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Friedrich von Schlegel to Auguste Böhmer

Liebste Auguste, es freut mich eigentlich, daß Du etwas ungeduldig bist, wieder hier zu seyn: so ist doch Hoffnung, daß Du nicht gar wegbleiben wirst. Du fehlst nur noch, sonst ist alles gut und schön. Wir wünschen sehr, daß Du hier seyn möchtest, recht oft, auch besonders die Veit wünscht es. Ich habe ihr schon von Dir erzählen müssen, und sie meynt, sie hätte Dich lieb.
Wilhelm macht Verse, ich lese welche, die Veit hört welche, und Dein Mütterchen denkt welche; Tieck thut das alles zusammen. Wenn Du wieder da bist, wollen wir auch etwas agiren, etwas wie das Stück, von dem Du schreibst. Du machst die schöne aber treulose Angelica, Tieck den kleinen beglückten Schäfer Medoro, Schelling den rasenden Paladin, Orlando den wüthigen, ich Kaiser Karl den Großen, und Wilhelm den edlen Vetter Rinaldos von Montalban.
Nun habe ich Dir erzählt, was wir machen. Erzähle mir nun auch, was Ihr macht. Ist es eben so klug und ist es eben so mannichfaltig?
Der Frau Tischbein entbiete meinen ehrenfesten und biederherzlichen Gruß, der Caroline sage, ich wüßte recht gut, daß sie mir den Kuß gegeben hätte, würde es auch nicht vergessen, der aber, welchen sie mir noch schuldig, ist ein andrer, wie sie sehr gut weiß. – Ihr närrischen Kinder, merkt Ihr es denn nicht einmal, wenn man Euch gleichsam zum Besten hat.
Fürchte Gott und lerne singen.
Daß Du confirmirt werden mußt, ist nothwendig sonderbar, traurig und ausnehmend lustig. (Fürchte Dich nur nicht davor. Ich wurde auch einmal confirmirt, und kann Dir sagen, daß es schnell vorübergeht.) Am liebsten thäte ich es, aber man muß dazu die Tonsur haben.
Dein Friedrich.
Metadata Concerning Header
  • Date: [nach dem 17. Oktober 1799]
  • Sender: Friedrich von Schlegel ·
  • Recipient: Auguste Böhmer ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Dessau · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 16.
Language
  • German

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