Single collated printed full text without registry labelling not including a registry

Dorothea von Schlegel to Sophie Bernhardi

Jena 4ten Nov: 99
Ihr M[a]n[u]sc[ri]pt bleibt lange aus, und eher kann ich doch wegen dem Gelde gar nichts anfangen; Becker giebt nichts eher, als bis er wenigstens den größten Theil des M[a]n[u]scr[i]pts hat. Es ängstigt mich recht, Sie in Verlegenheit zu wissen, und doch kann ich gar nichts thun. – Ihre Plane sind sehr gut. Schicken Sie nur die Mährchen; Becker, und Huber quälen recht um solche leichte Sachen, für ihre Taschenbücher, da haben Sie denn den Vortheil, daß Sie sie einst noch einmal heraus geben können; und sie werden auch besser bezahlt als vom Buchhändler ich weis gewiß daß Friedrich dafür seyn wird, daß Sie sich nennen; es ist recht, und gut. Schreiben kann ich Ihnen heute Nichts, ich habe der Herz und Fichte geschrieben, und bin schreibemüde, überdies auch unwohl. Ihr Bruder ist der Liebling aller Leute hier; Malchen hält man aber allenthalben, für das unbegreifliche an Tieck. Uebrigens geht alles gut und schön und freundlich. Tieck hat mir neulich in einer guten Stunde viel von Ihnen gesagt, wie er Sie verehrt, und liebt; auch daß das Gedicht im Sternbald von Ihnen sey! ich war aber klug, und habe mich fremd gestellt. Auch hat er so viel ich weis an Hardenberg sehr viel von Ihnen gesagt. Ueberhaupt scheint es als zeigte er Ihnen nicht alle die Liebe die er für Sie hat; denn ich habe ihn niemals mit so vieler Freundlichkeit mit Ihnen, als von Ihnen sprechen sehen. Viele Grüsse an Bernhardi. Den Lausinger haben wir mit großem Jubel bemerkt. Wir erwarten nun dem Hamlet. Was sagen Sie zu dem Merkelsonnett. Sie liebe Bernhardi hätten nur dabey seyn müssen wie es gemacht ward es war eine grosse Stunde!
Es wird dem Bernhardi von der ganzen Comitté aufgetragen, heraus zu bringen, ob Jänisch auf keine Weise zum Geständniß der Diogenes Laterne zu bringen sey? Denn daß er der Verfasser ist, darüber bleibt kein Zweifel.
Liebe wenn die Herz mein Clavier oder das Sopha verlangt, so sind Sie so gütig es ihr zu schicken, denn der Fall, den ich voraussezte trifft ein es muß verkauft werden, und ich habe der Herz den Auftrag dazu gegeben. Leben Sie wohl, nehmen Sie heute mit mir vorlieb, ich will Ihnen künftig mehr schreiben,
Die Ihrige DV.
apropos was macht Bing? Grüssen Sie ihn von mir.
Friedrich grüßt Sie beyde herzlich[.]
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 4. November 1799
  • Sender: Dorothea von Schlegel ·
  • Recipient: Sophie Bernhardi ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 25. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Höhepunkt und Zerfall der romantischen Schule (1799 ‒ 1802). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hermann Patsch. Paderborn 2009, S. 21‒22.
Language
  • German

Weitere Infos ·