. Seyn Sie nicht ungeduldig, daß wir schon wieder mit neuen Planen kommen, es sind nicht unsre, Fichte bestand darauf; und die Ausführung soll gar nicht schwer werden wenn Sie es für gut halten. Nur ja recht bald Entscheidung Liebe Caroline, in den nächsten vier Wochen muß alles geschehen, was noch zum Winter geschehen soll. – Mein ältester Sohn ist glücklich von seiner Masern krankheit genesen; da ich ihn aber oft besuchte so habe ich wahrscheinlich meinem Philipp diese Krankheit mit nach Hause gebracht, jezt hat er sie, aber auch sehr glücklich, und fast ohne Krank zu seyn, nur daß er mir alle meine Zeit nimmt, und immer amusirt seyn will. Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich unserm Schlegel
Dorothea
  • Schlegel, Dorothea von  Brief  erwarten  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Dorothea von  Nicht-Briefsendung  tadeln  Tieck, Ludwig
  • Schlegel, Dorothea von  Einlagebrief  mitteilen  Fichte, Johann Gottlieb
  • Schlegel, Dorothea von  Reiseplan  erfragen  Schelling, Caroline von
  • Fichte, Johann Gottlieb  einladen  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von
  • Ernst, Charlotte  Begegnung  ankündigen  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Dorothea von  Gesundheit  mitteilen  Veit, Johannes
  • Schlegel, Dorothea von  Gesundheit  mitteilen  Veit, Philipp
  • Schlegel, Dorothea von  grüßen lassen  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Dorothea von  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
Briefkopfdaten
  • Datum: Samstag, 3. August 1799
  • Absender: Dorothea von Schlegel ·
  • Empfänger: Caroline von Schelling ·
  • Absendeort: Berlin · ·
  • Empfangsort: Jena · ·
Druck
  • Bibliographische Angabe: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 305‒306.
Sprache
  • Deutsch

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