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Dorothea von Schlegel to Sophie Bernhardi

den 7ten 8br 99
Die Sache geht zwar nicht ganz so gut wie Sie es wünschten liebe Bernardi! aber doch auch nicht so übel, als Sie fürchteten daß sie gehen würde. Die kleinen Veränderrungen, oder correcturen die Becker verlangt, werden Sie wohl in kurzer Zeit gemacht haben. Sie schicken nur mit umgehender Post das M[anu]sc[ri]pt zurück, und alles soll aufs geschwindeste und beste besorgt werden. Friedrich so wohl als Caroline lassen es sich sehr angelegen seyn, das sehen Sie schon daraus daß sie es gleich Beckern antrugen; und sie interressiren sich beyde sehr daß es nach Ihrem Wunsche gelingen möge. Sobald Becker Geld schickt, sollen Sie es haben. Mich dünkt Sie werden mit den Bedingungen nicht unzufrieden seyn. Nach Ihrem ersten Plan sollte es freylich stärker seyn als 17 Bogen doch werden Sie es leicht so einrichten können, daß daraus keine neue Hindernisse entstehen. Wo möglich schicken Sie das Ganze auf einmal, wenigstens so viel als Sie abgeschrieben haben, jemehr Sie schicken können desto vortheilhafter ist es für das Geschäft, da Becker es wünscht. Eigentlich schreibe ich Ihnen alles dies in Friedrichs Namen, der Sie und Bernardi aufs freundschaftlichste grüßt. Er ist wohl, sinnt viel vollendet manches, und darum habe ich mich erboten Ihnen in seinen Namen zu schreiben. Da ich nicht Ueberbringerin einer verdrießlichen Nachricht bin, schreibe ich Ihnen doppelt gern.
Gestern Mittag bin ich hier angekommen. Glücklich – recht glücklich war der erste Eindruck von allem was mich empfieng. So viel kann ich Ihnen sagen liebste Freundin. Caroline ist mir bis jezt noch recht liebenswürdig erschienen, Wilhelm ist freundlich, und Friedrich gesund, und besserer Laune als vor einiger Zeit in Berlin. Ich bin mit ausgezeichneter Freundlichkeit aufgenommen worden, ich wohne bequem und angenehm, kurz alles scheint sich zu einen recht vergnügten Winter anzulaßen, gewöhnlich ist jedes auf sein eignes Zimmer und arbeitet, und wenn man zusammen kömt, ist man freundlich und aufgeräumt; des Abends wird der Dante gelesen, Friedrich giebt Carolinen und Schellingen Unterricht darin, und ich habe auch Lust Antheil daran zu nehmen. Tieck wird recht erwartet hier, denn Goethe ist hier, und wird nur noch 14 Tage hier bleiben, Wilhelm S. meynte Tieck müßte nothwendig den Goethe in Jena sehen da wäre er ganz anders als in Weimar. Auch hofft W. Schlegel noch besonders auf ihn wegen mancher Poetischen Unternehmungen. Auf Malchen ist alles sehr begierig; denn Hardenberg hat hier gesagt sie wäre die reizendste Frau die er jemals gesehen hätte!! Ich bin durch Weißenfels gereißt, habe mich einige Stunden darin aufgehalten, und nicht einmal Hardenbergs Bekanntschaft gemacht, so stolz halte ich mich jezt! Sie sollten nur sehen Liebe, ich gebe mir ein rechtes air! Goethen hoffe ich aber doch zu sehen, eh er wegreißt, wenn es nur gutes Wetter wäre das man spazieren gehen könnte so träfe man ihn wohl einmal. Wegen Malchens Eifersucht denke ich können Sie ruhig seyn, mich dünkt Caroline ist gewaltig mit Schelling beschäftigt; und es ist doch keine Möglichkeit daß sie noch Zeit für eine andre Unternehmung haben sollte. Ich werde Ihnen alles recht ehrlich, aber unter dem unverbrüchlichsten Siegel des ewigen Geheimnisses erzählen nicht einmal Friedrichen theile ich diese Bemerkungen mit, am liebsten wäre es mir wenn Sie meine Briefe in denen etwas von den Menschen steht gleich verbrennten, es könnte einmal unglücklich damit gehen. Heute kann ich Ihnen aber nichts mehr schreiben, sonst versäume ich die Post. Aber nach Jena müssen Sie reisen, die Gegend von Leipzig hier her ist so schön, und romantisch, daß Sie sie sehen müssen, es würde ein neues Leben für Sie angehen, in diesen Thälern, und Felsen, und allen den grossen Scenen von denen ich ordentlich wie erschrocken war. – Für eine Berlinerin, ist es eine grosse Begebenheit eine schöne Gegend zu sehen! Leben Sie wohl für heute Liebe! schreiben Sie mir recht viel von sich wie es Ihnen geht und wie es um ihrer Gesundheit steht.
DV.
Meine freundschaftlichsten Grüsse für Bernardi.
  • Becker, Wilhelm Gottlieb  Manuskript  annehmen  Bernhardi, Sophie: Julie Saint Albain
  • Becker, Wilhelm Gottlieb  Korrektur  erbitten  Bernhardi, Sophie: Julie Saint Albain
  • Schlegel, Friedrich von  Anteilnahme  ausdrücken  Bernhardi, Sophie
  • Schelling, Caroline von  Anteilnahme  ausdrücken  Bernhardi, Sophie
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Bernhardi, Sophie
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen  Bernhardi, August Ferdinand
  • Schlegel, Friedrich von  grüßen lassen  Schlegel, Dorothea von
  • Schlegel, Dorothea von  Freundschaft  ausdrücken  Bernhardi, Sophie
  • Schlegel, Dorothea von  positiv bewerten  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Dorothea von  positiv bewerten  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Dorothea von  Gesundheit  mitteilen  Schlegel, Friedrich von
  • Schlegel, Dorothea von  Kollektive Lektüre  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Dorothea von  Kollektive Lektüre  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Dorothea von  Kollektive Lektüre  Schlegel, Friedrich von
  • Schlegel, Dorothea von  Kollektive Lektüre  Dante, Alighieri: Divina commedia
  • Schlegel, Dorothea von  Kollektive Lektüre  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Begegnung  wünschen  Tieck, Ludwig
  • Schlegel, Dorothea von  Kennenlernen  sich freuen  Tieck, Amalie
  • Novalis  positiv bewerten  Tieck, Amalie
  • Schlegel, Dorothea von  Begegnung  erhoffen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, Dorothea von  Diskretion  erbitten  Bernhardi, Sophie
  • Schlegel, Dorothea von  einladen  Bernhardi, Sophie
  • Schlegel, Dorothea von  grüßen lassen  Bernhardi, Sophie
  • Schlegel, Dorothea von  grüßen  Bernhardi, August Ferdinand
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 7. Oktober 1799
  • Sender: Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Sophie Bernhardi ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 8‒10.
Language
  • German

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